Uwe Tellkamp

Die Schwebebahn

Dresdner Erkundungen
Cover: Die Schwebebahn
Insel Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783458174899
Gebunden, 167 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit Fotos von Werner Lieberknecht. Uwe Tellkamp führt uns in seine Heimatstadt Dresden. Auf den Stationen dieser Reise erwartet uns eine Fülle von Geschichten, die sich zu einem einzigartigen Roman der Stadt zusammenfügen. Wir begegnen der Klavierlehrerin Adolzaide und dem Vorsitzenden der Quittengesellschaft, hören Gesprächen über die Frauenkirche, Dresdner Maler und Architektur zu, besuchen den Jungen, dem in einem Johannstädter Plattenbau eine Tube Schuhcreme zum Gleichnis für den Traum vom Meer wurde. Dresden ist ein Stück Italien, und eine Laufmaschenreparatur ist in Wahrheit eine Filiale des Amts zur Wiederherstellung der Schönheit. In der Bunten Republik Neustadt lebt Q., die Brombeeren und die Zahl 19 liebt. Zwergpudel Caligula, der die Dame mit Hut Gassi führt, gelangt nur bis zum linken Vorderreifen des Autos vom Koch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.01.2011

Dies jüngste Buch Uwe Tellkamps schließt einerseits an seinen großen "Turm"-Roman an: die real existierende Schwebebahn, die im Zentrum steht, kam darin auch schon vor. Allerdings ist dies nun kein fiktionaler Text. Die Ambitionen des Großwerks jedoch seien auch hier, wie Lothar Müller betont, in jedem Satz spürbar. Er steht ihnen in dieser Rezension, die vor allem eine Analyse der Tellkamp-Rhetorik ist, mit deutlicher Ambivalenz gegenüber. Keineswegs will der Rezensent, wie andernorts schon geschehen, den Stilwillen des Verfassers in Bausch und Bogen verdammen. Dennoch führt er am Detail durchaus vor, wie die Tellkampschen Sätze hier und da über die Klinge springen und auf dem Gebiet des unfreiwillig Komischen landen. "Sprachlust" und "Sprachgewalt" erweisen sich so mal als Fluch, mal als Segen, eindeutig positiv aber urteilt Müller über Werner Lieberknechts Fotografien, die dem Text beigesellt sind.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2011

Rezensent Detlev Schöttker erkennt in Uwe Tellkamps neuem Buch "Die Schwebebahn" die "hohe Schule des Sehens". Aufmerksam ist er dem durch Dresden flanierenden Autor durch die Stadt gefolgt, die auch in Tellkamps Erfolgsroman "Der Turm" im Zentrum steht. Doch obwohl es Bezüge zu diesem Roman gibt, betrachtet er "Die Schwebebahn" nicht als Fortsetzung, denn der Autor bietet hier doch einen neuen Blick auf die "räumlichen Konstellationen seiner Lebensgeschichte". Schöttker attestiert dem Autor, sich hier mehr Zeit zu nehmen, in erster Linie als Flaneur unterwegs zu sein, sich zu erinnern an Orte. Er hebt das Interesse des Autors für "ungewöhnliche Dienstleistungen", Waren, Gebäude hervor sowie seinen assoziativen, an die Tradition des Surrealismus erinnernden Blick auf die Stadt. Zudem schätzt er besonders Tellkamps Fähigkeit, architektonische Eigenheiten zu beschreiben.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.11.2010

Leise stöhnend blickt Hubert Winkels von Uwe Tellkamps neuerlichen Dresden-Ausflügen auf. Denn das ästhetische Muster dieses Buchs mit seinen "edelhybriden kunsthandwerklichen Schönheitszelebrationen" scheint ihn doch ein wenig Nerven und Mühen gekostet zu haben. Tellkamps "Versenkungsexerzitien ins Äußerliche" können den Kritiker daher auch nicht wirklich überzeugen. Denn bereits das Auffinden des Prädikats in einem Tellkamp-Satz kostet ihn viel Zeit und Leselust. Erst in der Mitte werde der Roman dann etwas flüssiger, lesen wir. Auch das "gebildete Schaumschlagen" wird angesichts der sich nähernden Gegenwart plausibler, wie Winkels schreibt. Am Ende formuliert er die gestoßseufzte Hoffnung, Tellkamp möge sich nun endlich die sentimentalen Ekstasen seiner Dresden-Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Die dem Buch beigefügten Fotos von Werner Liebknecht empfand Winkels als "gegensinnlichen Bühnenhintergrund".