Wilhelm Genazino

Außer uns spricht niemand über uns

Roman
Cover: Außer uns spricht niemand über uns
Hanser Berlin, Berlin 2016
ISBN 9783446252738
Gebunden, 160 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Man versteht natürlich, dass Carola ihren Partner zuweilen nicht mehr erträgt. Er hat sich als gescheiterter Schauspieler und Radiosprecher in einer bequemen Mittelmäßigkeit eingerichtet. Nur in Notfällen kann er von seiner Freundin zu stärkeren Emotionen bewegt werden. Der Fall tritt ein, als Carola ihren Helden verlässt. Sie wird durch diese Notbremsung allerdings nicht glücklicher. Im Gegenteil. Wie der Zufall es will, erklärt sich die Mutter der entweichenden Freundin bereit, dem Verlassenen auszuhelfen. Kann sie ihn retten? Und will der überhaupt gerettet werden? Ob und wie, das steht in diesem Roman.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2016

Wenig erfahren wir von Tilman Spreckelsen zum Inhalt von Wilhelm Genazinos "Außer uns spricht niemand über uns": um eine Frau in einer Lebenskrise geht es, die schließlich zum Selbstmord führt. Mehr als auf die Handlung geht der Rezensent auf den Erzähler ein, der ihm aus früheren Romanen Genazinos vertraut vorkommt, und seine Erzählhaltung des "lang andauernden Selbstgesprächs". Wenn diese instabile Perspektive mit nicht mehr zu ändernden Versäumnissen konfrontiert wird, entsteht für Spreckelsen eine "immense Tragik", die den Roman für ihn so brillant wie traurig macht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.08.2016

Der Erzähler in Wilhelm Genazinos neuem Roman "Außer uns spricht niemand über uns" teilt so manche Eigenschaft mit seinen zahlreichen Vorgängern, verrät Judith von Sternburg. Da ist die Neigung zu Wortschöpfungen und eigenwilligen Mischformen, eine gewisse Alltagsuntauglichkeit und der Hang zur Selbstauslegung, erklärt die Rezensentin. Allerdings war Genazino seinen Erzählern bislang freundlicher gesinnt, so kommt es von Sternburg vor. Der Erzähler gibt vor, Schauspieler zu sein - wenn auch "derzeit ohne Engagement" - und scheint ungebrochen auf die Bedeutsamkeit seines eigenen Lebens zu hoffen, obwohl er längst der "Vernutzung im Alltag" anheim gefallen ist, fasst die Rezensentin zusammen. Die Ahnungslosigkeit, mit der er immerhin den wesentlichen Dingen in seiner näheren Umgebung begegnet, wird von Genazino ungewöhnlich kalt ausgestellt, sodass dieses Buch trotz sämtlicher Ähnlichkeiten weit unheimlicher wirkt als alle bisherigen, findet von Sternburg.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2016

Roman Bucheli liebt die geknickten Helden von Wilhelm Genazino. Muss er auch, um den neuen Roman zu mögen, denn, das gibt Bucheli gern zu, solcherart Tragikomik angesichts des dauerscheiternden Verweigerers von der traurigen Gestalt ist nicht jedermanns Sache. Bucheli aber erkennt die elegante wie hartnäckige Porträtkunst in Genazinos Bestiarium, seine Fähigkeit abseits der Sozialreportage mit peinlicher Genauigkeit und mit Humor die Tapferkeit seiner Figuren zu erkunden, ohne sie bloßzustellen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.08.2016

Ein großer Genazino-Freund scheint Rezensent Jörg Magenau ohnehin nicht zu sein, aber mit dem neuen Roman des Autors sind die Grenzen der Geduld des Kritikers offenbar endgültig erreicht. "Außer uns spricht niemand über uns" ist laut Magenau ein typischer Genazino, der einmal mehr die Mittelmäßigkeit des Daseins und die Trostlosigkeit von leidenschaftslosem Geschlechtsverkehr umkreist, informiert der Rezensent, der hier einen an seinen Schauspielträumen gescheiterten Moderator nach dem überraschenden Tod der Freundin auf seiner mit betonter Gleichgültigkeit und in zahlreichen "Belanglosigkeitsfinessen" geschilderten Streiftour durch Frankfurt begleitet. Zwar hält der Kritiker Genazino noch die Kunst der "feinen Alltagsbeobachtungen" zu Gute; dass der Autor in Zeiten von Terror, Amok und Krieg allerdings nichts Neues als seinen altbekannten "solipsistischen Narzissmus" beiträgt, lässt für Magenau nur eine Diagnose zu: "Erschöpfung".
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