Roger Perret (Hg.)

Moderne Poesie in der Schweiz

Eine Anthologie
Cover: Moderne Poesie in der Schweiz
Limmat Verlag, Zürich 2013
ISBN 9783857917264
Gebunden, 640 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

113 Jahre Poesie: Diese Anthologie spiegelt das poetische Schaffen in der Schweiz im zwanzigsten Jahrhundert und bis heute. Die poetische Moderne beginnt in der Schweiz um 1900 mit einer Frau, die noch immer fast unbekannt ist, Constance Schwartzlin-Berberat, und sie beginnt mit Blaise Cendrars, Robert Walser und Adolf Wölfli. In einer ungezwungenen Chronologie folgt die Anthologie dem Lauf der Zeit. Sie ist so komponiert, dass unter den Gedichten Schwingungen und Resonanzräume entstehen, ein poetisches Gespräch, nicht als Zeitdiagnose, sondern eine Art Tiefenstrom der Geschichte. So sprechen Emmy Ball-Hennings mit Annemarie Schwarzenbach, Paul Klee mit Sonja Sekula, Hermann Hesse und Jörg Steiner mit Louis Soutter oder Erika Burkart mit Luisa Famos und Anne Perrier.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.02.2014

Roger Perrets Gedichte-Anthologie "Moderne Poesie in der Schweiz" ist eine editorische Großtat, jubelt Peter Hamm, endlich werden hier nicht mehr die ewig gleichen alten Herren versammelt. Stattdessen wird ein neues, vielstimmiges und -sprachiges Bild gemalt, das die Vorstellung einer Schweizer Nationalliteratur verwirft und die "Poesie als Spiegel der hereinbrechenden Ränder" offenbart, erklärt der Rezensent und meint damit Ränder aller Arten: sprachliche Ränder, formelle, genreeinhegende Ränder, gesellschaftliche und politische. Bemerkenswert erscheint Hamm, dass ihm "im Heer der vielen toten Dichter" eine erstaunlich große Zahl von Selbstmördern begegnet. Für ihn rückt die Bewertung einzelner Stücke in den Hintergrund, diese Anthologie funktioniert als Ganzes.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2014

Eine ungewöhnliche Lyrikanthologie stellt Hans-Peter Kunisch vor. Begeistert ist der Rezensent von Roger Perrets eigensinniger Auswahl, die neben Klassikern der modernen Schweizer Poesie, wie Hesse und Rilke auch weniger Bekanntes vorstellt: Italienisches, Französisches, Rätoromanisches, Albanisches, Jiddisches von Constance Schwartzlin-Berberat, Blaise Cendrars,  Emilie Vuissoz und, warum nicht, Sophie Hunger. Die freie Auswahl, erläutert Kunisch, bedeutet nicht, dass der Herausgeber "seine" Texte nicht kenntnisreich einzuordnen wüsste. Unverhoffte Verbindungen legt er laut Rezensent offen, erklärt die poetische Moderne der Schweiz aus dem Geist der Psychiatrie, bietet Übersetzungsvarianten gleich mit an und schafft Dynamik statt Kästchendenken und Einheitlichkeit. Nur an eines hält Perret sich laut Kunisch strikt: Qualität.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.12.2013

Fest fürs Auge, Leseereignis, Hörvergnügen und Anlass zu freudigem Widerspruch - all das ist die von Roger Perret herausgegebene Anthologie für Roman Bucheli. Bucheli findet, dass es so ein Buch noch nicht gegeben hat, in dem 600 Werke von 250 Autoren versammelt und lexikalisch verzeichnet sind und 100 Jahre Lyrik in der Schweiz abbilden. Das mit dem Band entfaltete Panorama wartet für ihn mit Überraschendem (Songtexte von Sophie Hunger, Textbilder von Paul Klee, Texte von Francis Giauque), mit Wiederzuentdeckendem und auch mancher Kuriosität auf. Die Streitbarkeit der Auswahl wetteifert für den Rezensenten dabei mit der Großtat von Erstübersetzungen, der zweisprachigen Anlage des Bandes und vor allem mit der kapitelweisen Anlage, die gemeinsame Motive, Formen, aber jedenfalls eine Korrespondenz der Autoren und Texte untereinander offenbart, die Bucheli überrascht und begeistert.