Ada Raev

Russische Künstlerinnen der Moderne (1870-1930)

Historische Studien, Kunstkonzepte, Weiblichkeitsentwürfe. Habil.
Cover: Russische Künstlerinnen der Moderne (1870-1930)
Wilhelm Fink Verlag, München 2002
ISBN 9783770536993
Kartoniert, 451 Seiten, 127,00 EUR

Klappentext

Mit 157 farbigen Abbildungen auf Tafeln und 141 SW-Abbildungen im Text. Mit ihren Werken, ihren theoretischen Positionen und ihren Aktivitäten im zeitgenössischen Kunstleben haben russische Künstlerinnen die Geschichte der russischen und europäischen Kunst zwischen 1870 und 1930 wesentlich mitgeprägt. In ihrem Buch erörtert Ada Raev zum einen mentalitätsgeschichtliche, politische und institutionelle Rahmenbedingungen wie das Frauenbild in der russischen Orthodoxie, der kulturelle Stellenwert der Frau in der russischen Adelsgesellschaft, die "Frauenfrage" in der russischen Intelligenzia und die Entwicklung der Künstlerinnenausbildung sowie Formen der professionellen Sozialisation. Zum anderen werden bekannte und vergessene Künstlerinnenpersönlichkeiten und ihr Wirken beleuchtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.06.2003

Karoline Hille rezensiert eine Habilitationsschrift, die für sie eine eklatante Forschungslücke schließt. Hier im Westen sind bisher nur Publikationen erschienen, die sich - fast ausschließlich - mit russischen Künstlerinnen der Avantgarde beschäftigt haben, führt Hille aus. In Russland wiederum gab es in den vergangenen Jahren eine große Publikationswelle von Selbstzeugnissen vieler Künstlerinnen und anderer Quellen, die in die hiesige Forschung noch kein Eingang gefunden haben, weiß Hille. Für sie ist Ada Raev wie keine sonst berufen, diese disparate Quellenlage zusammenzufügen und das Thema gründlich zu sondieren: Raev ist Kunsthistorikerin, hat in der Sowjetunion studiert und macht aus ihrer Verankerung, wie Hille schreibt, in der feministischen Kunst- und Kulturwissenschaft keinen Hehl. Das von Raev ausgewertete Material bestätigt "mühelos", so Hille, dass Frauen in Russland bis 1930 aufgrund ihrer professionellen Tätigkeit regelrecht zu einem kulturellen Faktor wurden. Zugleich widerlegt Raev einige feministische Mythen, erklärt die Rezensentin: weder lasse sich die These von der Andersartigkeit der russischen Künstlerinnen aufrechterhalten - sie waren ebenso von der westlichen Moderne beeinflusst wie andere auch -, noch seien sie alle strahlende Emanzipationsikonen gewesen. Einziger Makel der Studie ist für Hille die zu starre Untergliederung in künstlerische Gattungen, die dem Hin- und Herspringen zwischen den Genres, das als besonderes Merkmal russischer Künstlerinnen gilt, nicht gerecht werde.
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