Ann Petry

The Street

Die Straße. Roman
Cover: The Street
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783312011605
Gebunden, 384 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling. Mit einem Nachwort von Tayari Jones. Als alleinerziehende Mutter kämpft Lutie Johnson unerschütterlich für ihre eigene Würde und darum, ihren kleinen Sohn Bubb inmitten all der Armut, Gewalt und rassistischen Verachtung, die sie umgibt, zu einem anständigen Menschen heranzuziehen. Schauplatz ist die 116th Street auf der Upper Westside in Manhattan. Keiner entrinnt dieser verkommenen Welt, in der Menschen zwangsläufig roh und stumpf und zu kriminellen Verzweiflungstaten hingerissen werden. Lutie ist entschlossen, den Absprung in ein besseres Leben zu schaffen, doch die Niedertracht der Straße und die Bosheit eines menschenverachtenden Systems stellen sich ihr mit aller Macht in den Weg.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.06.2020

Rezensentin Meike Feßmann ahnt den Zusammenhang zwischen den Ereignissen in den Straßen von Minneapolis und den rassistischen und frauenfeindlichen Verhältnissen im Harlem der 40er Jahre, wie sie Ann Petry in ihrem Roman von 1946 schildert. Die Themen Rassismus und Sexismus behandelt die Autorin laut Feßmann auktorial, indem sie die Figuren ihre Lage selbst analysieren lässt. Die Figur der Lutie Johnson und ihre Straße sind für Feßmann gleichberechtigte Protagonisten. Petrys Händchen für Spannung und die Dringlichkeit ihrer Themen erstaunen Feßmann nach wie vor. Stilistisch verortet sie den Text zwischen Dickens und Daphne du Maurier mit einem Schuss Thomas Wolfe.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.02.2020

Rezensentin Sylvia Staude liest den Debütroman der Afroamerikanerin Ann Petry von 1946 auch heute noch mit Gewinn. Wie die Autorin das Elend einer jungen Schwarzen in Harlem beschreibt, Diskriminierung, Sexismus, Gewalt, scheint Staude "glühend" und "quälend". Wie in einem Thriller scheint alles immer noch bedrohlicher zu werden für die Erzählerin. Dass die Figurenzeichnung grob sei, wie Kritiker der Autorin vorwarfen, möchte Staude aufrechnen gegen die schonungslose Offenheit des Textes.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.02.2020

Laut Rezensentin Marlen Hobrack ist Ann Petrys Erfolgsroman, erstmals 1946 erschienen, auch heute noch absolut lesenswert. Mit der Geschichte über eine alleinerziehende schwarze Mutter, die mit wechselnden Jobs alles versucht, um sich und ihr Kind aus dem Elend ihrer trostlosen Straße in Harlem zu befreien, konnte sie Rassismus in all seinen Facetten erfahren: das gönnerhafte und vorurteilsgeleitete Verhalten der Weißen, die potenzierte Frauenfeindlichkeit in diskriminierten Kreisen, die Ausbeutung der Schwarzen durch die Lebensmittel- und Kleidungsindustrie in Harlem und vieles mehr. Das, wie sie findet, aufrüttelnde Buch erscheint Hobrack auch in der gelungenen Neuübersetzung von Uda Strätling aktueller denn je.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.02.2020

Rezensentin Birgit Koß liest mit "The Street" den ersten, 1946 veröffentlichten Roman einer Afroamerikanerin, und sie ist begeistert. Ann Petry erzählt darin von der jungen Lutie, die als Kindermädchen in einer reichen weißen Familie arbeitet, um sich, ihren Sohn und ihren arbeitslosen Mann zu ernähren. Durch die Arbeit kommt sie zum ersten Mal mit dem amerikanischen Traum in Kontakt, wird zugleich aber auch mit den Vorurteilen der Weißen konfrontiert, lesen wir. Später gibt sie ihren Job auf, trennt sie sich von ihrem Mann, zieht mit ihrem Sohn nach Harlem und gerät hier in Armut und Elend. Das Milieu, in dem Lutie und ihr Sohn nun gelandet sind, beschreibt die Autorin mit einem klaren Blick, eindrücklichen Bildern und sehr viel Feingefühl, lobt Koß, wobei sie auch die Leistung der Übersetzerin Uda Strätling gewürdigt wissen will.