Sally Rooney

Gespräche mit Freunden

Roman
Cover: Gespräche mit Freunden
Luchterhand Literaturverlag, München 2019
ISBN 9783630875415
Gebunden, 384 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Zoë Beck. Frances und ihre Freundin Bobbi, Studentinnen in Dublin, lernen das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen.  Sie treffen sich bei Events, zum Essen, führen Gespräche. Persönlich und online diskutieren sie über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Genderfragen und, natürlich, über sich selbst. Während Bobbi von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer stärker zu Nick hingezogen…

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.11.2019

Zunächst erweckt Rezensentin Nina Apin den Eindruck, als würde sie den Hype um Sally Rooneys Buch, der eigentlich ein sekundärer, aus Britannien übernommener Hype sei, etwas entgegensetzen wollen, aber dann schließt sie sich ihm doch an. Langweilig finden "geht nicht" bei dieser Geschichte um zwei junge lesbische Freundinnen, die im intellektuellen London ihren Platz zu finden versuchen. Zwar findet Apin das "pseudointellektuelle Gelaber" ein bisschen nervig, vieles vage oder unscharf und die Charaktere nicht wirklich überzeugend gezeichnet. Aber die präzise Schilderungen, der spannende Plot und die tollen Sexszenen reißen sie dann doch mit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.08.2019

Judith von Sternburg überlegt, ob Sally Rooneys jetzt auf Deutsch erscheinender Debütroman von 2017 etwas weniger stromlinienförmig hätte sein dürfen, unbändiger. Allerdings überwiegt bei der Rezensentin klar die Begeisterung für Rooneys schwer dialogisch angelegten Text über Lieben und Leben junger Menschen im frühen 21. Jahrhundert. Schon wie die Autorin den Ton ihrer Figuren trifft, scheint Sternburg enorm überzeugend. Wie Rooney außerdem die Abgeklärtheit und Diskursfreude ihrer Charaktere transportiert, wie sie selbstironisch und mit viel Subtext arbeitet, feministische Positionen, Orte, Situationen und sogar das Wetter glaubhaft beschreibt, findet Sternburg stark. Und Zoe Becks Übersetzung schmiegt sich dem lakonischen Ton an wie ein englischer Anzug, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2019

Rezensentin Angela Schader liest Sally Rooneys gefeierten Debütroman mit gemischten Gefühlen. Einerseits gefällt ihr der Mix aus Schrägem und Konvention im Text, bei den Figuren und in der Mehrstimmigkeit aus Gesprächen, Chats und Mails, andererseits werden die Figuren dadurch für sie nicht immer vielschichtiger. Der Grund dafür könnte laut Schader aber auch am dargestellten unterkühlten intellektuellen Milieu liegen, in dem Gefühle und menschliche Nähe eher ironisiert als offen ausgesprochen bzw. praktiziert werden. Dieser kühle Unterstrom im leicht erzählten Text erscheint Schader wiederum als schöne Ambivalenz.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 25.07.2019

Nach der Lektüre von Sally Rooneys Debütroman weiß Rezensentin Anne Kohlick, weshalb die junge irische Autorin derzeit von aller Welt gefeiert wird. Auch in der deutschen Übersetzung ist "Gespräche mit Freunden" ein absoluter Lesegenuss, so die begeisterte Rezensentin. Rooney erzählt darin von Frances und ihrer besten Freundin Bobbi, die gemeinsam Literatur studieren und auf Poetry Nights auftreten, wo sie eines Abends eine ältere Schriftstellerin und später deren Ehemann Nick kennenlernen. Zwischen den vier Figuren entwickelt sich bald ein komplexes Geflecht von Beziehungen und Emotionen, von dem die Ich-Erzählerin in einer klaren und minimalistischen Sprache erzählt, mit sehr viel Witz und Ironie. Literarisch kann sie dabei immer wieder mit originellen Vergleichen und wenigen aber dafür umso präziser beschriebenen Details glänzen, so Kohlick. Frances' Erzählhaltung und Ton in diesem dialoglastigen Text passen zu ihrem verzweifelten Bemühen cool, selbstbewusst und unabhängig zu wirken und ihre Gefühle zu unterdrücken, obwohl sie sich bewusst ist, welche emotionalen Auswirkungen ihr Verhalten auf sie selbst und andere hat. Somit ist Rooneys Roman auch ein ehrlicher und warmherziger Entwicklungsroman und natürlich ein "riesiges Lesevergnügen", so die überschwängliche Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.07.2019

Wie lässt sich heute Wirklichkeit beschreiben? So wie Sally Rooney es macht, findet Miriam Zeh. Radikale Verknappung und Verzicht auf dramaturgische Allmacht und Vollständigkeit liegen diesem Erzählen laut Zeh zugrunde. Wie die Autorin zwischen ihren Protagonisten und Diskursen hin- und herspringt und sich an ihre Lebenswelten heranzoomt, findet Zeh dabei durchaus lesenswert, wenngleich die Figurenkostellation auf sie abgedroschen wirkt und das Erzählen manchmal allzu süffig daherkommt, so Zeh. Die Dialoge erscheinen Zeh allerdings weitgehend kunstvoll und feinsinnig. Die Autorin schreibt zwar kein Generationenporträt (laut Zeh geht es vor allem um eine urbane, gebildete Mittelschicht), legt aber eine für soziale Ungleichheit sensible Zeitdiagnose vor, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.07.2019

Tilman Spreckelsen lernt in Sally Rooneys Debütroman die Tücken des Gesprächs kennen. Was Heimlichkeiten und plötzliche Offenbarungen auslösen können und auf welch unterschiedliche Weisen sich dennoch miteinander reden lässt, erfährt er anhand eines einfachen Settings: Ein paar Freunde in einem Ferienhaus in der Bretagne. Besonders interessant erscheint Spreckelsen jedoch das Ungesagte in den Dialogen, Chats oder Diskussionen der Freunde, wie ein Bild vom jeweils anderen entsteht und wieso es oft nicht der Wahrheit entspricht. Es geht um Lügen, wandelbare Emotionen und Verschleierungstechniken, Normen und Ansichten in diesem Buch, erklärt der Rezensent. Wie Rooney all das darstellt, scheint ihm virtuos.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.07.2019

Meredith Haaf findet den Hype um Sally Rooney berechtigt. Rooneys im englischen Original 2017 erschienener Roman überzeugt sie durch eine große Virtuosität beim Darstellen von Emotionen und Erfahrungen. Der Entwicklungsroman über eine komplexe Dreiecksbeziehung verfügt laut Haaf nicht nur über eine große Dynamik, Komik und Bandbreite der Kommunikationsweisen, wie Rooney zugleich sinnlich und analytisch Klassen-, Macht- und Geschlechterverhältnisse verhandelt, das zeugt von einem warmen, lebendigen Intellekt und viel Empathie für die Figuren, findet Haaf.
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