Sergej Bolmat

In der Luft

Roman
Cover: In der Luft
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406509742
Gebunden, 328 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Sylvia List und Margret Fieseler. In seinem neuen Roman erzählt Sergej Bolmat die Geschichte von Erik und Jeanna, zweier junger Russen Anfang 30, in deren verschlungene Lebenswege ein ganzes Panorama gegenwärtiger, nicht nur russischer Existenzentwürfe eingewoben ist. Erik, der sich durchs Leben treiben lässt und inzwischen in New York lebt, nimmt einen Job bei einer Firma an, die sich um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Entwicklungsländern kümmert. Auf der Suche nach einem verschwundenen Kredit fliegt er zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder nach Moskau. Jeanna lebt in zweiter Ehe inzwischen in Deutschland, in der fiktiven Kleinstadt Libbau. Auch ihr Leben ist, wie das von Erik, wenig zielgerichtet, ihre Beziehungen zu Männern sind nicht sehr glücklich. Schließlich verlässt sie Karl, ihren deutschen Mann, kratzt ihre Geldreserven zusammen und fährt zum Düsseldorfer Flughafen. Dort trifft sie auf Erik ...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.10.2003

Wie mit so vielen Besprechungen russischer Literatur in dieser Saison geht es einem auch mit Petra Kohses Rezension dieses Romans: Obwohl viel gelobt wird, bleibt die Begeisterung aus. Das ständige Einerseits ("sympathisch")/Andererseits ("nicht immer interessant") lässt einen kopflos hin und her laufen, - was meistens daran liegt, dass man nicht weiß, an welcher Literatur das Vorliegende gemessen wird. Petra Kohse allerdings sagt es: Sie misst Bolmat hier an seinem ersten Roman "Klick". Auch das ist allerdings nach Petra Kohse offenbar ein Einerseits/Andererseits-Erlebnis: "kindlich angeberisch", aber auch "überaus liebenswert mit rührend unsentimentalen und wiederum kindlich pragmatischen Protagonisten". Immerhin ringt sich die Rezensentin dazu durch, das Buch, das sie insgesamt "viel langsamer und sentimentaler" als den vorherigen Roman von Bolmat findet, am Ende als "kitschig" zu bezeichnen. "Ein sich selbst nicht ganz geheurer und dadurch etwas zu billig verkaufender Roman über die Sehnsucht nach Wurzeln...", schließt sie und meint, darin die Sehnsucht des Autors, der in Düsseldorf lebt, nach Russland entdecken zu können.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2003

Der erste Roman Sergei Bolmats hat gespalten, der zweite überzeugt, findet Ulrich M. Schmid. "In der Luft" ist für ihn ein "überzeugendes" Kollektivporträt der Generation des Autors, die im maroden Sowjetsystem aufgewachsen ist, für den Aufbruch nach dem Zusammenbruch nicht flexibel genug war und nun in der Luft hängt. Die Geschichte, die von zwei russischen Emigranten in New York und einer deutschen Kleinstadt handelt, hätte auch zu einer "Jeremiade" über die Orientierungslosigkeit der russischen Auswanderer werden können, schreibt Schmid. Bolmat aber weiche diesem Klischee glücklicherweise aus. Ansonsten greife der Autor, dessen künstlerische Leistung in der "literarischen Umsetzung visueller Verfahren" etwa von David Lynch beruhe, auf die bewährten Perversionen des 21. Jahrhunderts zurück, die ihn bekannt gemacht haben: Telefonsex, Drogen, Narkotika, Pornofilme und so fort.
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