Andre de Richaud

Der Schmerz

Roman
Cover: Der Schmerz
Dörlemann Verlag, Zürich 2019
ISBN 9783038200642
Gebunden, 220 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Sophie I. Nieder. Ich kenne André de Richaud nicht. Sein schönes Buch werde ich jedoch nie vergessen." So äußerte sich Albert Camus 1951 zu La douleur, den Roman, der ihn nach eigener Aussage inspirierte, Schriftsteller zu werden. Thérèse Delombre lebt mit ihrem Sohn Georges in einem Dorf in der Provence. Die junge Offizierswitwe leidet unter Einsamkeit und einem sexuellen Begehren, das sie nicht einmal beim Namen nennen kann. Und so konzentriert sie all ihre Aufmerksamkeit auf den kleinen Georges. Als deutsche Kriegsgefangene ins Dorf kommen, wird alles anders. Heimlich beginnt Thérèse ein Verhältnis mit dem schönen Otto Rülf. Ihr Sohn begegnet dem Fremden, der Thérèse nach einigen Monaten wieder verlässt, mit Misstrauen und Abneigung. Eine böswillige Nachbarin verrät Thérèse, sie wird von allen geächtet. Und sie ist schwanger.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.07.2019

Paul Brodowsky kann gut verzichten auf André de Richauds Roman von 1930. Die Geschichte um eine mit ihrem Begehren ringende Kriegswitwe und ihren Sohn in einem provenzalischen Dorf um 1914 hat durch die Konzentration auf die "Rückseite des Krieges" seiner Meinung nach zwar ein interessantes Setting, doch was der Autor daraus macht, scheint ihm entbehrlich, weil kitschig und stilistisch zweitklassig trotz manch feinsinniger Bilder, die der Autor für die Gefühle seiner Figuren findet. Richtig ärgerlich erscheint dem Rezensenten das abschätzige Frauenbild, das der Autor an den Tag legt, wenn er seine Figur der Lächerlichkeit preisgibt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2019

Rezensent Niklas Bender freut sich über die Wiederentdeckung dieses Romans von André de Richaud, der 1930 einen Skandal auslöste und dennoch, wie sein Autor, in Vergessenheit geriet. Dabei hat das Buch einiges zu bieten, versichert der Kritiker: Er folgt dem jungen George, einem Alter Ego des Autors, der in einem provenzalischen Dorf während des Ersten Weltkriegs, versucht, der erdrückenden Mutterliebe zu entkommen. Diese wiederum, Bäuerin und Kriegswitwe, löst einen Dorfskandal aus, als sie eine Affäre mit einem jungen Kriegsgefangenen beginnt, resümiert Bender. Allein mit welcher Poesie und Gnadenlosigkeit Richaud das Landleben und die Dorfbewohner skizziert, fasziniert den Kritiker. Vor allem aber bewundert er, wie vielschichtig der Autor die durch die "exzessive Mutterliebe" zermürbte Seele des Jungen zerlegt. Nicht zuletzt lobt Bender die Übersetzung von Sophie I. Nieder, die Richauds "frechen, freien" Ton gelungen ins Deutsche übertragen hat.
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