Alejo Carpentier

Mein Havanna

Geschichten über die Liebe zur Stadt
Cover: Mein Havanna
Ammann Verlag, Zürich 2000
ISBN 9783250300014
Taschenbuch, 200 Seiten, 15,24 EUR

Klappentext

Aus dem kubanischen Spanisch von Wolfgang Eitel. Über fünf Jahrzehnte hinweg war Alejo Carpentier ein aufmerksamer und genauer Beobachter seiner Heimatstadt Havanna. Die hier versammelten Texte - der erste aus dem Jahr 1925, der letzte von 1973 - zeichnen liebevoll ein farbiges Porträt dieser Stadt und ihrer Bewohner im Wandel der wechselvollen Zeiten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.09.2000

Georg Sütterlin sieht die nun in deutscher Übersetzung herausgekommenen Havanna-Aufsätze als Resultat des "gegenwärtigen Kuba-Fimmels". Die Sammlung von Texten aus 50 Jahren ist aber keinesfalls als Reiseleitfaden zu lesen, so Sütterlin, denn sie leistet mehr, indem sie "Hintergründe, Ursprünge und Entwicklungen" aufzeichnet. Dabei hat der Autor, selbst Architekt, ein besonderes Interesse an den architektonischen Seiten Havannas, die er "lyrisch und evokativ" reflektiert, so der Rezensent angetan. Besonders lobt Sütterlin den Stil der Texte und versichert, dass sie ganz ohne angestrengte Originalität oder Witzeleien auskommen und sich damit angenehm vom zeitgenössischen Feuilleton abheben. Allerdings stellt der Rezensent eine "klare Zäsur" zwischen früheren Aufsätzen und Texten nach der kubanischen Revolution fest. In den späteren Texten herrsche eine "akklamatorische Note" vor, und wirke in ihrer "Servilität" unwillkürlich komisch. Doch das kann die vielen "lehrreichen und überraschenden" Einsichten der Stadtbetrachtungen nicht ernsthaft entwerten, findet der Rezensent, weshalb sein Urteil alles in allem positiv bleibt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.04.2000

Offenbar aus eigener Kenntnis der Stadt bespricht Wilfried F.Schöller diesen „Taschenbrevier des entlegenen Blickwinkels“ über Havanna. Von dem Kubaner Carpentier (1904 - 1980), der als einer der großen lateinamerikanischen Schriftsteller galt, sind hier Essays und Feuilletons zusammengetragen, die allesamt eine „Ortsbesichtigung“ der „kreolischen Kapitale“ beinhalten. Dabei hat Schoeller beeindruckt, dass sich ganz nebenbei für den Europäer „Lesarten der Moderne“ ergeben, nämlich in der Reflexion über „das Fragment, die Collage, das Kaleidoskop“, das die kubanische Hauptstadt im Blick Carpentiers zu bieten hat. So kann das Buch jedem Versuch, den heutigen Touristen „verwirrt und ahnungslos“ zu halten, ganz entschieden etwas entgegensetzen, indem es nicht nur die Politik sondern auch die eigene Kulturgeschichte lesbar macht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.03.2000

Jochen Jung hält Alejo Carpentier für einen großen Schriftsteller. Aber: "Wer das nicht weiß, wird es aus diesem Buch auch nicht erfahren", schreibt er in seiner Besprechung. Der vorliegende Band enthält Texte aus sechs Jahrzehnten über Carpentiers Heimatstadt, in den meisten Fällen für Zeitungen verfaßt. Die Texte sind von unterschiedlicher Qualität, und ausgerechnet der längste unter ihnen, bemängelt Jung, sei zugleich der schwächste. Auch die Fotos findet er "hübsch, aber meist überflüssig", ein Stadtplan wäre ihm sinnvoller erschienen. Dennoch: das Buch gehört für Jung ins Reisegepäck nach Kuba, weil dort noch einmal etwas aufschimmert, "was vielleicht kurz davor ist, Patina zu werden".
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