Thomas Chatterton Williams

Selbstporträt in Schwarz und Weiß

Unlearning race
Cover: Selbstporträt in Schwarz und Weiß
Edition Tiamat, Berlin 2021
ISBN 9783893202706
Kartoniert, 184 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

"Selbstporträt in Schwarz und Weiß" ist die Geschichte einer amerikanischen Familie, die sich über mehrere Generationen hinweg verändert auf ihrer Suche nach dem, was es heißt schwarz zu sein, und dem, was als weiß angenommen wird. Thomas Chatterton Williams, der Sohn eines "schwarzen" Vaters aus dem abgehängten Süden, und einer "weißen" Mutter aus dem Westen, war sein ganzes Leben davon überzeugt, dass ein einziger Tropfen "schwarzen Bluts" einen Menschen schwarz macht. Das war so fundamental für sein Selbstverständnis, dass er nie eine andere Überlegung zuließ. Aber die schockierende Erfahrung, der schwarze Vater zweier weißer Kinder geworden zu sein, erschütterte diesen Glauben. Es ist jedoch nicht so, dass er nun glaubte, nicht mehr schwarz zu sein oder dass seine Kinder weiß sind, sondern dass sich diese Kategorien von niemanden mehr angemessen erfassen lassen. Großartig geschrieben und darauf aus, die festgefahrenen Meinungen über race auf den Kopf zu stellen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.07.2021

Rezensentin Marlen Hobrack ist erfreut und überrascht vom Optimismus in Thomas Chatterton Williams' Buch. Der schwarze US-Amerikaner plädiert in seiner Mischung aus Memoir und Essay für eine Abschaffung der Begriffe "schwarz" und "weiß", weil diese Terminologie rassistische Ideen und Spaltungen reproduziere. Dabei kritisiert er auch eine "tribalistische" Abgrenzung schwarzer Communities von Weißen und die Verurteilung Weißer als privilegierte Nutznießer, was für schwarze Aktivisten eine Provokation darstellen dürfte, so Hobrack, ihr nach aber in Williams' Kritik einer Weltsicht aufgeht, die ihn zum "Statisten" reduziert, wie sie den Autor zitiert. Dieser keinesfalls "naiven" Kritik, die daran glaube, dass wir das Denken in Schwarz und Weiß verlernen können, scheint die Kritikerin sich anzuschließen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.06.2021

Um die Komplexität und den Tiefgang von Thomas Chatterton Williams literarischer Selbsterforschung deutlich zu machen, umreißt Rezensentin Catherine Newmark zunächst einmal die theoretische Grundfrage, der sich Williams in seinem Buch widmet und auf die viele Debatten über Diskriminierung hinauslaufen: Beharrt man auf den fraglichen Kategorien wie "race", um aus der damit konstruierten und diskriminierten Gruppe ein politisches Subjekt zu formen? Oder stellt man die Kategorie und ihre Bedeutung infrage, um sich irgendwann davon lösen zu können? Newmark hält diese Frage für ausweglos, Williams tendiert eher zur Kritik an der Kategorie, weswegen er denn am Ende seines Buches auch provokativ seinen Ausstieg aus dem "Race-Spiel" erklärt. Die Kritik an der Identitätspolitik mögen in der verkürzten Form - gerade in den sozialen Medien polemisch wirken, weiß Newmark. Doch die Literatur, und vor allem das persönliche Schreiben bietet Raum für Differenzierungen, für Ambiguitäten und "die Komplexität gelebter Erfahrungen", die der Autor aufrichtig, klug und stilsicher beschreibt, wobei leider nicht alle Qualitäten des Originals ins Deutsche übertragen wurden. Ein überaus ehrliches, erhellendes und darum unbedingt lesenswertes Buch, so die überzeugte Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.05.2021

Rezensent Nico Hoppe lässt sich von Thomas Chatterton Williams erklären, wie sich antirassistisch denken lässt. Die Kritik an der Identitätspolitik, zu der der Autor im Buch ausholt, kann Hoppe gut nachvollziehen, weil Williams sie als eigenen Erkenntnisprozess desjenigen schildert, der als Sohn eines Schwarzen und einer Weißen aufwächst. Für Hoppe eine Autobiografie, die eindringlich von der Erkenntnis erzählt, "race" als Fiktion wahrzunehmen, ohne einer nur konstruktivistischen Idee von Identität zu verfallen. Wie mit Unterschieden umgegangen werden kann, verrät der Autor auch, meint Hoppe. Leider geht er dabei zu knapp auf die eigentlich bedeutsamen sozialen Unterschiede ein, findet er.