Willi Hoss

'Komm ins Offene, Freund'

Autobiografie
Cover: 'Komm ins Offene, Freund'
Westfälisches Dampfboot Verlag, Münster 2004
ISBN 9783896915627
Kartoniert, 254 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Peter Kammerer. Es ist selten in Deutschland, dass das Leben eines Linken eine Erfolgsgeschichte wird. Willi Hoss (1929-2003), Gewerkschafter-Urgestein, ließ sich nicht auf Karrieren festlegen, auch wenn er sein ganzes Leben immer ein Arbeiter war. Seine Autobiografie, entstanden in Gesprächen mit Peter Kammerer, bricht mit dem klassischen Schema einer Arbeiterbiografie. Willi Hoss erzählt darin von Erfolgen und Misserfolgen bei seinen vielen Werdegängen: als Funktionär der KPD, als Elektroschweißer bei Daimler-Benz, als Betriebsrat, als Mitbegründer der Grünen und als ein Mann im Rentenalter, der im Regenwald des Amazonas in entlegenen Dörfern Brunnen für Trinkwasser bohrte, Solarlampen einführte und den Großkonzern Daimler-Chrysler dazu brachte, Kopfstützen für LKWs aus von Indianern gewonnenen Kokosfasern und nicht aus Plastik anzufertigen. Und sie erzählt von seiner Beharrlichkeit, mit der er an einmal als richtig erkannten Einsichten festhielt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.01.2005

Diese Autobiografie des vor allem als linker Betriebsrat bekannt gewordenen Gewerkschafters Willi Hoss erscheint postum, basierend auf Interviews, die Peter Kammerer mit ihm geführt hat. In vier großen Kapiteln blättert Hoss sein bewegtes Leben auf, das Markus Mohr in Stichpunkten referiert: Hitlerjunge, Kommunist, Fabrikarbeiter, undogmatischer Betriebsrat, Gründungsmitglied der Grünen, Bundestagsabgeordneter, Entwicklungshelfer in Brasilien. Der plötzliche Tod Hoss' habe verhindert, bedauert Mohr, dass zwischen ihm und Kammerer eine Reflexion der letzten Lebensjahre dieses Politaktivisten stattgefunden habe. So bleibe Hoss letztlich gescheitertes Engagement bei den Grünen ohne Kommentar, und auch sonst hätte Hoss ja praktisch viele Widersprüche der linken Bundesrepublik in seiner Person verkörpert, die zu be- oder hinterfragen Mohr dringlich erschienen wären. So bleibt ihm der Wunsch, diese "instruktiv erzählten Erinnerungen" mögen den Anstoß geben für eine wissenschaftliche Biografie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.07.2004

In den höchsten Tönen lobt Rezensent Christian Semler diese Autobiografie von Willi Hoss. Ausführlich und mit viel Sympathie schildert er dessen wechselvolles Leben. In Kürze: Hoss arbeitete als Landarbeiter und Schweißer, war kommunistischer Aktivist, Herausforderer der Gewerkschaftsoligarchen bei Daimler und Mitbegründer der basisdemokratischen Gewerkschaftsopposition "Plakatgruppe" sowie Gründungsmitglied und Bundestagsabgeordneter der Grünen, bis er schließlich mit den Grünen brach und sich für die Indianer am Amazonas engagierte. Semler beschreibt Hoss als "bewussten Arbeiter", der kein "Sohn seiner Klasse", sondern immer ein "eigener Kopf, wissens- und lebenshungrig sein Leben lang, nicht manipulierbar" gewesen sei. Mit Hoss' Autobiografie liegt zur Freude Semlers ein "überaus spannendes Buch" vor, dessen Authentizität durch keinerlei nachträglich geflochtene Girlanden beeinträchtigt werde, ein "Bildungsroman mit kontinuierlicher Entwicklung trotz aller Umbrüche". Fazit des Rezensenten: "So etwas zu lesen, ist ein seltenes Vergnügen."