Ulrich M. Schmid

Technologien der Seele

Vom Verfertigen der Wahrheit in der russischen Gegenwartskultur
Cover: Technologien der Seele
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518127025
Kartoniert, 386 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Russlands Politik gegen innere und äußere "Feinde" hält die Welt in Atem. "Wir brauchen Filme, Bücher, Ausstellungen, Videospiele, patriotisches Internet, Radio, Fernsehen. Wir müssen einen Gegenangriff starten in diesem Krieg um die Seelen", hieß es im Januar 2015 auf einer kremlnahen Website. Polittechnologen und Medienschaffende, Künstler und Schriftsteller arbeiten daran, Russland seine Größe, den Bürgern ihren Nationalstolz zurückzugeben. Welcher Mechanismen bedienen sie sich? Wo wächst Widerstand gegen ihre Manipulationen? Innenansichten einer Gesellschaft, die ihren Nachbarn immer rätselhafter wird.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.03.2016

Ilma Rakusa empfiehlt Ulrich Schmids Buch jedem, der sich für Russland interessiert. Auch wenn der Autor keine Prognosen abgibt, wohin der Putinismus das Land treibt, stimmen Schmids Befunde über die Machttechniken des Kremls die Rezensentin mehr als nachdenklich. Derart kenntnisreich berichtet ihr der Autor über die Strategien, Manipulationen und Inszenierungen der politischen Klasse unter Putin, der laut Schmid nationalistisch-patriotisch agiert. Wenn der Autor zentrale Figuren aus Putins Kreis vorstellt, Romane und Filme mit neoimperialer Tendenz sowie die kritische Intelligenz im Land, sieht Rakusa den Kampf um die russische Seele in vollem Gang.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2016

Die langjährige Moskau-Korrespondentin der FAZ Kerstin Holm bescheinigt diesem Buch in ihrer Kritik Breite und Tiefe und darüber hinaus das Zeug zum Standardwerk. Kenntnisreich zeichnet Ulrich M. Schmid nach, wie sich Russland unter Wladimir Putin zu einer typischen Verlierergesellschaft wandelte, vom Westen abwendete und vor allem seit den Protesten gegen Putins dritte Amtszeit im Winter 2011/2012 noch einmal ideologisch hochrüstete, erklärt Holm. Schmid widme sich ausführlich den berüchtigten Ingenieuren der Macht, Wladislaw Surkow, Dmitri Kisseljow und Alexander Dugin, die den Abschied vom Realitätsprinzip in die Wege geleitetet hätten. Dass Schmid die zerstrittene Opposition und die unkritische Intelligenzija nicht aus der Verantwortung entlässt, findet Holm richtig. Dass er nicht einmal Michail Chodorkowski und Alexej Nawalny gelten lässt, findet sie allerdings zu hart.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2016

Ulrich M. Schmid trägt ein gutes Stück dazu bei, Russland besser zu verstehen, versichert Rezensentin Franziska Augstein. In "Technologien der Seele" liest sie etwa nach, dass Putin seine Popularität in Russland in erster Linie dem Umstand verdanke, dass traditionell zwischen einem "idealisierten Herrscher" und einer "bösen Staatsmacht" unterschieden werde. Darüber hinaus erhält die Kritikerin hier interessante Einblicke in die russische Kultur und Gesellschaft, der weniger an politischer Partizipation als an der Befriedigung ihrer Konsumbedürfnisse gelegen ist. Eine aufschlussreiche Analyse, die ganz ohne "Putin-Bashing" auskommt, freut sich die Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de