Tomas Sedlacek

Die Ökonomie von Gut und Böse

Cover: Die Ökonomie von Gut und Böse
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446428232
Gebunden, 448 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ingrid Proß-Gill. Die meisten unterschätzen, wie tief die Ökonomie in der Kultur verwurzelt ist. Nicht so Tomas Sedlacek. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet: In der Wirtschaft geht es letztlich um Gut und Böse. Sedlacek erschüttert unseren Begriff von Wirtschaft wie wenige vor ihm. Sein Buch ist ein faszinierender Gang durch die Welt der Ökonomie - vom Gilgamesch-Epos über das Alte Testament und Adam Smith bis zur Wall Street und zur Wirtschaftskrise. Und ganz nebenbei erfahren wir, warum die Sprache der Wirtschaft, die Mathematik, nicht wertfrei und kühl ist, sondern schön und sogar verführerisch. Mit einem Vorwort von Vaclav Havel.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.07.2012

Etwas wolkig bleibt Tomas Sedlaceks These, dass es in der Wirtschaft eigentlich um "Gut und Böse" geht. Soll die Wirtschaft moralischer werden? Wirtschaftet es sich mit einem dualistischen Weltbild besser? Laut Rezensentin Lisa Herzog zieht der Prager Ökonom offenbar das Gilgamesch-Epos und die Bibel heran, um herauszufinden, wie man "den Teufel vor den Pflug spannen" könne. Und er argumentiert gegen rationalistisch-mathematische Modelle, die die "Leidenschaften des Menschen" leugnen. Herzog räumt ein, dass Sedlaceks Theorie noch nicht ganz ausgereift ist, vieles bleibt "ungenau und holzschnittartig", und über Gerechtigkeit hat sie auch nichts gelesen. Als Reformvorschlag nimmt sie mit, dass wir künftig in einem System von sieben fetten und sieben mageren Jahren denken sollen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.04.2012

Rezensent Johannes Gernert lobt Tomás Sedláceks Kulturgeschichte der Ökonomie, in der kaum Zahlen vorkommen, aber viele Werte. Er attestiert dem tschechischen Ökonom, unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem in einen breiten historischen Rahmen zu stellen. Eine der zentralen Aussagen des Autors scheint ihm die Idee, dass Ökonomie auch ohne Mathematisierung möglich ist, dass sie weniger Gleichungen und Prognosen, dafür aber mehr moralphilosophische Fundierung braucht. Sedláceks Interpretationen des Alten Testaments findet Gernert ebenso erhellend wie dessen Kritik an der gegenwärtigen Mainstreamökonomie. Die Forderung des Autors, Ethiker und Wirtschaftswissenschaftler müssten verstärkt in den Dialog gehen, wirkt auf ihn allerdings wie ein "frommer Wunsch". Trotzdem zieht der Rezensent ein positives Fazit: "ein anregendes Buch voll schwerer Fragen".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2012

Die heitere Gelassenheit des Autors imponiert Alexander Armbruster offenbar am meisten an diesem Buch. Es ist die Leichtigkeit des Wissenden, die da zu dem Rezensenten spricht und sie sagt: Auch in der unsere Wirtschaft mitbestimmenden Mathematik geht es doch um Menschen und Geschichten, um parabolische Konstrukte letztlich. Tomas Sedlacek schickt das voraus, um Adam Smiths Grundsatz von der "unsichtbaren Hand" als Glaubensbekenntnis zu bestimmen. Laut Armbruster gelingt ihm das auch mittels historischer Tiefenbohrung bis zu Aristophanes oder Thomas von Aquin. Eine Wertung des so maßgeblichen Smith'schen Eigeninteresses bleibt er dem Rezensenten allerdings schuldig. Armbruster scheint das nicht zu stören.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.02.2012

Die Grundannahme von Tomas Sedlaceks Buch "Die Ökonomie von Gut und Böse", dass die Wirtschaft einer historischen Erklärung bedarf und deshalb narrativ zu untersuchen sei, findet Peter Vogt durchaus neu und fesselnd. Der tschechische Autor, dessen Buch im Original bereits 2009 erschien, macht sich dann auch sehr unterhaltsam und witzig an die Erzählung der Ideen- und Kulturgeschichte der Ökonomie, lobt der Rezensent. Vogt erfährt nicht immer genug zu einzelnen Aspekten der Ökonomiegeschichte vom Gilgamesch-Epos bis zur Gegenwart, wie er anmerkt, beispielsweise hätte er sich nähere Ausführungen zum Titel gewünscht. Sein Hauptkritikpunkt an Sedlaceks Darstellung aber bezieht sich darauf, dass sich der Autor auf C. G. Jungs Archetypen stützt. Wenn Sedlacek bereits im Gilgamesch-Epos die "unsichtbare Hand" von Adam Smith herausliest oder aus den Ratschlägen Josephs an den Pharao des Alten Testaments Ansätze der "keynesianischen antizyklischen Finanzpolitik" erkennt, will ihm der Rezensent nicht folgen. Richtig problematisch erscheint ihm aber, dass Sedlacek aus Werner Sombarts 1911 publizierten "Die Juden und das Wirtschaftsleben" zitiert, ohne die antisemitischen Klischees, die darin bemüht werden, auch nur zu erwähnen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.01.2012

Elisabeth von Thadden und Camillo von Müller widmen dem tschechischen Ökonomie-Star Tomas Sedlacek ein großes Porträt, er ist in Kultursendungen ebenso gefragt wie beim Wirtschaftsforum in Davos, seine "Ökonomie von Gut und Böse" wird inzwischen sogar in London und Prag auf der Bühne aufgeführt. Dabei zeigen sich die Rezensenten sehr beeindruckt von dem Autor, der schon mit Anfang zwanzig Berater von Vaclav Havel war, allerdings weniger von seinem Buch. Zwar loben sie es als "Ausdruck eines neuen ökonomischen Denkens", in dem nicht nur Profit, sondern auch Moral wieder eine Rolle spielt. Viele kreative Ideen und Gedanken haben sie darin gefunden, und sehr angenehm finden sie, dass Sedlacek aus dem "Monster des Kapitalismus" mal ein bisschen die Luft raus lässt. Aber ganz neu erscheint ihnen Sedlaczeks erschöpfend dargelegte These nicht, dass sich ein Wirtschaftssystem nicht allein auf die Mathematik und das rationale Individuum begründen kann. Als "Fahrradfahrer im Nadelstreifenanzug" lassen sie sich diesen Chefvolkswirt dennoch gern gefallen.