Walter Kempowski

Alles umsonst

Roman. 10 CDs. Gelesen vom Autor
Cover: Alles umsonst
Random House, München 2006
ISBN 9783866043022
CD, 39,95 EUR

Klappentext

10 CDs, ca. 725 Minuten. Ungekürzte Fassung, gelesen vom Autor. Der sechste Kriegswinter ist kalt auf Gut Georgenhof weit in Ostpreußen. Die Front wird nach Westen zurückgedrängt, die Rote Armee schiebt einen gewaltigen Treck Fliehender vor sich her. Doch Katharina von Globig, die schöne Herrin auf dem Georgenhof, lässt die Realität nicht an sich heran. Sie zieht sich in ihr Refugium aus Büchern, Musik und Nichtstun zurück. Das Alltagsgeschäft überlässt sie dem "Tantchen", einer energischen Verwandten, und den Ostarbeitern Wladimir, Vera und Sonja. Um den zwölfjährigen Sohn Peter kümmert sich Studienrat Dr. Wagner, der die Stunden mit dem ernsthaften Jungen genauso schätzt wie die dicken Wurstbrote und die verträumte Mutter.
Dass etwas in der Luft liegt, ist für alle Hausbewohner spürbar. Panzerkolonnen fahren vorüber, ab und zu fällt der Strom aus, Fremde bitten auf dem Weg nach Westen um Einlass, um sich kurz zu wärmen, und erzählen Erschreckendes. Doch die Bewohner des Georgenhofs verschließen noch immer die Augen vor der heraufziehenden Katastrophe.Aber dann bittet der Pastor Katharina, einen Verfolgten für eine Nacht bei sich zu verstecken. Katharina willigt ein. Kurze Zeit später wird der Mann aufgegriffen. Katharina wird verhaftet. Nun ist die trügerische Idylle dahin. Das "Tantchen" übernimmt das Kommando. Mit Sack und Pack macht sich die restliche Familie auf den Weg. Doch die große Flucht Richtung Westen wird zu einem Albtraum, der alles verschlingt. Nur Peter überlebt und wird Zeuge des großen Sterbens.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2007

Hochachtung, wenn nicht gar Bewunderung für die Kunst eines Meisters spricht aus Edo Reents' Rezension der Hörbuch-Version von Walter Kempowskis jüngstem Roman. Im Grunde werde hier, meint er, eine Geschichte von Flucht und Vertreibung erzählt, die sich von der des Fernsehzweiteilers "Die Flucht" von außen betrachtet gar nicht gravierend unterscheidet. Wenn man genauer hinschaut, so Reents, ist freilich alles gleich ganz anders. Die Bewohner eines Guts in Ostpreußen gaukeln sich noch im Januar 1945 die Normalität eines Alltags vor. In Wahrheit freilich, und das zeigt Kempowski in aller Schärfe, ist alles längst "aus den Fugen". Ein Parteifunktionär herrscht im Dorf, während von den Verbrechen der Nazis heimlich geflüstert wird. Dann aber nimmt die Heldin - ohne große dahinter stehende Überzeugung - einen Juden auf, wird ertappt und auf einen Todesmarsch nach Osten geschickt. Der Rest flieht nach Westen. Und Kempowski, der zunächst so "realistisch-plätschernd" daherkommt, kennt kein Erbarmen. Reents bewundert die Gnadenlosigkeit, die "Präzision" dieses Erzählens - und die Fragezeichen, die der Vorleser Kempowski so unvergleichlich zu setzen wisse.
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