Thea Dorn, Richard Wagner

Die deutsche Seele

Cover: Die deutsche Seele
Albrecht Knaus Verlag, München 2011
ISBN 9783813504514
Gebunden, 560 Seiten, 26,99 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen meist farbigen Abbildungen. Alle Debatten über Deutschland landen am selben Punkt im Abseits: Darf man das überhaupt öffentlich sagen, etwas sei "deutsch" oder "typisch deutsch"? Kann man sich mit dem Deutschsein heute endlich versöhnen? Man muss es sogar, meinen Thea Dorn und Richard Wagner. Sie verspüren eine große Sehnsucht danach, das eigene Land wirklich kennen zu lernen, und machen Inventur in den Beständen der deutschen Seele. Sie spüren sie auf in so unterschiedlichen Begriffen wie "Abendbrot" und "Wanderlust", "Männerchor" und "Fahrvergnügen", "Abgrund" und "Zerrissenheit". In sechzig Kapiteln entsteht auf diese Weise eine facettenreiche Kulturgeschichte des Deutschen.
Das Buch ist eine Reise an die Wurzeln unseres nationalen Erbes und geht durchaus ans Eingemachte. Obwohl es sich auch als Enzyklopädie lesen lässt, sind die Texte nicht aus nüchterner Distanz geschrieben. Auf diese Weise entstehen leidenschaftliche Plädoyers für bestimmte Merkmale des Deutschen, für ein damit verbundenes Lebensgefühl.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.01.2012

Rudolf Walther stöhnt nicht nur der anderthalb Kilo wegen, die dieses Buch mit Goldletterntitel auf die Waage bringt, sondern auch wegen der "Histörchen, Legenden und Anekdoten", die er zuhauf in diesem Buch fand, das er als "seichtes Machwerk" schmäht. So viel Buch und so wenig Erkenntnis!  Gefeiert werde da das schlichte Abendbrot im Gegensatz zu französischen Käsemenüs, neben dem Vater Rhein die Currywurstbude als zentraler Ort der deutschen Seele und Enzyklopädien füllende Wurstsortenvielfalt. An den Kompetenzen der beiden Autoren hegt Walther erhebliche Zweifel: Geht's ins Philosophische, dilettiere Dorn, während Wagner den "Amateurhistoriker" gebe, der sich mitunter als "wilhelminischer Studienrat" in die Nationalflagge hülle. Eindeutig keine Empfehlung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2012

Einmal Amerikaner sein, um das alles unvoreingenommen würdigen zu können - dieser Wunsch Richard Wagners angesichts des deutschen Mittelgebirges überkommt Hannes Hintermeier beim unterhaltsamen Blättern und Lesen in diesem Buch auch manchmal. Dem Zwang des Deutschen zur Selbstbeschäftigung, meint er, kommt der reich illustrierte Band aber sehr entgegen. Was Hintermeier hier von "Abendrot" bis "Zerrissenheit", abwechselnd von Thea Dorn und eben Richard Wagner verfasst, zu lesen bekommt, ist reich an Zitaten, spielerisch und frei sich bewegend, wie er uns erläutert, zwischen unseren Geistesgrößen, Motivgeschichtlichem oder auch Fußball. Hier ahnt der Rezensent schon: Letzterer kommt viel zu kurz, verglichen etwa mit dem Thema "Deutsche Dichter und der Bergbau".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.12.2011

Fasziniert blättert der hier rezensierende Martin Walser durch diese Anthologie, die die deutsche Seele sucht. Aber nicht, indem sie über die Seele schreibt, so Walser anerkennend, sondern indem sie Begriffe wie "Bruder Baum", "German Angst", "Wanderlust" oder "Musik" und ihre Verankerung in der deutschen Kultur untersucht, um so der "deutschen Seele" auf die Spur zu kommen. "Auschwitz" kommt als Begriff nicht vor. Das beschäftigt Walser, aber er findet es offenbar legitim, nach der deutschen Seele vor Auschwitz zu suchen. Auch so scheint ihm das Unternehmen der beiden Autoren äußerst wagemutig. Doch die beiden Autoren scheinen sicher jede Hürde zu nehmen: Richard Wagner durch "kluges Argumentieren" und Thea Dorn durch mutiges "Sich-gehen-Lassen".