Schorsch Kamerun

Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens

Roman
Cover: Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens
Ullstein Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783550080883
Gebunden, 256 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

"Anarchy!", brüllen sie in naiver Begeisterung am Bimmelsdorfer Strand und rennen los. Die Vorgarten-Rasenmäher im Nacken, werden Horsti und seine Clique von Ordnungsmenschen, Altnazis und der bleiernen Zeit nach dem Wirtschaftswunder schikaniert - bis sie lernen, sich zu wehren. Sie beginnen auszubrechen, dahin, wo es Freiräume gibt. Horsti wird Profi im Überlisten von Cheftypen. Immer geschickter bastelt er an dadaistischen Täuschungskonzepten, verweigert den Wehrdienst und flieht in die Großstadt. "Gemeinsam sind wir stark!" Zwischen letzten bürgerfeindlichen Stadtteilen und selbst geschaffenen Strukturen suchen die "genialen Dilettanten" nach einer kollektiven Haltung. Gegenkultur, "penniless jetset", Anti-Kunst und ganz viel schlecht mitsingbare Musik. In ihrer Angriffslust steckt die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Scheißebauen und lebenswerten Utopien. Und dann die Reibung an den Institutionen: Horsti inszeniert Opern, lernt alles kennen, was in der Welt der Hochkultur Rang und Namen behauptet - und bleibt Aktivist und Zweifler. Am Ende erkennt er, dass all die Widersprüche Teil seines Lebens geworden sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.06.2016

Rezensent Jan Wiele kann dem Gefrickel Schorsch Kameruns phasenweise etwas abgewinnen, ob Kamerun nun Musik macht oder eine als Roman bezeichnete Anekdotensammlung vorlegt. Die losen Episoden im Buch, Geschichten aus der norddeutschen Tiefebene zwischen Anarchie und Kleinkrämerei, erzählen laut Wiele allerdings größtenteils bereits Bekanntes. Erinnert Wiele alles stark an Schamoni oder auch Regener. Zumal der Autor sich offenbar nicht die Mühe macht, sich von Schlagworten und Verallgemeinerungen a la "bleierne Zeit" fernzuhalten. Manchmal ansatzweise witzig, stimmt der Text den Rezensenten öfter noch ärgerlich.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.04.2016

Felix Stephan wundert sich schon sehr, dass die Autobiografie des unermüdlichen Punkers Schorsch Kamerun so brav und eindeutig ausgefallen ist. In "Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens" erzählt Kamerun schön der Reihe nach, was sich in seinem Leben so zugetragen hat, so der Rezensent: Jugend im norddeutschen Kurort, erste Rebellion gegen Eltern und alte Nazis, Musik, immer wieder Abgrenzung von der weichgespülten Musikindustrie und trotzdem - "nichts als Ruhm und Anerkennung", weiß Stephan. Angesichts der ungebrochenen Aufmüpfigkeit in musikalischen Angelegenheiten hätte sich der Rezensent etwas mehr Kampfesmut auch im Buch gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2016

Von einem Roman möchte Rezensentin Luise Checchin nach der Lektüre von Schorsch Kameruns erstem Buch nicht unbedingt sprechen: Vielmehr liest sie hier eine Folge autobiografisch gefärbter Anekdoten und gesellschaftlicher Exkurse, was mal mehr, mal weniger gut gelingt, findet die Kritikerin. Denn der "Goldene Zitronen"-Sänger handelt an seiner Hauptfigur Tommi zwar viele eigene Lebensstationen ab, bauscht ihr dann aber doch zu viele individuelle Erlebnisse zu allgemeinen Thesen auf, durchsetzt diese mit allzu theoretisierenden Aussagen und erscheint der Rezensentin immer dann recht "platt", wenn er sein kulturpessimistisches Wort an die Folge-Generation richtet. Zugleich entdeckt Checchin in diesem Debüt aber auch faszinierende, kluge und melancholisch witzige Passagen, etwa dann, wenn Kamerun das Versprechen des Punk erklärt oder vom Scheitern der Verweigerung erzählt.
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