Steffen Kopetzky

Risiko

Roman
Cover: Risiko
Klett-Cotta Verlag, 731 2015
ISBN 9783608939910
Gebunden, 731 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Der junge Marinefunker Sebastian Stichnote liegt mit seinem Schiff vor der Küste Albaniens. Aus der Enge der Giesinger Gerberei seiner Brüder hat ihn das Fernweh hinaus auf See und zur vielstimmigen Funktechnik gezogen. Diese gibt ihm das Gefühl, mit dem ganzen Kosmos in Kontakt zu stehen. Als der Erste Weltkrieg beginnt, muss die unterlegene deutsche Flotte durchs Mittelmeer nach Konstantinopel fliehen. Stichnote hat es nach den ersten Seegefechten eilig, sein Schiff so schnell wie möglich zu verlassen und schließt sich als Funkoffizier einer geheimen Expedition nach Kabul an. Ihre Reise führt sie nach Syrien, Bagdad, Teheran, Isfahan und schließlich durch die persische Wüste. Am Ende hängt der Erfolg der Expedition von Stichnote ab, der mit allem brechen muss, was ihm einst heilig war.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.06.2015

Steffen Kopetzkys alternative Weltgeschichte um einen Dschihad im Jahr 1916 erinnert Andreas Förster an vorherige Romane des Autors, die sich bereits mit genauso präziser Recherche und ähnlichem Detailreichtum historischen Themen gewidmet hätten wie das neue Werk. Zwar übertreibe Kopetzky mitunter mit seiner fast pedantischen Fülle an Einzelheiten, wie Förster findet, doch der Schriftsteller erzeuge zugleich eine soghafte Wirkung durch das "sprachlich geschliffene Kaleidoskop aus Orten, Farben und Gerüchen". Dass erst im recht knappen Epilog des Buches die positiven Auswirkungen des veränderten Weltenlaufs beschrieben würden, stört den Rezensenten weniger, er hält es vielmehr für einen "literarischen Kniff von erheblicher Wirkung", da auf diese Weise der Kontrast zur Wirklichkeit umso eindrücklicher erscheine.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.06.2015

Karl May de luxe bekommt Angela Leinen bei Steffen Kopetzky. Das ist ihr zu wenig. Dass der Autor eine der Hauptquellen seiner Abenteuergeschichte nicht nennt (Oskar Niedermayers Expeditionsbericht "Unter der Glutsonne Irans"), kann ihm die Rezensentin knapp verzeihen. Die seichten Pappkameraden im Buch und dass der Autor auf 730 Seiten über das Menschenbild der beschriebenen Zeit nicht hinauskommt, macht Leinen allerdings ungehalten. Gimmicks, wie eine frühe Coca-Cola-Verkostung oder ein Fußballspiel Fenerbahce - Galatasaray können sie kaum besänftigen. Was der Autor eigentlich erzählen möchte, bleibt ihr bis zum Schluss ein Rätsel.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.06.2015

Rainer Moritz hat eine Romanfigur kennengelernt, die er so schnell nicht vergessen wird. Darüberhinaus findet er in Steffen Kopetzkys Roman ein wunderbares Beispiel für einen historischen Roman, der unterhalten möchte, aber nicht um den Preis, sein Niveau zu verschenken. Wie der Autor die von Oskar Niedermayer 1914 initiierte deutsche Expedition nach Afghanistan in epischer Breite und anhand mannigfacher Quellen spannend inszeniert, hat Moritz schwer beeindruckt. Vergnügen und Erkenntnis findet er bei der Lektüre, Zeitkolorit und einen postmodernen doppelten Boden in Form des im Titel anklingenden Strategiespiels, "das Spiel im Nicht-Spiel des Weltkriegs". Die breite Streuung von Adjekten im Text kann er dem Autor angesichts dieser Vorzüge verzeihen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.05.2015

Ronald Düker zollt Steffen Kopetzky Respekt für die detaillierte Recherche einer erstaunlichen historischen Anekdote, derzufolge die Deutschen einige Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gemeinsam mit den Osmanen die Zeitung "El-Dschihad" verteilten, um Muslime zum Kampf gegen die Russen, Franzosen und Engländer zu bewegen. Leider ist der siebenhundert Seiten schwere Roman "Risiko", den Kopetzky daraus gebastelt hat, vor allem langweilig, bedauert der Rezensent. Die Tendenz zur "Bedienungsanleitung" in allen Lebensfragen kennt Düker zwar auch von Klassikern wie den Büchern Karl Mays, allerdings fehlt ihm schmerzhaft deren Humor. Ein Auge für interessanten historischen Stoff reicht leider nicht, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2015

Andreas Kilb hält nicht sonderlich viel von historischen Romanen aus Deutschland. Umso erfreuter zeigt er sich, wenn es nun dem laut Kilb für seinen letzten Roman von der Kritik schwer gebeutelte Steffen Kopetzky gelingt, nicht nur eine auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte mit einem verbrieften Helden zu erzählen, sondern dafür auch eine Sprache zu finden, die der Story dient und weiter nichts. Ein paar schwurbelige Ausnahmesätze kann Kilb verkraften. Kopetzkys deutsche Afghanistan-Expedition von 1915, so jubiliert der Rezensent, erzeugt Aha-Erlebnisse, der Held ist Techniknarr, Romantiker und Kommisskopf in einem, und der Autor beherrscht die bildliche Reflexion genauso wie den Suspense.
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