Thomas Mann

Buddenbrooks. Verfall einer Familie

Große kommentierte Frankfurter Ausgabe, Band 1/1-2. Text und Kommentar in einer Kassette
Cover: Buddenbrooks. Verfall einer Familie
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783100483126
Gebunden, 1584 Seiten, 76,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben und textkritisch durchgesehen von Eckhard Heftrich. Kommentar von Eckhard Heftrich, Stephan Stachorski und anderen. Die auf 38 Bände angelegte Edition der "Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe" wird eröffnet mit den "Buddenbrooks", die nach ihrem Erscheinen 1901 zum ersten Mal wieder in der Fassung des Erstdrucks zugänglich sind.
Thomas Mann erzählt nur wenig verschlüsselt die Geschichte seiner Familie und ihrer Stellung in der Vaterstadt Lübeck, soweit er sie nachvollziehen, in Einzelheiten überblicken konnte, ja sogar noch miterlebt hat. Verwandte, Honoratioren und markante Persönlichkeiten seiner Jugend werden integriert. Den meisten Raum nimmt das Leben Thomas Buddenbrooks ein - "ein modernes Heldenleben"; sein Sohn Hanno wird einen langen Strich unter die Genealogie der Familie setzen und sich rechtfertigen mit den Worten: "Ich glaubte ... ich glaubte ... es käme nichts mehr ..."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.09.2002

Im Rahmen der neuen Werkausgabe von Thomas Mann liegt nun die von Eckhard Heftrich herausgegebene und kommentiere neue Ausgabe der "Buddenbrooks" vor. Die neue Ausgabe, die sich erklärtermaßen sowohl an die Wissenschaft wie an eine breitere Leserschaft wendet, war überfällig, erklärt Rezensent Gustav Seibt. Zum einem, um textkritisch halbwegs auf sicheren Boden zu stehen, zum anderen um die Forschungsergebnisse der Germanistik in Sachen Mann zu bündeln. Während der Kommentarband recht umfangreich ausgefallen ist, registriert Seibt in textkritischer Hinsicht eine "pronocierte Zurückhaltung" Die Reinigung der Textgestalt hat sich bei den "Buddenbrooks" jedenfalls gelohnt, lobt der Rezensent. In "älterer" Gestalt als selbst die Romane Fontanes oder Raabes kann man sie nun lesen, freut sich Seibt. Besonders angetan zeigt sich der Rezensent vom Kommentarband der Ausgabe, in dem Hintergrundmaterialien - die Mannschen Familienchroniken, die Vorstudien, Notizen, Pläne, sowie ausgeschiedene Blätter - in "beispielloser Reichhaltigkeit" zusammengetragen sind. Ein Lob geht an Eckhard Heftrichs "kompakten" Stellenkommentar, der insbesondere der Vernetzung des historischen Materials mit dem fertigen Werk und der Aufdeckung seines inneren Beziehungsreichtums, der Leitmotive, Reprisen und Variationen dient. Dass die frühen Rezensionen im Abschnitt zur Rezeptionsgeschichte nur mit knappen Zitaten referiert werden, findet Seibt etwas bedauerlich. Er hätte sich eine Dokumentation der meist schwer aufzutreibenden Besprechungen in voller Länge gewünscht.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2002

Der Fischer-Verlag hat sich viel vorgenommen, staunt Wolfram Groddeck. 38 Thomas-Mann-Bände will das Frankfurter Verlagshaus in den nächsten Jahren herausbringen, die "Große kommentierte Frankfurter Ausgabe" oder kurz "GKFA", verkündet der Rezensent. Und dabei versprechen, so Groddeck, die Herausgeber auch noch, der Germanistik einen editorischen Neuanfang zu bescheren, nämlich eine Ausgabe, die nicht nur so viel wie möglich von Thomas Mann enthält, sondern auch eine, die nicht in die zeitgenössische Schreibweise eingreift und Texte "eindeutscht". Und so präsentieren die Herausgeber die "Buddenbrooks" auch als "Fassung des Erstdrucks". Das findet der Rezensent sehr lobenswert, denn schließlich sei der Text von Auflage zu Auflage über die Jahrzehnte verändert worden. Allerdings kann Groddeck nicht umhin, auch auf die "Textanpassung" beim Fischer-Verlag selbst hinzuweisen, hatte der doch in der Vergangenheit die letzte Mann-Gesamtausgabe (da noch eine dreizehnbändige) höchstpersönlich zu verantworten. Ein Lob spendet der Rezensent dem grafischen Layout der neuen Bände, das "urban und antimodernistisch" und zweifellos "hochgradig professionell" wirke. Was Groddeck aber für überzogen hält, ist der editorische Anspruch der Herausgeber. Hier wird "überkommentiert", findet der Rezensent. Ein bisschen mehr Orientierung an historisch-kritischen Editionen wäre dieser neuen Ausgabe besser bekommen, denkt Groddeck. Auch manche Stilblüte, gerade bei der Kommentierung der "Buddenbrooks", hätten die Herausgeber so vermeiden können, ist der Rezensent überzeugt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.07.2002

Was hat es nur mit den Buddenbrooks auf sich, dass der Roman von Thoams Mann so lange nach seinem Erscheinen nichts an Attraktivität eingebüßt hat, fragt Thomas E. Schmidt und verweist auf die Frankfurter kommentierte Ausgabe, in der man nun detailliert nachlesen könne, was Mann alles in diesem Familienepos untergebracht hat. Ein kleines Problem hat der Rezensent allerdings damit: Der Kommentar schwebt über dem Roman "wie dichtes Gewölk über der Trave", seufzt Schmidt. Damit will er die Leistung des Kommentars nicht schmälern, im Gegenteil. Ohne Zweifel sei hier ein "großes wissenschaftliches Werk" entstanden, und zwar ein "verdienstvolles", "reifes" und "erschöpfendes", lobt Schmidt. Und doch! Er ist "ein großer Sieg der Philologie über die zauberhaft-verschämte Neigung der Literatur", ihr Geheimnis wohl zu hüten, erklärt der Rezensent melancholisch. Gott sei Dank könne er die Lektüre des Romans nicht ersetzen. Thomas Mann habe nicht für "informierte", sondern für "gebildete" Leser geschrieben. Diese sollten, wenn wir Schmidt richtig verstehen, den Kommentar einfach beiseite lassen.