Richard Powers

Das Buch Ich #9

Eine Reportage
Cover: Das Buch Ich #9
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783100590275
Gebunden, 80 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Manfred Allie und Gabriele Kempf-Allie. Wir schauen in unsere Gene wie in die Kristallkugel der Wahrheit. Alles glauben wir dort zu erkennen. Aber wir zahlen einen Preis. Die Angst vor einer angeborenen Neigung zu Depression oder Alzheimer würde unser Leben vergiften. Keine Zukunft, die wir in den Genen lesen, kann dies wettmachen. Richard Powers arbeitete an seinem Roman über das "Glücks-Gen", als er die Chance erhielt, der neunte Mensch auf der Erde zu werden, dessen Genom vollständig entschlüsselt wird. Er zögerte lange, aber die Neugier siegte. Powers flog nach Boston, traf die Forscher und Macher der neuen Industrie, lernte den komplizierten Prozess der Entschlüsselung kennen. Schließlich hielt er einen USB-Stick mit der Wahrheit in den Händen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.2011

Richard Powers hat als neunter Mensch überhaupt sein Erbgut entschlüsseln lassen und seine Gedanken zu dieser Erfahrung in dieser Reportage niedergelegt, informiert - mit einem Jahr Verzögerung - nun auch Wolfgang Schneider. Obschon der Rezensent Powers prinzipiell für fähig hält, der Forschung "mit intellektueller Verve dicht auf den Fersen" zu bleiben, hat er angesichts dieses Buches gemischte Gefühle. Eine gewisse Melodramatik konstatiert Schneider zunächst dort, wo Powers mit Bangen der Verkündung der Zukunftsaussichten harrt, die sein genetischer Code birgt. Weitaus spannender findet der Rezensent dann aber Powers Erkundung der Netzwerke von Bio-Firmen und -Instituten, die mit der Arbeit rund um das Genom Geld, wissenschaftliches Prestige oder beides verdienen. Eine rasant wachsende Bio-Industrie findet der Rezensent hier porträtiert, die auf die Trennung von wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen nicht unbedingt großen Wert lege.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.08.2010

Im Anfang lag ein Zeitschriftenartikel. "Gentleman's Quarterly" kratzte einen sechsstelligen Betrag zusammen, um das Genom des Schriftstellers Richard Powers komplett sequenzieren zu lassen. (Er ist der neunte Mensch überhaupt, daher der Titel.) Powers schreibt nun darüber, was er dadurch über sich (nicht so wahnsinnig viel Hilfreiches, Bedrohliches oder Interessantes) und vor allem über die gerade entstehenden Genom-Sequenzierungs-Industrie dabei lernte. Im wesentlich kommt dabei jedoch eher heraus, dass das Ganze bislang noch zu relativ wenig aussagekräftigen Ergebnissen kommt, wobei mancher Ausblick in die Zukunft doch zu Bedenken Anlass gibt. Der Rezensent Uwe Justus Wenzel findet das Buch beileibe nicht uninteressant, für ein an der Kreuzung von Literatur und Wissenschaft liegendes Meisterwerk hält er es aber auch wieder nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.08.2010

Der amerikanische Erfolgsautor Richard Powers hat ein erhöhtes Risiko zur Fettleibigkeit, und auch die Gefahr an Alzheimer zu erkranken, sollte er nicht unterschätzen. In Powers Reportage "Das Buch Ich #9" hat Rezensent Arno Widmann dies, aber auch wesentlich mehr erfahren: Die Frage des Gentlemen's Quarterly, ob er nicht für einen Artikel sein eigenes Genom sequenzieren lassen wolle, machte Powers zunächst skeptisch. Das Interesse daran, ob man sich irgendwann wissenschaftlich zur eigenen Existenz verhalten könne, wenn mehr Menschen ihre individuellen Genomanalysen erstellen lassen, ließ ihn schließlich aber doch zustimmen, so Widmann. Abgesehen von seinem unspektakulären Krankheitsbild erzähle Powers eine "lustvolle" Geschichte der Wissenschaft und verdeutliche überdies, wie lukrativ das Geschäft der Biotechniker sei. Auch wenn noch mehr Genomsequenzen erfasst werden müssen, um irgendwann vielleicht genauere Aussagen treffen zu können, freut sich der Rezensent über diese spannende Reportage.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.08.2010

Vor zwei Jahren ließ sich der amerikanische Schriftsteller Richard Powers von der Zeitschrift GQ breitschlagen, als neunter Mensch der Welt sein Genom sequenzieren und diese Daten in einer veröffentlichen zu lassen. Die Reportage, die er im Zuge dieser Unternehmung schrieb, liegt nun auf Deutsch vor. Was Christopher Schmidt von ihr hält, ist schwer zu sagen, in der Unterzeile findet sich das Attribut "brillant", in der Besprechung selbst hält sich Schmidt mit Wertungen zurück. Schmidt reicht uns einige Zitate aus Powers' Gedankenstrom weiter - Wird der USB-Stick mit dem Genom als erotischer Fetisch oder Versicherungspolice enden? - und liefert uns als Ergebnis, dass Powers "248 genetische Varianten" in sich trägt, die sein Risiko erhöhen könnten, 77 Krankheiten zu entwickeln.
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