Stevan Tontic

Der tägliche Weltuntergang

Gedichte
Cover: Der tägliche Weltuntergang
Drava Verlag, Klagenfurt 2015
ISBN 9783854357568
Gebunden, 176 Seiten, 17,80 EUR

Klappentext

Zweisprachige Ausgabe Serbisch-Deutsch. Aus dem Serbischen von Sabine Fahl, Cornelia Marks, Richard Pietraß, Zvonko Plepelic, André Schinkel und Bärbel Schulte. In einer Stadt, in der 1992 Bücher brannten, schrieb, umgeben von Gewalt und Menschenverachtung, ein damals 46-jähriger Lyriker, seine Gedichte. Die Stadt war das von den bosnischen Serben belagerte Sarajevo, der Lyriker - der in Sarajevo gebliebene Serbe Stevan Tontic. Unter widrigsten Umständen stellte er an sich selbst hohe ethische und künstlerische Ansprüche: Die Lyrik soll ihre Wahrhaftigkeit inmitten der massiven medialen Propagandalügen bewahren, ihre Menschlichkeit an Orten der Menschenverachtung nicht verlieren, Trost in der Trostlosigkeit spenden und ästhetischen Glanz in dreckigen Zeiten entfalten. Nachdem er der "Hölle von Sarajevo" entkam, nachdem er vom deutschen Exil aus die Bombardierung Belgrads, wo seine Frau Zuflucht gesucht hatte, dramatisch und schmerzhaft erlebte, wurden seine Gedichte zu eindrucksvollen Bekenntnissen und ästhetisch-humanistischen Glanzstücken. Diese Auswahl aus den wichtigsten von Stevan Tontics zwölf Gedichtbänden soll zeigen, dass er mit seiner kompromisslosen Haltung "Lyrik oder nichts" oder noch treffender "Lyrik gegen Nichts" recht behielt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015

Von der Ernsthaftigkeit der Gedichte des serbischen Lyrikers Stevan Tontic zeigt sich Karl-Markus Gauss tief bewegt. Vor dem Balkan-Krieg noch voller Selbstironie, hätten die Erfahrungen des Schreckens bei der Belagerung Sarajevos eine Zäsur im Leben und Schreiben Tontics bewirkt, so Gauss. Nun sei es dessen Anspruch, für die Wahrheit zu kämpfen und auch in düsteren Zeiten an die Schönheit zu glauben, "das Grauen zu benennen, aber dem Wahnsinn zu widerstehen". Fragen von Moral und Verantwortung kämen nun zentrale Rollen im Werk des Dichters zu, befindet der Kritiker, und er gelangt zu dem wohlwollenden Urteil, dass es Tontic in seinen Poemen immer wieder schaffe, "Ästhetik und Ethik zu vereinen".
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