Rivka Galchen

Amerikanische Erfindungen

Cover: Amerikanische Erfindungen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016
ISBN 9783498025298
Gebunden, 208 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Grete Osterwald und Thomas Überhoff. Die Erzählungen der kanadisch-amerikanischen Autorin Rivka Galchen verbinden Psychologie, Philosophie und Naturwissenschaften und führen ihre Protagonisten wie Leser immer wieder auf neues Terrain. So geht es, wenn man lernt, der eigenen Wahrnehmung nicht zu trauen.
In einer dieser blühend phantasievollen Storys laufen einer Frau ihre Möbel davon. In einer anderen nimmt die Erzählerin eine Bestellung für Knoblauch-Huhn entgegen, ohne dem hungrigen Anrufer zu sagen, dass sie gar keine Imbiss-Bude ist.  All diese Storys, die zunächst so tun, als entstammten sie unserem realistischen Alltag, öffnen jählings verborgene Pforten in Schicksale und Welten, die uns nicht so vertraut sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.04.2017

"Wie Geister" schweben die meist jungen, ungebundenen Frauen in Rivka Galchens zehn Short Storys "über ihrem Leben", stellt Rezensentin Jeanette Villachia fest. Überraschend nüchtern, fast emotionslos nehmen die Protagonistinnen die surrealen Begebenheiten hin, die ihren Alltag aus den Fugen geraten lassen, schauen verwundert ihrem Hausstand zu, wie er aus dem Fenster klettert oder dem eigenen Körper, der eine dritte Brust auf dem Rücken zu bilden beginnt, so Villachia. Diese "Coolness" irritiert die Rezensentin auf positive Weise, animiert sie dazu, hinter die Fassade zu blicken. Psychologisch versiert, fantasievoll und originell erzählt Galchen von Frauen, deren Lebensmittelpunkt und einziger Halt sie selbst sind, lobt die Rezensentin, die sich dabei noch vorzüglich unterhalten fühlt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.04.2017

Rezensent Kai Sina muss während der Lektüre von Rivka Galchen "Amerikanischen Erfindungen" unweigerlich an die Kurzgeschichten von Grace Paley denken. Rangen die New Yorker Mittdreißigerinnen dort noch mit Alltagsproblemen und um Gleichberechtigung, sind Galchens Heldinnen Jahrzehnte später in einem "tiefgreifenden ennui" gefangen, bemerkt der Kritiker. Dennoch folgt Sina den kinder- und ambitionslosen Frauen ganz und gar nicht gelangweilt: Galchen lässt ihre Figuren zwischen "prosaischem Alltagsrealismus" und Fantasie in den selbsterschaffenen, "echokammerartigen" Welten der Philosophie, Literatur und des Internets versinken, informiert der Rezensent, der bewundert, wie die Autorin die Isolation ihrer Heldinnen durch episodenhaftes Erzählen auch formal gestaltet. Mehr noch: Wie Galchen mit Jorge Luis Borges und James Thurber im Hinterkopf plötzlich das Unerklärliche hereinbrechen lässt, alle Logik auf den Kopf stellt und mit dem doppelten Boden ihrer "lakonischen" Stories spielt, hat den Kritiker beeindruckt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2016

Bereits 2014 in Amerika veröffentlicht, einen längeren Entstehungsprozess hinzugerechnet, erscheinen Rivka Galchens postfaktische Erzählungen zumindest hierzulande genau zum richtigen Zeitpunkt, versichert Wieland Freund. Denn die überwiegend in den Obama-Jahren verfassten zehn Erzählungen der kanadisch-amerikanischen Autorin scheinen das Grundgefühl des Jahres 2016 bereits vorhergesehen zu haben, glaubt der Rezensent, der hier nicht mehr die in den letzten hundert Literaturjahren verhandelte Entfremdung, sondern vielmehr Protokolle einer Befremdung entdeckt. So liest der Kritiker etwa die Geschichte einer dreibrüstigen Frau, die von ihrer Ärztin durch Gnostik geheilt wird, oder folgt einer jungen Schriftstellerin, die feststellt, dass ihr Mann ein Blog mit dem Titel "Ich kann meine Frau nicht ausstehen" betreibt. Auch wenn der Rezensent sich mit weiteren Urteilen zurückhält, scheint er Galchens "Amerikanische Erfindungen" mit Gewinn gelesen zu haben.
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