Robert Spaemann

Grenzen

Zur ethischen Dimension des Handelns
Cover: Grenzen
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2001
ISBN 9783608910278
Kartoniert, 560 Seiten, 35,02 EUR

Klappentext

In diesen Aufsätzen aus vier Jahrzehnten reflektiert Robert Spaemann aktuelle Herausforderungen der Epoche im Licht elementarer philosophischer Einsichten. Bis in die unmittelbare Gegenwart hinein greift Robert Spaemann die aktuellen Herausforderungen und Fragen auf, wie z.B. die atomare Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, § 218, die Gentechnik oder den Kosovo-Krieg. Robert Spaemann unterstreicht in allen seinen Aufsätzen die Endlichkeit des menschlichen Daseins und seiner natürlichen Bedingungen. Daraus folgt eine konsequente Absage an alle gängigen Utopien und die Kritik des Konsequentialismus, der Ethik als universale Optimierungsstrategie versteht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.08.2001

Günter Figal beginnt seine Rezension mit einleitenden Betrachtungen zum Verhältnis von ethischer Reflexion und täglichem Leben. Praktische Philosophie, so Figal, zielt immer auf die Rückwirkung ins Handeln, auf Aussagen zum guten Leben - und so nimmt es nicht wunder, dass Robert Spaemann grundsätzliche Erörterungen und Auseinandersetzungen mit "Themen der Zeit" verbindet. Ein zentraler Punkt seiner Aufsätze ist die Absage ans "Weltethos": die Gebundenheit der eigenen Lebensform lässt sich, seiner Auffassung nach, nie in Richtung absoluter Allgemeinheit überschreiten. Spaemann ist, findet Figal, ein "skeptischer Ethiker", der sich eingesteht, dass die Ethik oft genau auf der "Verliererseite" steht. Was sie immerhin leisten kann: "Zeit gewinnen". Günter Figal weist darauf hin, dass Spaemann "kaum allgemeine Zustimmung finden" wird - er selbst jedoch bringt keinerlei Einwände zur Sache vor, und schließt mit hohem Lob: "Niemand kann Spaemann ernsthaft lesen, ohne anschließend klarer zu sehen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.05.2001

Ganz genau hat sich Otto Kallscheuer mit den hier versammelten Kleinen Politischen Schriften dieses bedeutenden Nein-Sagers auseinandergesetzt. Tatsächlich hält Kallscheuer den Autor für den einzigen deutschen Philosophen der Gegenwart, "für den die negative Zukunftsvision einer dehumanisierten ... (Welt) noch direkt - ethisch wie politisch - relevant ist", und für einen der wenigen verbliebenen "authentisch philosophischen Gegner der herrschenden (und regierenden) Kultur sozialer Modernisierung". Wenn Spaemann nun Philosophie, Politik und Moral auf ihre substantiell-moralische Standfestigkeit gegen "den Selbstlauf funktionaler Rationalisierungen, Kalküle und Apparaturen" abklopft und zu einem eher pessimistischen Urteil gelangt - in den Texten hat Kallscheuer dennoch eine "eigenartige Heiterkeit" gespürt: "Der Autor ist nicht gequält". Er ist einfach "ein guter Polemiker".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2001

Ludger Heidbrink bespricht zwei Bücher, die sich mit Ethik und Wissen beschäftigen.
1.) Robert Spaemann: "Grenzen. Zur ethischen Dimension des Handelns"
Heidbrink stellt fest, dass es dem Autor in seinem Band mit Aufsätzen und Reden aus 40 Jahren um die "Aktualisierung" der antiken Moralphilosophie geht. Dabei versuche Spaemann, die Ethik aus ihrer "Unbestimmtheit" herauszulösen, indem er sie an eine göttliche Instanz bindet. Dem kann der Rezensent nicht zustimmen und genauso verurteilt er die "inquisitorische Härte" mit der Spaemann gegen Abtreibung, Euthanasie u. a. argumentiert. Ihm ist diese moralische Theorie viel zu dogmatisch, zumal, wie er kritisiert, die von Spaemann als "Konsequentialismus" verurteilte Haltung "durch die Hintertür wieder" eintritt.
2.) Karl H. Hörning: "Experten des Alltags. Die Wiederentdeckung des praktischen Wissens"
Der Rezensent scheint dem Aachener Soziologen beizupflichten, wenn dieser nachzuweisen versucht, dass der Umgang mit technischen Neuerungen weniger von konkreten Kenntnissen als von `kulturellem Hintergrundwissen` bestimmt ist, wie der Autor es ausdrückt. Er zitiert zustimmend Hörnings Ansicht, dass die hochentwickelte Technik den Menschen zum "Artisten der Improvisation gemacht" hat und dass sie letztlich eher dem Zweck der kreative Alltagsbeherrschung als der Naturbeherrschung dient, wie beispielsweise Spaemann argumentiert. Heidbrink hat an dem Buch nichts zu bemängeln, so dass man davon ausgehen kann, dass es seinen Beifall findet, aber explizit lobend äußert er sich nicht.
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