Rebekka Kricheldorf

Lustprinzip

Roman
Cover: Lustprinzip
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783737100694
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Berlin, mitten in den Neunzigern. Die Stadt liegt da wie eine utopische Verheißung, offen für alle: für Fabian, den drogenaffinen Partyhengst, den dichtenden Alki Lennard, die depressiv-hysterische Lily, verkrachte Bildungsbürgerkinder und Hausbesetzer, die in verschiedenen Lebens-und Kunstdisziplinen vor sich hin dilettieren. Zwischen ihnen treibt Larissa durch die Stadt, geflüchtet aus der Provinz, möchte irgendwie studieren, ist aber auch auf der Suche nach vielfältigen Objekten ihres Begehrens: Sie träumt von dem Einen, Unerreichbaren, folgt Verlockungen am Wege, versucht sich in gesunder Zweisamkeit und verzehrt sich in einer schweren sexuellen Obsession - wie lange kann das alles gutgehen? Denn die Neunziger, das sind auch Abstürze und die Vorboten der Gentrifizierung. Irgendwann stellt sich auch für Larissa die ewige Frage, ob man ein funktionierendes Mitglied der Gesellschaft werden möchte - oder lieber als heiliger Outlaw im glamourösen subkulturellen Slackertum verschwindet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.04.2021

Rezensentin Christine Dössel kann sich Rebekka Kricheldorfs Roman nicht ganz hingeben. Mit autobiografischen Anklängen, wie Dössel vermutet, erzählt die renommierte Theaterregisseurin von der 22-jährigen Larissa, die sich im Berlin der 90er-Jahre durchs Nachtleben schlägt. Das wird sehr "saftig" erzählt, mit skurrilen Figuren und fetzigen Dialogen, so die Rezensentin - Dössels Zeichnung des Berlinerischen "anarchokreativen" Slackertums überzeugt sie, auch wenn nicht alle Daten stimmen. Jedoch stört sie sich etwas an der politischen Trägheit der Protagonistin, und kritisiert vor allem, dass sich hinter all der sexuellen Zügellosigkeit letztlich doch nur eine Suche nach "Mr. Right" verberge. Am Ende leider nur eine schmuddeligere Version von Bridget Jones, schließt sie.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.03.2021

Rezensent Moritz von Uslar rät Rebekka Kricheldorfs Debütroman zu Ende zu lesen, wenn man ihn denn lesen will. Denn dann gelangt er zum Jahr 2000 und gewinnt ein bisschen Rasanz, ergänzt der über weite Strecken ermüdete Kritiker. Wenn die 1974 geborene Autorin dagegen das Berlin der späten Neunziger aus Sicht einer Studentin Anfang ihrer Zwanziger auferstehen lässt, dabei seitenweise von Saufen, Vögeln, Drogen und Weltschmerz in Bars und Clubs mit den üblichen depressiven Künstlerkandidaten erzählt, fragt sich der Rezensent unweigerlich: Waren jene Jahre wirklich so langweilig und so spießig? Dass Krichendorf keinen rabiaten Sound wählt, nicht mal einen eigenen Ton findet, macht es für Uslar nicht besser. Und ein paar gelungene Witze trösten ihn auch nicht darüber hinweg, dass wesentliche Entwicklungen im Berliner jener Jahre wie legendäre Ausstellungen und Partys einfach fehlen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.03.2021

Rezensentin Meike Feßmann merkt Rebekka Kricheldorfs "rasantem" Romandebüt deutlich an, dass seine Autorin vom Theater kommt: Szenenreich und mit schnellen Dialogen, so Feßmann, erzählt die Dramatikerin von der jungen Larissa, die sich Mitte der 1990er-Jahre im freiheitsversprechenden und billigen Berlin austobt - die Rezensentin fühlt sich formal an eine Nummernrevue erinnert, alles müsse "sofort zünden". Darauf sei die Romanform eigentlich nicht angewiesen, merkt die Feßmann vorsichtig an, aber in diesem Fall passe es sehr gut zum Stoff.