Adolfo Bioy Casares

Morels Erfindung

Roman
Cover: Morels Erfindung
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518414262
Gebunden, 154 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen neu übersetzt von Gisbert Haefs. Mit einem Nachwort von Rene Strien. Etwas Merkwürdiges liegt über dieser Insel. Der Mann, der hier Zuflucht vor der Justiz gefunden hat, glaubt sich zunächst allein in dieser von Überschwemmungen heimgesuchten Einöde. Auf seinen Streifzügen findet er ein Schwimmbecken, eine Kapelle, ein Museum, überzogen vom Geruch der Verlassenheit. In den Kellerräumen des Museums aber stößt er auf riesige funktionsfähige Maschinen, deren Zweck er sich nicht erklären kann. Er hat keine Zeit, sich darüber zu wundern: Unversehens ist seine Insel voller Menschen. Wie sind sie unbemerkt hierher gekommen? Sind es seine Verfolger, die ihm auf der Spur sind? Er versteckt sich vor ihnen, auch vor der etwas zigeunerhaft schönen Frau, die Abend für Abend bei den Klippen auf das Meer schaut...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.07.2003

Andreas Breitenstein freut sich darüber, dass der Suhrkamp Verlag Adolfo Bioy Casares' "seltsam sprödes, aber ungemein faszinierendes Buch" als Beginn einer "kleinen Werkausgabe" wieder zugänglich gemacht hat. Es erzähle von einem politischen Dissidenten, der auf einer einsamen Insel menschlichen Hologrammen begegnet. Die Menschen sind zwar schon tot, jedoch sind sie durch die holografische Projektion des verrückten Wissenschaftlers Morel zur ewigen Wiederkehr verdammt. Für Breitenstein ist das eine "schlechte Unsterblichkeit, sie vernichtet die Substanz des Menschlichen, indem sie es auf die Faktizität reduziert". Casares wirft auf knappem Raum die drängendsten Fragen der menschlichen Existenz auf, lobt unser Rezensent. Die "Raffiniertheit dieser Parabel" besteht für ihn darin, dass der Leser in die Unwirklichkeit der Insel verstrickt wird. Er ist gefesselt von der "Genauigkeit der phantastischen Erfindung", die Borges als "rationale Imagination" gelobt hat. Ironisches I-Tüpfelchen ist für den Rezensenten der penible Fußnotenapparat des fiktiven Herausgebers.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.2003

Große Namen sind es, die Hans-Martin Gauger nennt, um das 1940 erschienende Werk des 1999 verstorbenen argentinischen Autors zu charakterisieren: Kafka und Kleist. Ähnlich quälend sei die Lektüre - und ähnlich gut! Zu viel will Gauger nicht verraten, aber ein ungewöhnlicher phantastischer Roman sei es, ein eigenartiger Krimi ebenfalls und überhaupt "seltsam, ja rätselhaft, bald aber auch faszinierend". Dazu trägt vor allem die Form der Erzählung bei: eigentlich unmögliche, weil die Handlung ganz unmittelbar erfassende Tagebucheinträge, begleitet von den Anmerkungen eines fiktiven Herausgebers, erklärt unser Rezensent. Gauger hat noch einmal zur deutschen Erstausgabe aus dem Jahr 1965 gegriffen und das Vorwort von Jorge Luis Borges nachgelesen: Der fand den Roman "vollkommen". Der Rezensent lobt an der neuen Ausgabe die Übersetzung von Gisbert Haefs und das Nachwort von Rene Strien und schließt sich dem Urteil des Meisters an.
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