Alice Schwarzer

Lebenswerk

Cover: Lebenswerk
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2020
ISBN 9783462054361
Gebunden, 480 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Nachdem Alice Schwarzer 2011 im "Lebenslauf" ihre Herkunft, ihre Kindheit und Jugend sowie die frühen Jahre als Journalistin geschildert hat, berichtet sie nun über die großen Themen ihres Lebens und ihrer Arbeit, durch die sie über Jahrzehnte ein ganzes Land geprägt hat und noch prägt: Ihre Kämpfe gegen Gewalt an Frauen und Kindern, gegen die Männerjustiz, das Abtreibungsverbot, Sexismus, Pornografie und Prostitution- und für eine "Vermenschlichung der Geschlechter" sowie die Aufhebung der Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern sind legendär. Motto: "Die Hälfte der Welt für die Frauen - die Hälfte des Hauses für die Männer!" Durch Alice Schwarzers lebendig erzählten Rückblick auf 50 Jahre wird das Ausmaß ihrer politischen Interventionen sichtbar, bis hin zu MeToo und der Kritik am politischen Islam. Ohne sie sähe das heutige Deutschland anders aus. Immer wieder hat Alice Schwarzer mit spektakulären TV-Streitgesprächen etwa mit Esther Vilar (1975) oder Verona Feldbusch (2001) Geschichte geschrieben, genauso wie mit ihren Büchern, der Gründung der Zeitschrift Emma (1977) oder ihren öffentlichen Aktionen gegen den §218 ("Ich habe abgetrieben") und "PorNO". Und immer wieder stand auch sie selbst im Mittelpunkt heftiger medialer Auseinandersetzungen über ihre Person.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.12.2020

Chapeau an Rezensentin Iris Radisch, die sich durch den zweiten Teil der Biografie einer "Institution" gearbeitet hat und dennoch die "Selbstpropagandistin" und ewigen Rechthaberin fein trennen kann von der Aufklärerin und Journalistin! Die Kritikerin sagt deutlich genug, dass einem der Triumph-Fanfaren-Ton der Schwarzer auch mal auf den Wecker gehen kann. Aber nie stimmt sie in den allgegenwärtigen Spott ein oder gar in die Kritik der "Alphamädchen" des neuen Feminismus, die "Porno oder Burka" für selbstbestimmte Optionen von Frauen halten - hier reichhaltig ausgebreiteter "Hennenkampf". Vielmehr analysiert die Kritikerin an dieser Autobiografie, wie Schwarzer nicht nur Institution sondern sogar "Imperium" wurde - und deutet auf ihre Lehrerin auch in Sachen Vernetzung und Diskurshoheit, nämlich Simone de Beouvoir. Selbst den im Anhang wieder publizierten wichtigsten Schwarzer-Texten kann sie etwas abgewinnen, nämlich den Beweis wirklich unermüdlicher Aufklärung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.10.2020

Rezensentin Shirin Sojitrawalla trifft im zweiten Teil von Alice Schwarzers Autobiografie auf genau jenes sie bisweilen nervende übergroße Selbstbewusstsein der Autorin, das ihr schon vertraut ist. Wen Schwarzer im Leben so alles getroffen, was sie alles gewagt und erreicht hat, kann Sojitrawalla hier noch einmal doppelt unterstrichen nachlesen, Selbstkritik: Fehlanzeige. Geschenkt, meint Sojitrawalla. Auf Schwarzers Verdienste in Sachen Belange der Frau lässt sie nichts kommen. Die ganze Bandbreite und Ausdauer von Schwarzers Engagement ist schier beeindruckend, findet sie. Wer wissen möchte, was sich bei uns in der Frauenfrage in den letzten 50 Jahren getan hat, lese dieses Buch, rät Sojitrawalla.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020

Obgleich Rezensentin Meredith Haaf neue Bücher zum Thema Geschlechtergerechtigkeit durchaus nötig und wichtig findet, langt sie in ihrer Sammelbesprechung gleich drei neuer Titel - Alice Schwarzers "Lebenswerk", Susan Arndts "Sexismus" und Linda Scott: Das weibliche Kapital" - ganz schön zu. Alice Schwarzer hatte Haaf eigentlich schon in die rechte Ecke geschoben, doch überraschenderweise findet sie ausgerechnet deren Erinnerungen am lesenswertesten von den dreien. Gewiss, Schwarzer würdige sich hier ausgiebig selbst, aber geschenkt, macht ja auch sonst keiner, so Haaf. Sie gesteht zu, dass die bejahrte Feministin immer noch fesselnd erzählen kann, wenn auch nichts in diesem Buch wirklich neu sei. Wie gewohnt bekomme man "scharfe Islamkritik und psychologische Hartleibigkeit" von ihr geliefert. Aber alles in allem beeindruckt sie das Resümee dieses Lebens, der Kämpfe und Erfolge, die Schwarzer für Frauen erzielt hat, doch enorm. Schwarzers Buch "Der kleine Unterschied" ist für Haaf bis heute das beste Buch des Feminismus in Deutschland geblieben, weil es "das Kleine und Genaue" auslote. Und darauf, so muss man Haaf wohl interpretieren, kommt es immer noch an.
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