Thomas Nagel

Geist und Kosmos

Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist
Cover: Geist und Kosmos
Suhrkamp Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783518586013
Gebunden, 187 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Karin Wördemann. Thomas Nagel bläst in seinem neuen Buch zum Generalangriff auf die etablierte naturwissenschaftliche Weltsicht. Ihr Problem, so seine These, ist grundsätzlicher Natur: Das, was den menschlichen Geist auszeichnet - Bewusstsein, Denken und Werte -, lässt sich nicht reduzieren, schon gar nicht auf überzeitliche physikalische Gesetze. Daher bleibt eine Theorie, die all dies nicht erklären kann, zwangsläufig unvollständig, ja, sie ist mit ziemlicher Sicherheit falsch. Um dies zu begründen, durchmisst Nagel die schwierigen Fragen der Philosophie des Geistes, der Erkenntnistheorie und der Theorie der Werte. Stück für Stück zeigt er mit philosophischen Argumenten auf, wo und warum der reduktive Materialismus zu kurz greift, und entwickelt erste Ansätze für eine völlig neue Perspektive auf Geist und Kosmos.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.10.2013

Dass der Autor, erklärter Naturalist und Atheist, keinen Sinn fürs Göttliche hat, wie er von sich behauptet, möchte Uwe Justus Wenzel bestreiten. Religiöses Temperament jedenfalls attestiert der Rezensent ihm, wenn er in diesem Buch zu einer Art kosmisch-irdischer Herkunftsgeschichte jenseits von materialistischen Konzeptionen anhebt. Wenzel sieht in dieser den Unterschied zwischen Innen- und Außenperspektive aufgehoben und das bewusste Leben also erlöst. Wie schön!

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.10.2013

Thomas Nagel bläst mit seinem Buch "Geist und Kosmos" zum Angriff auf das vorherrschende naturwissenschaftliche Weltbild, in den USA ist bereits die Rede vom "sciences war", berichtet Thomas Assheuer. Die Naturwissenschaften können zwar alles großartig von außen beschreiben, das wisse auch Nagel und er lobe es respektvoll, aber "mit säkularem Eifer" noch jedes Staunen über das Selbsterleben eines Individuums mit Verweisen auf einen "neuronalen Juckreiz" abzutun, das gehe ihm zu weit. Dass der Mensch nicht bloß ein "Subunternehmer der Evolution" mit unbedingtem Drang zur Vermehrung des eigenen Genkapitals, das findet Assheuer richtig, allerdings scheint ihm Nagels Argumentation einen teleologischen Hang zu haben. Lieber sähe es der Rezensent, wenn man die Fronten durch die Besinnung auf die Sonderrolle der Sprache erweichte, diesen Vorschlag weist Nagel in seinem Buch etwas vorschnell ab, findet Assheuer.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2013

Schon jetzt hat dieses Buch für Furore im philosophischen Elfenbeinturm gesorgt, erklärt Rezensent Tim Caspar Boehme. Jedoch nicht nur im positiven Sinne: Zahlreiche seiner Kollegen hat Nagel mit seiner Kritik am evolutionären Modell, demzufolge sich alles Leben und schließlich auch das menschliche Bewusstsein aus derselben materiellen Grundlage entwickelt habe, gegen sich aufgebracht. Wobei Nagel, wenn er davon schreibt, dass auch jüngste Naturwissenschaften die Entwicklung des Bewusstseins lediglich konstatieren, aber nicht erklären können, und er stattdessen ein teleologisches Gesetz in der Natur walten sieht, ausdrücklich nicht dem Theismus und religiösen Kreationisten das Wort reden möchte, erklärt der Rezensent auch in seiner Beschreibung der mit harten philosophischen Bandagen geführten Debatte weiter. Einer eigenen Einschätzung entzieht sich Boehme jedoch geflissentlich: Er lässt lediglich durchblicken, dass er das Buch insofern für wertvoll hält, da es imstande ist, "einer weiteren Verhärtung der ideologischen Fronten entgegenzuwirken", konkreter wird er nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2013

Thomas Nagels Entwurf einer Metaphysik des Geistes als Teil eines Neuen Realismus in der Philosophie hält Rezensent Markus Gabriel für gewagt, aber höchst zeitgemäß. Die Summe von Nagels Denken, wie Gabriel das Buch begreift, mündet darin, das naturwissenschaftliche Weltbild grundsätzlich infrage zu stellen und Bewusstsein, Wissen und Wahrheit realistisch zu interpretieren, als eigenständige Realität. Gabriel scheint das einzuleuchten, zumal der Autor, wie er versichert, verständlich und klar argumentiert. Disskusionsbedarf sieht der Rezensent, wo der Autor Begriffe, wie Natur, Kosmos, Universum, Welt und Realität undefiniert übernimmt und monistisch weitere Bereiche neben der materiellen Natur ausschließt. Am wegweisenden Charakter der Arbeit ändert das allerdings für Gabriel nichts.
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