Rolf Niederhauser

Seltsame Schleife

Roman
Cover: Seltsame Schleife
Rotpunktverlag, Zürich 2014
ISBN 9783858695840
Gebunden, 736 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Pit Dörflinger, 32, glaubt, dass er einen Menschen getötet hat. Nur verworren allerdings erinnert er sich an die Umstände. Von Cambridge, Massachusetts, aus, wo er am M.I.T. in einem Artificial-Life-Projekt mitarbeitet, das die elementaren Funktionsprinzipien des menschlichen Bewusstseins rekronstruieren soll, hat er sich auf die weite Reise nach Texas gemacht, um mit seiner Freundin und deren Eltern Weihnachten zu feiern. Ein Telefonat wirft ihn aus der Bahn, er landet bei einem Freund in Mexiko, von wo es ihn weiter nach Kolumbien treibt. Dort verliebt er sich in eine Ex-Guerillera, in deren Leben es erstaunliche Parallelen zu seinem eigenen gibt. Unversehens gerät er in den Sog einer Bewusstseinsforschung ganz anderer Art, die ihn zurück in die Kindheit führt und seine Identität immer fragwürdiger erscheinen lässt. Dörflinger muss sich den Fakten stellen. Nur - was sind die Fakten?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2015

Uff, scheint Astrid Kaminski zu sagen. Rolf Niederhausers literarische Rückmeldung nach 20 Jahren Abstinenz hat es in sich. Derart, dass die Rezensentin die sprunghafte Interpunktion, selbst kommentiertes Sprachverhalten des "Halb-Icherzählers", brüchige Grammatik sowie die schiere Dicke des Buches schon fast nebensächlich findet. Wo Erzählebenen drunter und drüber gehen, ihre Konzeptioniertheit und Konstruiertheit alle naslang ausstellen und der Drucksatz in zwei Richtungen fließt, eigentlich kein Wunder. Das metafiktionale Trumm aber beglückt die Rezensentin auch mit ständigen Aha-Erlebnissen, etwa wenn Kaminski feststellt, woher die vielen Namens- und Persönlichkeitsverwandlungen kommen. All die Flucht- und Distanzimpulse, die Kaminski beim Lesen durchaus erfährt, geraten also zur Nebensache. Schließlich bleibt die Rezensentin dran über 727 Seiten! Das liegt, versichert sie, nicht zuletzt an einem wirklich spannenden Plot.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2014

Samuel Mosers Besprechung des Romans von Rolf Niederhauser kann uns das Buch nicht wirklich erschließen. Die Schleifenhaftigkeit des Erzählens und der Geschichte selbst mag dazu beitragen, dass kein deutliches Bild entsteht von der Geschichte (laut Moser eine "éducation sentimentale") um einen Mathematiker auf einer Odyssee in Südamerika. Für Moser aber ist der Text überzeugend durch Momente ironischer Brechung, wenn der Erzähler in seinen Reiseerinnerungen seiner großen Liebe nahe ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.07.2014

Zuerst fällt einem an Rolf Niederhausers neuem Roman "Seltsame Schleife" wohl das Formexperiment auf, berichtet Hans-Peter Kunisch: die linke Seite steht Kopf, sie soll erst auf dem Rückweg durch das Buch gelesen werden, nach einer hundertachtzig Grad Wende, verrät der Rezensent, ein "Werk mit U-Turn" also. Die strukturelle Innovation ist aber nicht willkürlich, sondern spiegelt sich im Inhalt, so Kunisch. Der Robotikforscher Pit Dörflinger landet zufällig in Bogotá, nachdem er einem Mädchen gefolgt ist, ohne so recht zu wissen warum. Das Mädchen entpuppt sich zunächst als ehemalige Guerillakämpferin und dann, unglücklicherweise erst nachdem sie miteinander geschlafen haben, als seine Schwester, fasst der Rezensent zusammen. Die Welt steht Kopf und es gilt für Dörflinger, wieder aus dem Dschungel herauszufinden, dem materiellen und dem in seinem Kopf. Ein tolles Buch, findet Kunisch.