Ralf Rothmann

Theorie des Regens

Notizen
Cover: Theorie des Regens
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518225455
Gebunden, 215 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

"Immer habe ich den Regen geliebt - solange ich nicht nass wurde. Die Welt ist friedlicher, wenn es regnet, still sitze ich am Fenster und höre zu, wie der Wolkenbruch das Laub der Linde, die Postkästen und die leeren Flaschen hinter dem Bistrot zum Klingen bringt. So flüssig schriebe ich gern. Die ganze rue Delambre ist bis zur letzten Laterne auf eine glänzende Weise ausformuliert, und ich blicke durch die Tropfen auf der Fensterscheibe wie durch winzige, schnell zerlaufende Prismen auf mein Leben." Ralf Rothmanns Notizen aus fünfzig Jahren: So persönliche wie lyrische, so grimmige wie humorvolle Momentaufnahmen aus den Erinnerungen eines Autors, von dem wir viele wunderbare Romane und Erzählungen kennen und der uns hier mit wenigen Worten vor Augen führt, was versöhnen könnte mit den Zumutungen der Mitwelt und der viel zu rasch vergehenden Zeit: Eine poetische Existenz.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.05.2023

"Zartes" und "Schwebendes" sucht Ralf Rothmann in seiner Prosa, schreibt Rezensent Christoph Schröder. Der Band, der nun zu seinem siebzigsten Geburtstag erschienen ist, vereint Notizen aus fünfzig Schaffensjahren und ist eine "Fundgrube" für Überraschendes und Unkonventionelles. Gerade den alltäglichen Momenten gewinnt Rothmann ihre besondere Seite ab, freut sich der Kritiker, anhand der Erinnerungen, Anekdoten und "poetischen Selbstaussagen" kann er zudem vortrefflich den Entwicklungsprozess des Schriftstellers nachvollziehen. Der "publikumsscheue" Autor hat sich noch nie so offen gezeigt, findet Schröder, und erlaubt den Lesern einen ganz neuen Blick auf sich und seine Werke.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.05.2023

Rezensent Patrick Bahners lässt sich gerne von den poetischen Notizen und Anekdoten des Schriftstellers Ralf Rothmanns inspirieren, die in diesem Band versammelt sind. Das Buch enthält literarisches Material aus fünfzig Jahren, das es nicht in einen von Rothmans Romanen geschafft hat, so der Kritiker, der froh ist, dass dieses "Übriggebliebene" den Lesern nicht vorenthalten wurde. Der Rezensent hat seine Freude an den amüsanten Erzählungen des Autors, der seine Träume, seine Weltfremdheit und sein besonderes Verhältnis zur Sprache protokolliert. An diesen Notaten kann der Rezensent wunderbar Rothmanns Entwicklung als Autor nachvollziehen und fühlt sich auch selbst zu poetischen Reflexionen angeregt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.05.2023

Rezensent Hilmar Klute bewundert Ralf Rothmann für die "stachelige Poesie", die fantastischen Allegorien und all die schönen Sätze, mit denen Rothmann die Kriegs- und Nachkriegsjahre, Kindheit im Ruhrgebiet oder das Leben in West-Berlin beschrieben hat. In den Aufzeichnungen "Theorie des Regens" erlebt Klute den Autor nun wirklich persönlich, der Band versammelt Beobachtungen, Skizzen und Notate, die keinen Eingang in Rothmanns Romane gefunden haben. Sensitives, findet Klute in dieser Materialsammlung, Welterkundung, Melancholie und Polemik. Aber auch sehr Zärtliches: Der Vater beklagte sich einst gegenüber einem anderen Bergarbeiter, dass sein Sohn jetzt spinne und Gedichte schreibe. Der Steiger antwortete heiter: "Aber das ist doch ein schönes Spinnen."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.05.2023

Rezensent Eberhard Geisler findet in Ralph Rothmanns Notizen viel Zwischenraum für eigene Träume, Geschichten und Gedanken. Mit der kurzen Beschreibung einer Reise nach Florenz etwa folgt Geisler nicht nur Rothmanns Überlegungen zum Tourismus, welcher laut Rothmann "aus allem eine Kulisse und aus jedem einen Statisten" macht. Der Text gibt ihm dank seiner feinen Beobachtungen auch Anlass und Grund für die Hoffnung auf so etwas wie "Brüderschaft", wie Solidarität und dadurch eine Befreiung aus jenem Statistendasein. Das Schreiben, weiß Geisler, war für Rothmann immer ein Mittel, sich in allem Leid und  Mangelerfahrungen der Realität Orte der Ruhe und Erfülltheit zu schaffen. Mit "Theorie des Regens" veröffentlicht er nun Notizen, die in seinen Romanen keinen Platz hatten, dafür nun aber umso mehr Platz lassen, damit sich Leserinnen und Leser dazwischen ihre eigenen Oasen erdenken können, so der begeisterte Rezensent.