Robert Bober

Wer einmal die Augen öffnet, kann nicht mehr ruhig schlafen

Roman
Cover: Wer einmal die Augen öffnet, kann nicht mehr ruhig schlafen
Antje Kunstmann Verlag, München 2011
ISBN 9783888977251
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. Paris, Anfang der 60er Jahre: Der junge Bernard Appelbaum bekommt eine Statistenrolle in "Jules und Jim" - durch Truffauts Assistenten, einen gewissen Robert Bober, der nach dem Krieg sein Betreuer in einem Ferienlager für jüdische Kinder war. Auch wenn die Cafehaus-Szene mit Bernard später gestrichen wird: der Film greift tief in sein Leben ein. Denn nach der Kinopremiere erzählt ihm seine Mutter die Geschichte einer anderen Liebe zu dritt, die sie mit seinem Vater Yankel, der nicht aus Auschwitz zurückkam, und Leizer, dem früh verstorbenen Stiefvater, verband. Bernard macht sich auf die Suche: nach seinen eigenen Ursprüngen, aber auch nach den Spuren einer verdrängten Geschichte, eines von Krieg und Kollaboration gezeichneten Paris.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.04.2012

Etwas zu nostalgisch und erinnerungssüchtig geht es offenbar Thomas Laux in Robert Bobers jetzt auf Deutsch erschienenen Roman zu. Bober, der unter anderem Dokumentarfilmregisseur und Assistent bei Francois Truffauts war, lässt seinen Protagonisten Bernhard, den er als Statisten bei Truffauts "Jule und Jim" unterbringt, auf eine doppelte Vatersuche gehen, erfahren wir. Die Mutter Bernhards erzählt ihm von ihrer eigenen "Dreiecksgeschichte", aus der sein Bruder Alex hervorging, und nun macht sich der Protagonist auf Spurensuche nach seinem in Auschwitz ermordeten Vater und dem 1949 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Stiefvater, fasst der Rezensent zusammen. Was Brocan offenbar fehlt ist eine subtilere und hintergründige Erkundung der Vergangenheit. Außerdem findet er, dass hier zu viele zeitliche Bezüge geknüpft werden und sich der Autor damit etwas verzettelt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.01.2012

So ganz scheint Fritz von Klinggräf sich dem nostalgischen Sog in diesem kleinen Roman von Robert Bober nicht hingeben zu wollen oder zu können. Zwar lockt der Text mit einer Paris-Kulisse wie aus einem Truffaut-Film oder einem Fotoshooting von Robert Doisneau und mit allerhand weiteren Zitaten der Pariser Kulturgeschichte (der Autor war tatsächlich mal Assistent bei Truffaut). Doch der leichte Erzählton schwappt ihn wieder zurück zur eigentlichen Geschichte, dem Entwicklungsroman eines Juden in Paris, seiner Familiengeschichte. Und die wird rasch vielgestaltig, nimmt den Rezensenten mit in die jüdischen Lebenswelten der 20er Jahre, wird zur Liebesgeschichte zwischen Polen, Deutschland und Frankreich und scheint Klinggräf recht ordentlich zu gefallen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Mit der Hauptfigur Bernard Appelbaum von Robert Bobers Roman wird der Leser gleichsam zum Flaneur, der durch die Haupt- und Nebenstränge dieses Romans spaziert und dabei an allem, was von Bedeutung ist, vorbeikommt, meint ein sehr eingenommener Alex Rühle. Bober, Regieassistent bei Truffaut, später Dokumentarfilmer und schließlich Schriftsteller, lässt dabei seinen Helden durch die Straßen von Paris spazieren, seiner Familiengeschichte nachspüren, und dabei en passant 40 Jahre Kinogeschichte, Besatzungszeit, Algerienkrieg oder Pariser Kommune rekapitulieren, so der Rezensent beeindruckt. Diese mäandernde Erzählspur kreist laut Rühle um das "schwarze Loch der Geschichte, den Holocaust", in dem nicht nur der leibliche Vater von Bobers Helden verschwunden ist. Der Rezensent rühmt die Erzählweise des französischen Autors für seine "vermeintliche Anstrengungslosigkeit", die für ihn nichts weniger als ein "großes, zärtliches Wunder" darstellt, wie er schwärmt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.10.2011

Einmal schreckte Walter Rossum kurz auf, aus Angst, der Sentimentalität in die Falle zu gehen, aber dann ließ er sich doch wieder mitreißen vom Strom der Erinnerungen, Robert Bobers Erinnerungen und seinen eigenen an das betörende Paris vergangener Zeiten. Bober, 1931 als Sohn polnischer Juden in Berlin geboren, hat sein erstes Buch mit zwanzig gelesen, erzählt van Rossum, Bober arbeitete mit Truffaut und drehte Filme über Literatur und Schriftsteller, erst mit 62 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman, als dessen Fortschreibung man auch den vorliegenden begreifen müssen, als Fortsetzung der Erinnerungen an die eigene Kindheit, Jugend und an das magische Paris.
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