Andrzej Stasiuk

Der Stich im Herzen

Geschichten vom Fernweh
Cover: Der Stich im Herzen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518465776
Gebunden, 207 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Kaum jemand versteht so viel vom Unterwegssein als Lebensform wie der polnische Schriftsteller Andrzej Stasiuk. Seine fünfzig Stücke kurzer Prosa über das Reisen spielen in den wenig besiedelten Gegenden an der polnisch-ukrainischen Grenze, in der sibirischen Steppe, sie entführen uns bis nach China und in die Mongolei. Ein Buch über entwurzelte Künstler aus der lemkisch-slowakischen Provinz (Andy Warhol und Nikifor aus Krynica), die Arm in Arm über den Broadway schlendern. Impressionen und Meditationen über das Ende der Sesshaftigkeit, eine Liebeserklärung an den unbetretenen, unbeschriebenen Raum, an die mongolische Steppe, die "reinste" Landschaft, wo es nichts gibt außer Himmel und Erde. Ein Brevier für erfahrungshungrige Leser, denen der Gedanke an eine Welt jenseits der eigenen einen Stich ins Herz versetzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.07.2015

Andrzej Stasiuk zieht es an die Peripherie, in die Grenzgebiete und zu den Übergängen, weiß Nico Bleutge und hat auch in diesen Prosaskizzen erlebt, wie Stasiuks "poetisches Sensorium" anschlägt, wenn sich Beton mit Sand und Unkraut zu mischen beginnt. Bleutge ist dem Autor nach Ulan-Bator und in die Wüste Gobi gefolgt, nach Albanien und in Herta Müllers Geburstort Nitzkydorf, ausgestattet allein mit einem Schlafsack und aufmerksamen Blick. Was den Rezensenten dabei besonders fasziniert hat, ist, wie der polnische Autor dabei in der Landschaft die Spuren der Geschichte findet, er reist nicht nur in den Raum, sondern in die "Tiefe der Zeit". Einwände erhebt der Rezensent nur gegen Stasiuks Hang zu Gegenwartsdiagnosen, die er mitunter zur direkten Aussage geronnen sieht. Viel lieber sind ihm die Passagen, in denen das Rascheln getrockneter Kräuter in Sprache verwandelt wird.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 11.07.2015

Marko Martin meint den Dieselgeruch des Reisens zu riechen beim Lesen von Andrzej Stasiuks Fernwehgeschichten aus Polen, China oder der Inneren Mongolei. Doch steckt noch viel mehr für ihn in den Texten: nostalgisches Pathos, Poesie, Wildheit und eine Authentizität jenseits ostalgischer Projektionen. Der Osten war grau, jetzt ist er kitschig bunt, so ist das, lernt Martin. Und ein kahlrasierter weißrussischer Schläger liest keine Bücher. Dass damit auch rein gar nicht gewonnen wäre, bringt Stasiuk dem Rezensenten mit unverhohlener Freude bei.