Stefan Breuer

Ordnungen der Ungleichheit

Die deutsche Rechte im Widerstreit ihrer Ideen 1871 ? 1945
Cover: Ordnungen der Ungleichheit
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001
ISBN 9783534155750
Gebunden, 424 Seiten, 50,11 EUR

Klappentext

Die politische Rechte im Deutschland der Jahre 1871 ? 1945 bildete ein Ensemble unterschiedlicher Strömungen, die sich nur gelegentlich und ereignisbedingt zu einer gemeinsamen Linie verbanden. Dennoch gibt es einen Vorrat von Ideen, die praktisch der gesamten politischen Rechten eigen waren. Stefan Breuers Quer- und Längsschnittanalyse beleuchtet diese Ideen und Programme aus den zentralen Handlungsfeldern von Politik, Religion und Kultur und wirft die Frage auf, ob es so etwas wie "Nationalsozialismus" im Sinne einer eigenständigen und kohärenten Ideenformation überhaupt gegeben habe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.03.2002

Äußerst unzufrieden ist Rezensent Ralph Schrader mit dieser Untersuchung der deutschen Rechten und ihrer unterschiedlichen Ideologien. Nachdem er zunächst einen Kurzabriss zu Stefan Breuers früheren Werken geliefert hat, die für ihn die Stimmung in der bundesdeutschen Linken der 1980er-Jahre im Bereich Sozialwissenschaft widerspiegelten, weist Schrader zwar auch auf einige Stärken der neuen Studie hin: etwa ihr ungeheurer Materialreichtum und ihre "differenzierte Darstellung einzelner Positionen" innerhalb der Rechten. Auch dass Breuer sich teilweise auf wenig erforschtes Gebiet wagt, dass er nämlich die wirtschaftlichen Vorstellungen der deutschen Rechten untersucht, weiß Schrader noch zu würdigen. Die Form der Präsentation aber missfällt ihm außerordentlich. Lesbar sei das nicht. Außerdem kann der Rezensent keine "systematische Akzentsetzung", ja, gar keine "Fragestellung" erkennen, und die unfruchtbare" Ausdifferenzierung der Ideologien in sieben Haupttypen und reichlich Untertypen führt nur zu einer Ausblendung der für Schrader wirklich interessanten Fragen und Bezüge. Die gesellschaftlichen "Ursachen für die Entstehung und Verbreitung rechter Ideen" und ihre politischen Folgen zum Beispiel, hat er sehr vermisst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.02.2002

Urs Hafner zeigt sich sehr angetan von dieser "voraussetzungsreichen" Studie über die historische Entwicklung des Konservatismus. Er lobt die Untersuchung des Hamburger Soziologen Breuer, der die Zeit von 1871 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs untersucht, als "wahrhaft herkulischen Rundgang" und attestiert dem Autor, ihm sei ein "vielseitiges und nuanciertes Bild" reaktionärer Ideologie gelungen. Zu bemängeln hat der Rezensent jedoch, dass zwischen den Nationalsozialisten und ihren Vorgängern nicht präzise genug differenziert werde, und die "konservativen Weltbilder", die der Autor untersucht, "merkwürdig blass" bleiben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.10.2001

Paul Nolte findet, dass der Autor der vorliegenden Studie, der Hamburger Soziologe Stefan Breuer, seinen eigenen Ansprüchen nicht genügt. In 10 Kapiteln sollte die "Ideengeschichte der politischen Rechten" erforscht werden: Welche Bedeutung hatten "Boden und Blut", Volk und Nation? Welche Vorstellungen kursierten unter Konservativen vom Staat? Wie sollten Kultur, Zivilisation und Religion ausgerichtet werden? Aus Noltes Sicht ist Breuer die Beantwortung dieser Fragen jedoch nur mäßig gelungen. Zwar lobt Nolte die gute Lesbarkeit der Studie und konzediert, dass sie einen "systematischen und außerordentlich quellennahen Überblick" über rechtes Gedankengut in Deutschland gibt. An der Methode Breuers, den er als "Repräsentanten eines an Max Weber geschulten historisch-komparativen Ansatzes" beschreibt, hat Nolte jedoch einiges auszusetzen. So unterscheide der Autor nicht zwischen verschiedenen Textsorten, die rechtes Gedankengut enthielten, weiter würden "Jahrzehnte voneinander entfernte Zitate" ohne Beachtung einer historischen Differenz zusammengefügt. Und schließlich mache Breuer keinen Unterschied zwischen Konservatismus und Nationalsozialismus. "Bei Breuer ... erscheint alles Rechte irgendwie schwarz-braun", rügt der Rezensent.