Alain Mabanckou

Black Bazar

Roman
Cover: Black Bazar
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2010
ISBN 9783935890687
Gebunden, 272 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andreas Münzer. Der Held dieses Romans ist ein weithin respektierter Experte weiblicher "B-Seiten", der vom Gesäß einer Frau auf ihren Charakter schließen kann. Das Problem ist nur, dass seine eigene Frau mit einem Bongo-Spieler durchgebrannt ist, von dem es heißt, er habe mehr Erfolg beim weiblichen Geschlecht als James Brown. Und so verkriecht sich unser Held in einer Bar im 1. Pariser Arrondissement, wo er mit Freunden über das Leben im Großen und seine bemitleidenswerte Lage im Ganzen philosophiert. Da ist von seinem rassistischen Nachbarn die Rede, der alle Schwarzen hasst, obwohl er selbst einer ist. Vom arabischen Ladenbesitzer, der sich als Retter der abendländischen Kultur aufspielt und zugleich glühender Anhänger eines afrikanischen Diktators ist. Aber auch über Haut-Bleichmittel wird diskutiert, über die Philosophie des passenden Krawattenknotens und wie man es schafft, die richtige Frau rumzukriegen ...

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.09.2010

Christine Regus zeigt sich zwar höchst fasziniert von Alain Mabanckous Roman "Black Bazar", der tief in Sprache und Milieu der "Sapeurs" einführt. Trotzdem befürchtet sie, dass es der Roman beim deutschsprachigen Publikum sehr schwer haben wird, denn sie sieht die Übersetzung des sehr schwer zu übertragenden französischen Originals als gänzlich missglückt an. Der 1966 in der Republik Kongo geborene Autor, der heute als Professor der vergleichenden Literaturwissenschaft in Los Angeles ansässig ist, davor aber lange in Paris lebte, beschreibt in seinem Roman subtil eine Szene, in die weiße Europäer kaum Einblick haben, erklärt die Rezensentin. Es sind die afrikanischen Emigranten, die sich in einer Mischung aus "Eleganz und postkolonialer Parodie" europäisch kleiden und dabei ihre außerordentliche Extravaganz betont zur Schau tragen, führt Regus aus. Ebenso wichtig sei allerdings die Rhetorik dieser "männlichen Diven", die sich unbekümmert in rassistischen und sexistischen Vorurteilen ergehen und sich "subversiv an der Grenze der kolonialen Mimikry" bewegen, so die Rezensentin. "Erfrischend politisch unkorrekt" liest sich dieses "Spiel mit rassistischen Stereotypen" im Original. Der Übersetzung, die in den Augen Regus' allzu ängstlich an der Vorlage klebt, allerdings gelinge es allerdings nicht, die feinen Abstufungen franko-afrikanischer Dialekte, Jugendsprachen und "Schlagfertigkeitswettbewerbe" in ein lesbares Deutsch zu verwandeln, wie sie moniert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.05.2010

Jeannette Villachica hat sich zum Gespräch mit dem in den USA und Frankreich lebenden kongolesischen Autor Alain Mabanckou getroffen, sich merklich von seiner "physischen Präsenz" beeindrucken lassen und sich mit ihm über seinen ersten ins Deutsche übersetzten Roman "Black Bazar" unterhalten. Der Autor schildert darin mit viel Witz, Respektlosigkeit und politischer Unkorrektheit die sich in einem Pariser Cafe bei Les Halles treffende Gruppe von Schwarzen aus den verschiedensten afrikanischen Ländern, die dort ihre gegenseitigen Vorurteile pflegen und sich in der Helligkeit ihrer Haut zu übertreffen suchen, lässt die Rezensentin wissen.  Mabanckou vermischt unbekümmert Fakten und Fiktion, den politisch-historischen Hintergrund der Kolonialgebiete oder afrikanische oder europäische Literaturreminiszenzen, aber gerade das macht - zusammen mit den Macho-Sprüchen und Unverschämtheiten der Protagonisten - den Roman so unterhaltsam, versichert die vergnügte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.04.2010

Alex Rühle berichtet von einem Rundgang mit Alain Mabanckou durch das Pariser Schwarzenviertel Goutte d'Or und stellt uns dessen Roman "Black Bazar" vor, der letztes Jahr in Frankreich Aufsehen erregte und nun auf Deutsch vorliegt. Darin erklingt ein Chor von afrikanischen Exilanten, die sich in Frankreich zurechtzufinden suchen und zusammen einen "selbstgerecht-frustrierten Opferdiskurs der Zukurzgekommenen" anstimmen, fasst der Rezensent zusammen. Es wird von Menschen erzählt, die sich mit Chemikalien die Haut weißer zu färben versuchen und von den gegenseitigen Vorurteilen. Zentrale Themen sind Leben in der Fremde, Identität und "Binnenrassismus" unter den Schwarzen, so Rühle, der deshalb umso beeindruckter ist, wie leichtfüßig und unterhaltsam Mabanckou sein "tonnenschweres" Sujet anpackt. Denn auch wenn er implizit durchaus den "Kolonialismus- und Identitätsdiskurs" aufgreift und sich auf Gewährsmänner wie Frantz Fanon oder Aime Cesaire bezieht, dominiert ein burlesker, lockerer Ton, der die Gefahr eines erhobenen Zeigefingers gar nicht erst aufkommen lässt, so der Rezensent begeistert. Und von den Bewohnern Goutte d'Or wird der 1966 in der Republik Kongo geborene Autor für seinen Roman auf jeden Fall gefeiert, kann Rühle bei ihrem gemeinsamen Spaziergang feststellen.
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