Wolfgang Rudelius

Das Licht im Haus gegenüber

(Ab 14 Jahre)
Cover: Das Licht im Haus gegenüber
Fischer Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2003
ISBN 9783794180165
Gebunden, 295 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Mitte der 50er Jahre, Frankfurt am Main. Bosskopp ist ein vom Schicksal Gebeutelter, der so ziemlich alle Attribute des Außenseiters in sich vereinigt: Er ist fett, er pinkelt ins Bett, er wird von einem tyrannischen Stiefvater drangsaliert ... Das Leben meint es nicht gut mit ihm. Bosskopp ist aber auch ein begabter Junge, er hat eine blühende Phantasie und kann sehr genau beobachten. Ja, er saugt sich mit den Augen in das Leben der anderen hinein ... Doch die Welt um ihn herum verändert sich, die 60er Jahre. Bosskopp legt sich das von den Stones inspirierte "Kotz-Motz-Appeal" zu, arbeitet hart an seiner Frisur, studiert Kunst und guckt sich die Studentenrevolten an. Mit den Frauen tut er sich eher schwer ... bis er Lisa trifft. Soll das etwa noch ein Happy End werden?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.11.2003

Die Geschichte eines Außenseiters im Frankfurt der sechziger Jahre erzählt Wolfgang Rudelius in seinem Jugendroman, erklärt Rezensent Ralf Schweikart. Bosskopp wird als Kind vom Stiefvater geprügelt, ist "dick, hässlich und obendrein Bettnässer". Erst in der Lehre beginnt seine Freiheit. Er nimmt ab und lernt ein Mädchen kennen. So richtig begeistert ist unser Rezensent nicht von dem Buch. Rudelius beschreibe seinen Helden als "beinahe autistischen Einzelgänger", ein solcher sei aber ein schlechter Chronist. Die Beobachtungen in Frankfurt "bleiben oberflächlich", die Sprache unoriginell. Was bleibt, so Schweikart, sind die "intensiv geschilderten Versuche Bosskopps ... mit seinen angestauten Aggressionen umzugehen", und die Hoffnung, dass diese durch die "große Liebe" überwunden werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.09.2003

Die desolate gesellschaftliche Situation der deutschen Nachkriegszeit spiegelt sich in der familiären Situation, in die Wolfgang Rudelius seinen Protagonisten Wilhelm hineinverpflanzt, erklärt die Rezensentin Christina Thurner. Der ist dick und hat viel zu leiden, was durch seine besonders "feine Wahrnehmung" nicht gerade leichter zu ertragen wird. Der Stiefvater ist bösartig und misshandelt den Jungen, während seine Mutter vor allem damit beschäftigt ist, ihre Karriere aus der Nazizeit herüberzuretten. Der Junge flüchtet sich in Folge dessen in Träume und gelegentlich auch in Mordfantasien. Dieser Situation setzt der Autor einen "kühl bis lakonischen Ton" entgegen, der nach Thurners Eindruck "drastisch und dennoch immer glaubhaft wirkt" und trotzdem gelegentliche Hoffnungsschimmer erlaubt.
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