Alain de Libera

Der Universalienstreit

Von Platon bis zum Ende des Mittelalters
Cover: Der Universalienstreit
Wilhelm Fink Verlag, München 2005
ISBN 9783770537273
Gebunden, 508 Seiten, 69,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Konrad Honsel. Alain de Libera schildert die weitreichende Geschichte des Universalien-Problems, das bereits Platon und Aristoteles beschäftigte, minutiös und aufschlussreich zugleich. Sein methodisches Vorgehen erinnert dabei an Foucault, vor allem aber an den Nietzsche der Genealogie der Moral.
Im Unterschied zur analytischen Philosophie des angelsächsischen Raums, die in ihrer "Geschichtsschreibung" dazu neigt, aktuelle Positionen in die Vergangenheit zu projizieren, untersucht de Libera den Gegensatz zwischen Realisten und Nominalisten nicht zeitenthoben unter dem Blickwinkel einer vermeintlichen Wahrheit, sondern fragt nach den Entstehungsbedingungen des Universalienstreits und seiner Bedeutung für das Denken.
Dabei zeigt sich, daß dieser Streit wie kein anderer philosophische Innovationsschübe bewirkt hat. Nirgendwo sonst läßt sich die Entstehung neuer Theoriesprachen, neuer Modelle und Instrumente der Analyse so gut beobachten wie hier, man denke etwa an den Begriff der Intentionalität, die Lehre vom Zeichen, die Theorie der Abstraktion. All diese typisch mittelalterlichen Errungenschaften werden von de Libera in ihrem historischen Kontext analysiert, gleichzeitig aber in einen Horizont gerückt, der ihr Modernitätspotential sichtbar macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2006

Alain de Liberas nun auf deutsch vorliegendes Werk über den Universalienstreit hat Rezensent Kurt Flasch begeistert. Zunächst erläutert er ausführlich den Universalienstreit - die Frage, ob das Allgemeine in den Dingen liegt oder nur in den Begriffen - und stellt ihn in den Kontext der mittelalterlichen Philosophie. Den Ansatz de Liberas kennzeichnet er als "philosophisch-historisch", bei "größtem Interesse für das Detail". De Liberas Auseinandersetzung mit den zahlreichen Autoren von Platon bis Ockham hält Flasch für "ungewöhnlich differenziert". Er würdigt die Arbeit als "subtil, manchmal auch kompliziert", sieht darin aber auch zugleich ein "munteres, zuweilen keck-ironisches Buch". Abschließend bedenkt er die schwierige Aufgabe einer angemessen Übersetzung. Die von Konrad Honsel sieht er von der Sorge geprägt, "nur ja korrekt zu sein", weswegen der Übersetzer eine Fülle von Erklärungen, Anhängen, Einschüben, Aus- und Einklammerungen eingefügt habe. Zum Bedauern Flaschs zieht das einen "nervösen und zerstückten Text" nach sich. Ein Nachteil, der die zahlreichen Vorzüge des Buches allerdings nicht verdecken kann: "Durch eine immense Stoffülle, zugleich aber durch Witz und Gelehrsamkeit, durch Raffinesse der Methodenreflexionen und wegen der Bedeutung seines Gegenstandes überragt es fast alles Vergleichbare."
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