Ulrich Herbert (Hg.), Hans Sarkowicz (Hg.), Michael Krüger (Hg.)

Jahrhundertstimmen 1945-2000

Jahrhundertstimmen II - Deutsche Geschichte in über 400 Originalaufnahmen
Cover: Jahrhundertstimmen 1945-2000
DHV - Der Hörverlag, München 2023
ISBN 9783844549027
Hörbuch, 65,00 EUR

Klappentext

4 MP3-CDs mit einer Laufzeit von ca. 40h. "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten", "Ich bin ein Berliner", "Wir wollen mehr Demokratie wagen", "Wir sind das Volk", "Blühende Landschaften", die "Ruck"-Rede - das sind nur wenige der zahlreichen Originalaufnahmen, die für die deutsche Geschichte der Jahre 1945-2000 stehen. Nach aufwändigen Recherchen, u. a. im Deutschen Rundfunkarchiv, lässt sich diese Zeit nun in ca. 400 Originalaufnahmen nachhören. Mit der Kapitulation Deutschlands und dem Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt für Deutschland unter der Führung der alliierten Kräfte eine Phase des Wiederaufbaus, der Erneuerung staatlicher Strukturen und wirtschaftlicher Bündnisse, Entmilitarisierung und Entnazifizierung. Die Vertiefung ideologischer Gräben, Kalter Krieg und deutsche Teilung, die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen beider deutscher Staaten bis hin zur Wiedervereinigung und deren Folgen, all das ist hier in Zusammenstellung in Originaltönen aus Politik, Kultur und Gesellschaft erlebbar und auf einzigartige Weise vermittelbar. In Gesprächen mit dem Historiker Ulrich Herbert, dem Verleger und Autor Michael Krüger sowie der Schriftstellerin Ines Geipel führt Hans Sarkowicz ein und liefert Hintergründe zu den historischen Tonaufnahmen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.02.2024

Der zweite Teil des wieder von dem Historiker Ulrich Herbert klug und souverän kommentierten Hörbuchs zur deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts widmet sich den Jahren 1945 bis 2000, so Rezensent Wolfgang Schneider. Zu hören bekommen wir diverse Originalaufnahmen, die durch die politischen Ereignisse und gesellschaftlichen Trends der Zeit führen. Die deutsche Teilung wird in den O-Tönen vor wie hinter dem Eisernen Vorhang ausführlich kommentiert, erfahren wir, der Mauerbau kommt ebenso vor wie die Jubelschreie bei Helmut Kohls Rede vor der Dresdner Frauenkirche 1989. Besonders hervorgehoben werden von Schneider unter anderem eine Rehbraten-Reminiszenz Theodor W. Adornos, zynisches Walter-Ulbricht-Gewitzel, eine groteske DDR-Stalin-Trauerfeier, in die sich aus technischen Gründen eine Hitlerrede mischt, sowie eine vorschnell produzierte, kontrafaktische Dankesrede des Frankfurter Oberbürgermeisters, der sich freut, dass seine Stadt 1949 zur Hauptstadt der Bundesrepublik erkoren wurde.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2023

Rezensent Stefan Fischer ist sehr angetan von der Auswahl an Tondokumenten, die die Herausgeber für den zweiten Teil ihres "Jahrhundertstimmen"-Projekts ausgesucht haben. Nachdem Teil 1 sich den Jahren 1900 bis 1945 widmete, sammelt das Nachfolgehörbuch, erfahren wir, O-Töne aus der Zeit zwischen 1945 und 2000. Fischer ist erstaunt darüber, wie selbstverständlich viele der Redner - fast alle genannten Beispielstimmen sind männlich - für sich in Anspruch nehmen, für eine Allgemeinheit zu sprechen. Der Westen und der Osten Deutschlands sind sich in dieser Hinsicht ziemlich ähnlich, findet der Rezensent, der andererseits eine Rede Hans Magnus Enzensbergers positiv hervorhebt, weil sie eben solche Ähnlichkeitsverhältnisse deutlich benennt. Die Sammlung präsentiert das Zeitgeschehen nicht als bloße Ereignis-, sondern auch als Kultur- und Mentalitätsgeschichte, freut sich Fischer, als Beispiele für die große Bandbreite nennt er die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, den DDR-Arbeiteraufstand, aber auch Tondokumente wichtiger Intellektueller wie Thomas Mann und Adorno. Selbst Hitchcock kommt zu Wort, und auch das ist lehrreich, heißt es zum Abschluss.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.10.2023

55 Jahre Zeitgeschichte in vierzig Stunden versammelt diese Publikation des Hörverlags - und Rezensent Ijoma Mangold ist ganz berauscht, wie er in seiner knappen Kritik bekennt. Er hört, wie nüchtern und würdevoll Ludwig Erhardt und Willy Brandt ihr Rücktritte verkündeten, wie Erich Honecker vor Beat-Musik warnte oder wie sich Anna Seghers quälte, wenn sie die SED-Diktatur zur Menschheitshoffnung verklären wollte. Humor gibt's hier kaum, dafür umso mehr Pathos, meint Mangold, der in den Stimmen dennoch noch ein Fünkchen mehr Wahrheit entdeckt als in der bloßen Vermittlung historischer Fakten.