Wulf Kirsten (Hg.)

Beständig ist das leicht Verletzliche

Gedichte in deutscher Sprache von Nietzsche bis Celan
Cover: Beständig ist das leicht Verletzliche
Ammann Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783250105350
Gebunden, 1120 Seiten, 79,95 EUR

Klappentext

Mit der vorliegenden Anthologie ermöglicht uns Wulf Kirsten einen neuen Blick auf die Lyrikepoche von 1880 bis 1945. Noch nie wurde diese Zeit der politischen und literarischen Umbrüche im deutschsprachigen Raum so umfassend in ihren schönsten Gedichten dargestellt. Während seiner zwanzig Jahre dauernden Recherche hat der Dichter Kirsten viele Rand-figuren und Vergessene aufgespürt, die den Zeitläuften zum Opfer gefallen waren. Hier wird ihr Werk erstmals wieder zugänglich. Zahlreiche Angaben zu Personen und Quellen ermöglichen interessierten Lesern und Literaturwissenschaftlern eine weitergehende Beschäftigung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.07.2010

Derart vielstimmig hat Lothar Müller deutsche Lyrik von 1880 bis 1945 noch nie versammelt vorgefunden. Was der Herausgeber Wulf Kirsten in jahrelanger Arbeit darüber hinaus mit seiner Anthologie auf die Beine gestellt hat, stellt sich für Müller als eine neue Idee, eine neue Perspektive dar. Kirsten nämlich lasse die Gedichte als Zeitzeugen auftreten der Weltkriege und der Judenvernichtung. So liest Müller Benn, Hesse und Brecht abgetrennt von ihrem Nachkriegswerk und entdeckt im Panorama einer Epoche verschollene und entlegene Verfasser und Werke unter den fast 1000 hier zu lesenden. Über deren Schicksale (im Exil, im KZ) und Verflechtungen erfährt der Rezensent im reichhaltigen Anhang, und auch, wer von den Autoren mit den Nazis kollaborierte. Gegen das ihm beim Lesen peinigende mächtige Pathos mancher Texte genehmigt sich Müller einen Ringelnatz oder Hans Arp.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.06.2010

Mit großem, auf einer ganzen Zeitungsseite ausgebreiteten Lob bedenkt Rezensent Peter Hamm diese Anthologie deutschsprachiger Lyrik, die Wulf Kirsten zusammengestellt hat. Das Werk zeichnet sich für ihn aus durch "leidenschaftliche Eigenwilligkeit, genaue Kenntnis und wenig Lücken". Der Rezensent versteht Kirsten als "Diener der Dichter", der eine enorme Vielfalt an Stimmen präsentiere und damit einen frischen Blick auf die Lyrikepoche von 1880 bis 1945 ermögliche. Der fast 1000 Gedichte von 363 Dichtern umfassende Band enthält in seinen Augen zwar nicht ausschließlich Glanzlichter der Lyrik. Aber die opulente Fülle der Anthologie ergibt durchaus Sinn, so Hamm, denn Kirstens Intention sei es gewesen, einen "poetischen Spiegel der Zeitgeschichte" zu schaffen. Hamm hebt den besonderen Stellenwert hervor, den Kirsten der Naturlyrik und der proletarischen Dichtung einräumt. Deutlich wird für ihn auch, wie wenig aus dem Expressionismus heute noch bestehen kann. Etwas schwierig scheint Hamm, dass Kirsten bei Dichtern wie Benn, Brecht, Huchel, Eich, Fried und anderen auf deren stärkste Gedichte verzichtete, weil sie erst nach 1945 erschienen sind. Nichtsdestoweniger würdigt er den Band als "außergewöhnliche" Anthologie, die sich auch deshalb so "aufregend" lese, "weil in ihr so viele verschiedene Idiome vernehmbar sind".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.05.2010

In dieser Gedichtsammlung steckt das ganze Leben des Herausgebers Wulf Kirsten, für den, wie Heinrich Detering erklärt, in der DDR die Dichtung das Fenster zur Welt war. Was hier nun versammelt ist, versteht sich nicht als "Blütenlese", sondern als repräsentatives Gesamtbild einer Epoche, nämlich der lyrischen Moderne der deutschen Literatur. Darum sind hier nicht nur die Meisterwerke und die bekannten Namen zu finden, sondern auch manch eher typische als geniale Gedichte vergessener Literaten (Hermann Plagge, Alfred Vagts, nur zum Beispiel). Der Rezensent ist völlig überzeugt von der getroffenen Auswahl und hat, trotz einschlägiger Vorkenntnisse, noch manche Überraschung erlebt. Ein ausdrückliches (melancholisches) Lob gilt auch dem Ammann Verlag, der dieses nicht nur inhaltlich, sondern auch gestalterisch herausragende Buch in seinem letzten Programm veröffentlicht hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.04.2010

Wulf Kirstens Sammlung deutschsprachiger Lyrik der Moderne von 1880 bis 1945 hat Rezensent Jürgen Verdofsky überaus beeindruckt. Er würdigt den fast 1000 Gedichte von 364 Dichtern umfassenden Band als "große Abschlussarbeit" Kirstens, der mit seiner Ausgabe "Deutschsprachige Erzählungen von 1900 bis 1945" 1981 Bedeutung erlangte. Die Anthologie führt für ihn auch vor Augen, wie das Neue immer aus dem Disparatesten fließt, insofern jedes Gedicht das Gegenstück zu einem anderem bildet. So werde etwa Nietzsche Liliencron, Brecht George, Benn Lehmann an die Seite gestellt. Zudem sieht Verdofsky Prominentes so neben Vergessenes gesetzt, "dass ein neuer Kontext entsteht". Die Moderne der deutschsprachigen Lyrik erscheint ihm hier als eine Pyramide, die auf Celans "Todesfuge" zuläuft. Der Band ist nach Verdofskys Ansicht für Lyrik-Leser einfach "unverzichtbar". Sein Resümee: "hat das Zeug zum Standardwerk".
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