Urs Allemann

im kinde schwirren die ahnen

52 gedichte
Cover: im kinde schwirren die ahnen
Urs Engeler Editor, Basel 2008
ISBN 9783938767399
Gebunden, 51 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

Mit Audio-CD. "Wie kann", fragt Urs Allemann, "unter Bedingungen irreversiblen Leierverlusts vielleicht trotzdem so etwas wie Lyrik gemacht werden?" 2 x 26 Versuche einer Antwort auf diese Frage enthält Urs Allemanns dritter Gedichtband, Gedichte, die ihren Anfangsbuchstaben nach streng von A bis Z geordnet sind. Ihren Titel "im kinde schwirren die ahnen" entwenden sie einem Gedicht Hölderlins, "Hälfte des Lebens", das sie als "selftee nes bebens" überschreiben. "Die Überschreibung", sagt Urs Allemann, "ist ein extremes Verfahren der Auseinandersetzung mit Ahnen-Texten: Es ermöglicht, gleichzeitig äußerste Nähe und äußerste Distanz zur Vorlage herzustellen. Silbe für Silbe überschreibt die Überschreibung das Überschriebene mit einem Reim und stellt so ein Neues, Ungereimtes her." Auseinandersetzung mit den "Ahnen" heißt auch Auseinandersetzung mit den von ihnen entwickelten poetischen Gattungen. Insofern setzen diese neuen Gedichte die Bände "Holder die Polder" und "schoen! schoen!" fort. Stärker aber noch als in seinen früheren Gedichten zerliest Urs Allemann den Sprachkörper in seine lautlichen und semantischen Organe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2008

Richtig dankbar zeigt sich Jörg Drews angesichts dieser Gedichte und ihrer aufregenden Interpretation durch den Dichter auf der beigefügten CD. Was und wen er nicht alles heraushört, wenn Urs Allemann loslegt, mal mit "fast knalligem" Furor, mal naturlyrisch "anschmiegsam": Hölderlin, Petrarca, Brecht, den späten Günter Eich. Wobei er "keineswegs ein Sakrileg" beabsichtigt. Außerdem schätzt Drews die Komik des Dichters, die "ironische Sangbarkeit", die er den Texten unterlegt. Auch wenns mal nicht der Kommunikation dient, sondern dem Rezensenten Rätsel aufgibt. Eher zauberhaft denn befremdlich erscheint Drews sogar das Baseldütsch des Traditionalisten Allemann, das er hier und dort vernimmt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.06.2008

Samuel Moser verehrt Urs Allemann als "dialektischsten aller Poeten", der in seinem neuen Band mit 52 durchnummerierten und alphabetisch geordneten Gedichten einmal mehr in die gefährlich-schöne Vieldeutigkeit des "Niemandslandes zwischen Schrift und Laut" führt. Der Rezensent betont, dass Allemanns Gedichte, die zwar inhaltlich anarchisch, aber dafür in strenger Form gefertigt sind, keineswegs als bloße Wort- oder Lautspielerei verstanden werden dürften, denn so sehr der Lyriker auch auf die Musikalität der Worte setze, so arbeite er doch auch stets mit deren Bedeutung. Gleichzeitig vernimmt Moser in den Fremdsprachen, Kunstsprachen und Dialekt einsetzenden Gedichten auch so etwas wie ein "liebendes Echo der deutschen Poesie", das in den im Titel genannten "Ahnen", sei es Goethe, Sappho oder Pastior, ihren Brennstoff findet. Die dem Band beigegebene CD übrigens, auf der der Autor seine Gedichte vorträgt, ist zum Teil wunderbar komisch, und demonstriert, dass die Lyrik Allemanns vor allem eins ist: "Mundwerk" und damit Ohrenschmaus.