Scott McCloud

Der Bildhauer

Cover: Der Bildhauer
Carlsen Verlag, Hamburg 2015
ISBN 9783551788405
Gebunden, 496 Seiten, 34,99 EUR

Klappentext

David Smith ist Bildhauer. Talentiert, aber nicht berühmt. Deshalb nimmt er auch allzu gerne das faustische Angebot an, jede Skulptur, die er sich vorstellen kann, mit seinen Händen erschaffen zu können, ganz gleich aus welchen Materialien. Auch wenn der Preis für diese Kunst sein Leben ist. Doch David hat dabei zwei Dinge nicht bedacht: Die Schwierigkeit ein Kunstwerk für die Ewigkeit zu erschaffen und ... die Liebe. Er hat nur 200 Tage, um beidem gerecht zu werden. Nach seinen berühmten Standardwerken über Comics ("Comics richtig lesen", "Comics neu erfinden" und "Comics machen") hat der Amerikaner Scott McCloud nun endlich seine erste große Graphic Novel geschrieben. Auf fast 500 Seiten nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch die Kunstwelt und die Seele eines Künstlers. Mit jedem Panel beweist McCloud seine große Fähigkeit, mit Bildern erzählen zu können.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2015

Sieglinde Geisel sieht in Scott McCloud nicht nur einen Comic-Zeichner, sondern den großen Theoretiker seiner Gattung: dass diese in Form der Graphic Novel das Image des Trivialen abgelegt habe, sei nicht zuletzt McCloud zu verdanken, meint die Kritikerin. In dessen 500-Seiten-Werk "Der Bildhauer" erkennt sie nun das Opus magnum des US-Amerikaners, zugleich einen autobiografisch geprägten, faustischen Stoff, eine "quasimythische Künstlerparabel" über Vergänglichkeit und die Akzeptanz von Sterblichkeit. McClouds Zeichnungen seien expressiv, bemerkt die Rezensentin, insgesamt sei das Werk aber "überraschend konventionell". So funktioniere es nur als gedrucktes Buch, obwohl der Künstler selbst seine Bilder ausschließlich digital entwerfe.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.05.2015

Als habe Scott McCloud seine sämtlichen theoretischen Konzepte zur Graphic Novel in dieser Geschichte über Bord geworfen, scheint es Michael Pilz. Der Faustiade um einen Künstler im Pakt mit dem Teufel tut das nicht gut, meint der Rezensent, denn statt einfach eine Geschichte zu erzählen, übernimmt der Autor sich und seinen Helden mit haufenweise existenziellen Fragen und einer geschwätzigen wie konventionellen Grafik. Belgische Linie und japanische Dynamik im Bild, findet Pilz, passen nicht recht zum Selbstmitleid der Figur angesichts von Fragen, wie: Was ist Kunst, was ist Leben?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.04.2015

Ralph Trommer gefällt nur der erste Teil der umfangreichen Graphic Novel von Scott McCloud. Das alte Thema des Teufelspaktes scheint ihm der Altmeister des Comics gekonnt und mit viel Fantasie fürs Layout aufzunehmen und auf die New Yorker Kunstszene zu übertragen. Die vom Autor bevorzugte Ligne claire ergibt für Trommer ein genaues Bild der Großstadt und sogar ihrer Audiospur. Was furios und auch ein wenig kitschig beginnt, verliert laut Trommer im Verlauf jedoch an Spannung und gerinnt zur oberflächlichen Banalitätensammlung. Die authentische Künstlernovelle scheint dem Rezensenten plötzlich als Allmachtsfantasie, erzählt weniger mit feiner Rafinesse als mit zu viel Ehrgeiz für die perfekte Filmvorlage.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.03.2015

Thomas von Steinaecker wird den Verdacht nicht los, das alles schon mal irgendwo gesehen oder gelesen zu haben, was Scott McCloud in seiner Graphic Novel verarbeitet. Sei's drum, wie einem "melodramatischen" Blockbuster gibt er sich dem Buch schließlich hin - und bereut es nicht. Zu perfekt gelingt es dem "Cheftheoretiker" des Comics seine faustische Geschichte vom jungen erfolglosen Künstler, der einen folgenreichen Pakt mit Tod und Teufel eingeht, zu vermitteln. 500 Seiten, und Steinaecker langweilt sich nicht auf einer einzigen. Er staunt nur, welchen Drive Text und Bild entwickeln und wie der Autor Lesererwartungen gekonnt zu enttäuschen weiß. Kein Wunder, dass die Filmrechte schon verkauft sind, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.03.2015

Dass der große Comic-Erklärer Scott McCloud selber zeichnen kann und das Genre auch in der Praxis beherrscht, merkt Christian Schlüter spätestens mit diesem Band. Auch wenn sich der Autor mit seiner Geschichte eines New Yorker Künstlers zwischen Liebe und dem Pakt mit dem Teufel viel vorgenommen hat, wie Schlüter meint, gelingt McCloud ein Comic mit Wucht. Herzschmerz und die ganz großen Fragen zur Kunst verhandelt der Autor turbulent auf 500 Seiten. Dass der Rezensent sich nicht langweilt, liegt an McClouds eigensinnigem Zeichenstil und einem souverän ausgeführten Spannungsbogen, vor allem aber daran, dass der Romantik letztlich doch der Vorzug gewährt wird vor der Theorie, meint Schlüter.
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