Amitav Ghosh

Zeiten des Glücks im Unglück

Indische Augenblicke
Cover: Zeiten des Glücks im Unglück
Karl Blessing Verlag, München 2006
ISBN 9783896673145
Gebunden, 346 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Illija Trojanow. Aus dem Englischen von Barbara Heller. Die vergangenen Jahrzehnte sind für den indischen Subkontinent verhängnisvoll gewesen: Indira Gandhi wird ermordet, die indische Regierung führt Atomtests in der Wüste Thar durch, ein Tsunami fordert Tausende von Opfern. Der hierzulande bislang nur als Romanautor bekannte Inder Amitav Ghosh erzählt von den wesentlichen politischen, sozialen und kulturellen Ereignissen seiner Heimat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2006

Erstmalig auf Deutsch sind ausgewählte Reportagen des Romanciers Amitav Gosh zu lesen, freut sich Hans-Peter Kunisch. Er bewundert die Ruhe, mit der der indische Autor seine Reportagen ausbreitet und die Rafinesse, mit der er sich seinen Themen nähert. So erzähle Gosh in seinem Text über Kambodscha zunächst über die Tänzerinnen-Karriere von Pol Pots Schwägerin, ehe er sich dem Diktator selbst widme. Seine berühmte Tsunami-Reportage wiederum beginnt mit der Geschichte einiger Inselgruppen, ehe er sich des Einzelschicksals seines Sitznachbarn im Flugzeug annimmt, der bei der Katastrophe Frau und Tochter verloren hat, so der Rezensent fasziniert. Die nach wie vor tiefe Verbundenheit des seit vielen Jahren in New York lebenden Autors erkennt Kunisch in der "wunderbar eindringlichen" Reportage über "Indiens vergessenen Unabhängigkeitskrieg".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2006

Hoch erfreut zeigt sich Claudia Kramatschek über die erste deutschsprachige Veröffentlichung einer Auswahl der feinfühligen Essays und kunstvollen Reisereportagen des indischen Romanciers Amitav Ghosh. Auch als Kenner der Geschichte Indiens der letzten zwanzig Jahre finde man in den elf Texten immer Neues und höchst Lehrreiches, ohne vom enervierenden Tonfall eines allwissenden Oberlehrers gestört zu werden. Ghosh verstehe es dabei glänzend, eingebunden in präzise Faktenrecherche, immer den Menschen als Maßstab aller Geschichte und Geschichten in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen. So gelinge ihm sogar die Auseinandersetzung mit einem der schrecklichsten Kapitel der Region, wenn er sich in Kambodscha auf die Spurensuche nach dem Menschen hinter der grauenhaften Figur Pol Pots begebe.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Ausgesprochen glücklich ist Rezensentin Bernadette Conrad, dass deutsche Leser nun auch das leichthändige essayistische Werk dieses Schriftstellers kennen lernen können. Amitav Goshs Essays und Reportagen stammen ihren Informationen zufolge aus dem vergangenen beiden Jahrzehnten, und ließen sich "in ihrem großen Bogen" auch als "fragmentarische Autobiografie" dieses Autors lesen, der sich entlang der in seinen Essays beschriebenen Ereignisse zum Autor bildete. Einem Autor, in dessen Werk aus Sicht der Rezensentin "das Politische und das Poetische" Aspekte einer einzigen Perspektive seien. Conrad zeigt sich besonders beeindruckt von der Neugier und Empathie, mit der sich Gosh seinen Themen widmet. Ob er den 2005 "Verwüstungen des Tsunami" oder 1984 den Überlebenden der Lynchjustiz an den Sikhs nach dem Mord an Indira Gandhi, ob er in Burma den Verwüstungen der Terrorherrschaft oder Erdbebenopfern nachgehe - immer macht die Rezensentin die "Kategorie der verletzten Würde" als entscheidend für Goshs Ansatz des Verstehens aus.
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