Uljana Wolf

falsche freunde

Prosa-Gedichte
Cover: falsche freunde
Kookbooks Verlag, Idstein 2009
ISBN 9783937445380
Kartoniert, 87 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Für den Titel ihres zweiten Gedichtbands überführt Uljana Wolf einen Begriff aus der Sprachwissenschaft - "falsche freunde" - in ein poetisches Programm. Im Spiel mit Worten, die sich in zwei Sprachen orthografisch oder phonetisch ähneln, aber unterschiedliche Bedeutungen haben, entwickelt die Autorin ein Plädoyer für die Irritationen des Übersetzens im globalen Jetzt, der Ära des "generalised dubbing" (Nicolas Bourriaud). Ihr "DICHTionary" inszeniert Begegnungen zwischen dem Deutschen und dem Englischen und lässt in der "summenden" Anwesenheit aller Bedeutungen ein Drittes entstehen - das Gedicht selbst, ein Ort andauernder Transfervorgänge, immer in Bewegung und bereit, Festlegungen subversiv zu unterlaufen. Den Sprachverschiebungen in der Filmwelt geht das Kapitel "SUBSISTERS" auf die Spur. Hier liegt jedes Gedicht in zwei Fassungen vor, als Originalversion und als Version mit Untertiteln, die das Original nachhaltig verändern und seine Akteurinnen - Hollywood-Schauspielerinnen der 40er und 50er Jahre wie Barbara Stanwyck und Gene Tierney - jenseits stereotyper Ikonografien von Stardom und Weiblichkeit verorten. "ALIENS", die dritte Abteilung des Bandes, verfolgt das wortwörtliche Über-Setzen von Körpern beim Einwandern in einen anderen Staat anhand einer Checkliste von Krankheiten und Auffälligkeiten, die amerikanische Inspektoren um 1900 an Einwanderern auf Ellis Island abarbeiteten. Auf gegenwärtige Grenzkontrollen und Körper im biometrischen Raster reflektiert eine Serie von "Erasures", die Regierungstexte und Anleitungen aus der Sicherheitstechnik durch Streichungen zugleich kritisch entlarven und in Dichtung überführen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2010

Experimentelle, linguistische Lyrik at its best hat Wulf Segebrecht anzukündigen. Der Band von Uljana Wolf besticht laut Segebrecht durch eine zeitgemäße Vermischung der deutschen und der englischen Sprache, durch das Fehlen von Vers- und Strophenstruktur, vor allem aber durch seine Vergnügen bereitenden Umgang mit dem Rätselcharakter von Sprache. Wie eine Denksportübung geht der Rezensent die Texte an und bekommt semantische Assoziationen, von der Autorin kunst- wie geistvoll in Gang gesetzte Erleuchtungen zum Dank. Über das sprachwissenschaftliche Phänomen der "falschen Freunde" erfährt er dabei genauso viel wie über Möglichkeiten und Grenzen poetischer Arbeit ganz allgemein.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.11.2009

Nach einem beträchtlichen Vergnügen klingt in Tobias Lehmkuhls Besprechung die Lektüre dieses Gedichtbands. Die "falschen Freunde" des Titels sind das, was sich zwischen zwei Sprachen, der englischen und der deutschen, an poetischen Reibungskräften entfaltet. Die Dichterin hat einen US-Amerikaner geheiratet und von der daraus folgenden Sprachbegegnung zeugen, in großer spielerisch-lyrischer Verdichtung, diese Gedichte. Zwar sind sie, so Lehmkuhl, als Prosa gesetzt, verleugnen aber, "intensiv und variationsreich" in "Klängen und Rhythmen", ihren poetischen Geist ganz und gar nicht. Allerdings, diese Einschränkung macht der Rezensent doch, bewegt sich, bei durchweg nicht zu leugnender Kunst, nicht das ganze Werk auf dem Niveau des ersten Teils, der den Titel "DICHTionary" trägt. Manches in den Kapiteln "Alien 1" und "Alien 2" wirke dagegen doch "ein wenig matt und konstruiert".
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