Armin Thurnher

Heimniederlage

Berichte aus dem neuen Österreich
Cover: Heimniederlage
Zsolnay Verlag, Wien/München 2000
ISBN 9783552049758
Gebunden, 180 Seiten, 13,80 EUR

Klappentext

Österreich im Schatten Jörg Haiders. Die dramatische Entwicklung der letzten Monate steht im Zentrum von Thurnhers zweitem Buch, das die innenpolitischen Auswirkungen beleuchtet und die internationalen Folgen diskutiert. Von der neuen Regierungspolitik und dem Widerstand der Zivilgesellschaft, von der Rolle der Medien und der Parteien bis hin zu den Gefahren einer rechtspopulistischen Bewegung für die Europäische Union reicht seine zugleich scharfsinnige wie pointierte Bestandsaufnahme.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.01.2001

Herbert Riehl-Heyse ist völlig begeistert von dem Buch, das sich mit Jörg Haider und den österreichischen und ausländischen Reaktionen auf seinen Aufstieg befasst. Er preist die "unerbittliche Gelassenheit" des Autors, der als Journalist und Chefredakteur des Wiener Stadtmagazins Falter tätig ist und lobt Thurnher als "hinreißenden Berichterstatter", der ebenso genau auf die antisemitischen Beiträge der Kronenzeitung wie auf die "chauvinistische Sportberichterstattung" des Österreichischen Rundfunks hinweist. Darüber hinaus habe er seine Funde wundervoll "vernichtend kommentiert". Seine Charakterisierung Haiders als "minimo leader" erscheint dem Rezensenten dabei erheblich wirkungsvoller und treffender, als die panischen und dabei "blöden Vergleiche" mit Hitler. Und so würdigt er das "andere Österreich" jenseits der Haider-Euphorie bzw. Panikmache als den Teil des Landes, in dem "besonders gute Bücher geschrieben" werden.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.09.2000

Das "politische Psychogramm" Österreichs hat der Chefredakteur des Wiener "Falter" hier vorgelegt, schreibt Warnfried Dettling. Dabei geht es nicht nur um Österreich, sondern um ganz Europa, das der Autor ansiedelt zwischen wirtschaftlicher Stabilität und Kontinuitätsbruch; damit ist es den Gefahren einer Erosion seiner Demokratien, des Populismus und einer schleichenden Renationalisierung ausgesetzt. Verantwortlich für den Zustand eines mangelnden Dialogs zwischen "Volk" und "kritischer Öffentlichkeit" ist für den Autor zu einem großen Teil die "politische Macht einer Boulevardzeitung", die allzu gern nur bestätigt was schon da ist, Rassismus und Antisemitismus, so Dettling. Ein Rezept dafür, wie Zugehörigkeitsgefühl als Gegenwelt zur Kälte der Ökonomie ohne brutale Ausgrenzung erreichbar ist, so der Rezensent, hat auch Thurnher nicht. Aber er hat hier einen "gescheiten politischen Text" publiziert, der nicht nur Österreicher angeht, denn vielleicht, so Dettling, ist dies der Bericht aus "einer kleinen Welt, in der die große ihre Probe hält".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.09.2000

Ein Gutes habe der Aufstieg des österreichischen Populisten Haider, meint Robert Misik einführend: Er bedeute einen "Aufschwung der politischen Publizistik" in Österreich. Misik findet nur lobende Worte für die alpenländische Chronik der Ereignisse vom Oktober 1999 bis zum Sommer 2000, die der Autor, Chefredakteur der Wiener alternativen Wochenzeitung "Der Falter", mit vielen aussagereichen Anekdoten füllt. Thurnher analysiere klug und mit dem Wort "Angstlust" behaftet jene Wendestimmung im Land, die das vorher unmöglich Geglaubte möglich machte. "Österreich als Mangelerlebnis" heißt das Motto von Thurnhers Analyse, schreibt Misik, und dem Rezensenten zufolge mangelt es Österreich an allem: an ziviler Öffentlichkeit, an demokratischem Verständnis, an intellektuellen Tugenden, an Zivilcourage. Der Autor sei klug genug, die symbolischen Proteste von außen wichtig zu nehmen und für richtig zu halten.