Raphaela Edelbauer

DAVE

Roman
Cover: DAVE
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2021
ISBN 9783608964738
Gebunden, 432 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Was braucht es, um eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein auszustatten? Den Programmierer Syz interessiert nichts so sehr wie die Beantwortung dieser Frage. Doch als er hinter die Kulissen des Labors blickt, gerät sein bedingungsloser Glaube an die Technik ins Wanken. Welchem Zweck dient DAVE wirklich und wer wird von ihm profitieren? In der Welt von Syz dreht sich alles ums Programmieren. Geschlafen und gegessen wird hauptsächlich, um schnellstmöglich wieder in die Datenströme des Computers abzutauchen. Das Ziel des gesamten Labors ist nichts Geringeres als die Programmierung der ersten generellen Künstlichen Intelligenz, ausgestattet mit einer Höchstleistung an Rechenkraft und menschlichem Bewusstsein: DAVE. Dann allerdings bringen zwei Ereignisse Syz' geregeltes Leben ins Wanken. Erstens, Syz verliebt sich in eine junge Ärztin, und zweitens, DAVE droht ein Totalausfall. Der Strudel, in den Syz in der Folge gerät, katapultiert den Programmierer in unmittelbare Nähe der Machtzentrale. Während das Labor in blinder Technikgläubigkeit weiterhin auf die Verwirklichung der Künstlichen Superintelligenz hinarbeitet, taucht Syz tief in die Geschichte des Labors ein und versucht herauszufinden, wessen Interessen DAVE am Ende eigentlich dient.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.04.2021

Raphaela Edelbauers Roman scheint Rezensentin Judith von Sternburg wie aus dem Lehrbuch fürs Romaneschreiben entsprungen - im allerbesten Sinne. Fesselnd und "frisch", so von Sternburg, verhandelt die Geschichte über den Programmierer Styx, dessen Gedächtnis der KI Dave eingepflanzt werden soll, die alte Frage danach, was Menschlichkeit ausmacht. Wie die österreichische Autorin ihr dystopisches Setting eines fensterlosen Labors in einer überbevölkerten und unübersichtlichen Welt aufbaut, findet die Kritikerin überzeugend beklemmend, und lobt auch, wie Edelbauer den Leser zuerst in Sicherheit wiegt, seine Position des Wissenden dann aber zunehmend unterläuft. Nicht zuletzt die kuriosen Sprachexperimente, die Edelbauer wagt, haben es der Rezensentin angetan. Ein Roman, der seine beunruhigende Wirkung durch schriftstellerisches Geschick voll entfaltet, lobt Sternburg.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2021

Rezensentin Daniela Strigl schätzt nicht nur Raphaela Edelbauers Selbstironie, sondern auch ihre Fähigkeit, komplexes Wissen zu den Themen KI und Gedächtnisforschung kenntnisreich und geschickt in ihren Sci-Fi-Thriller um eine kollabierte Erde und die Arbeit an einer Menschmaschine einzubauen. So komplex der Plot Strigl erscheint, so elegant und witzig führt sie die Autorin hindurch. Für Strigl lehrreich und unterhaltsam zugleich, beileibe keine Selbstverständlichkeit in diesem Genre. Einzig die Figuren bleiben die meiste Zeit über Pappkameraden einer "futuristischen Versuchsanordnung", beklagt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.03.2021

Rezensentin Anne Kohlick wird nicht recht glücklich mit dem zweiten Roman der Österreicherin Raphaela Edelbauer. Mehr als zehn Jahre hat Edelbauer an dem Roman laut eigener Aussage geschrieben, ihn immer wieder umgearbeitet - und doch ist es gerade die Konstruktion des Romans, die die Lektüre für die Kritikerin beschwerlich macht. Zwar erscheint ihr die Dystopie um einen Programmierer, der im Auftrag führender Forscher an einer künstlichen Intelligenz mit eigenem Bewusstsein arbeitet, durchaus "ambitioniert". Auch der Mix aus philosophischen Fragen und Zitaten von KI-Experten wie Alan Turing und Nick Bostrom gefällt Kohlick. Figuren und Handlung bleiben allerdings blass und die mit Fachwörtern versetzte Sprache führt für die Rezensentin nur dazu, dass sie sich beim Lesen wie auf der "endlosen Treppe von M.C. Escher" fühlt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.03.2021

Rezensent Andrian Kreye wirkt zunächst etwas erschöpft von der narrativen Verschachtelung und der Überfülle an literarischen und popkulturellen Referenzen in Raphaela Edelbauers Roman, kann sich dann aber zunehmend begeistern für die Geschichte, in der in einer zukünftigen Zweiklassengesellschaft das KI-Wesen Dave erschaffen werden soll. Wie die Tristesse und die "Innerlichkeit" der entromantisierten und -ästhetisierten digitalen Alltagswelt geschildert werde, in der die Liebe einen Störfaktor darstelle, findet Kreye stark und im Grunde gruseliger als das KI-Wesen selbst. Keine "süffige" Science-Fiction, sondern ein im positiven Sinne bedrückender Roman, verfasst in "federnder" Sprache, lobt der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.02.2021

Rezensentin Julia Lorenz hat Raphaela Edelbauers Version des dystopischen KI-Romans gerne gelesen. Das klassische Thema nimmt die Autorin der Kritikerin zufolge zum Anlass für ein "Fest der Referenzen", aber der eigentliche Hauptaspekt sind ihr zufolge "uralte Gretchenfragen": Dass der Supercomputer Dave, der hier erschaffen werden soll, um die Menschheit zu retten, mit einem menschlichen Bewusstsein versehen werden soll, gibt Raum für das Nachdenken über Identität, so Lorenz. Die unfreiwillige Komik des quasi religiösen Technikglaubens kommt in den Augen der Rezensentin ebenfalls nicht zu kurz. Den Sound, in dem all das daherkommt - meist funktional und schroff und dann ab und zu plötzlich sehnsuchtsvoll - fand die Kritikerin ebenfalls sehr passend.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.02.2021

Rezensent Jan Drees ist beeindruckt davon, wie Raphaela Edelbauer "Kino und Kybernetik" zu einem philosophischen Actionroman verwebe. Die Dystopie, in der der junge Programmierer Syz zum Vorbild des künstlich zu erschaffenden Wesens DAVE erkoren wird, sei mit Wittgensteins Sprachphilosophie und allerlei Verweisen auf andere Denker ebenso angereichert wie mit popkulturellen Anleihen aus Blade Runner oder Inception, analysiert Drees. Beim Vergleich dieser Struktur mit einem alles verdauenden "Haifischmagen" scheint der Rezensent zunächst skeptisch, spricht abschließend aber doch von einem "geglückten Philosophie-Experiment" im Blockbusterformat. Und wenn sich der Plot wie das "Myzel eines Pilzes" ausbreitet, bleibt die Spannung nicht auf der Strecke, staunt Drees.