Qiu Miaojin

Letzte Worte vom Montmartre

Cover: Letzte Worte vom Montmartre
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751809191
Gebunden, 237 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Martina Hasse. Als sie im Alter von sechsundzwanzig Jahren Selbstmord begeht, hinterlässt die bereits zu frühem Ruhm als Autorin einer rebellischen Gegenkultur gelangte Qiu Miaojin ihr unveröffentlichtes Meisterwerk Letzte Worte vom Montmartre. Darin erzählt sie in einer Reihe von Briefen, die von einer namenlosen Erzählerin in Paris, Taipeh und Tokio geschrieben werden, die Geschichte einer leidenschaftlichen Beziehung zwischen zwei jungen Frauen - ihr sexuelles Erwachen, ihre Trennung und die verheerenden Folgen ihrer zerbrochenen Liebe - und bietet so erschütternde Einblicke in das Leben zwischen den Kulturen, Sprachen und Geschlechtern. Zwischen den Extremen schwankend, zwischen Selbstironie und Pathos, zwanghafter Wiederholung und rhapsodischen Träumereien, Zurückhaltung und Verletzlichkeit, entwickelt sich dieser genresprengende Roman zu Thriller, Romanze und Abschiedsbrief in einem. Miaojin erweist sich darin als eine der aufregendsten chinesischsprachigen Autor:innen der letzten Jahrzehnte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.01.2024

Rezensentin Lorina Speder ist aufgewühlt und beeindruckt von Qiu Miaojins Roman, dem letzten, vor ihrem frühen Suizid verfassten und nun erst auf Deutsch übersetzten Werk der taiwanischen Autorin und queeren Ikone. Nachdem bereits ihr Debütroman, "Aufzeichnungen eines Krokodils", mit der für die chinesischsprachige Literatur der 90er-Jahre unüblichen Thematisierung von Liebe und Sex zwischen Frauen enormen Einfluss auf die queere Community hatte, verfolgt Qiu dieses Thema auch in diesem Buch, aber mit stärkerer autobiografischer Prägung, so Speder: Es geht um die Studentin Zoë, vorübergehend wohnhaft in Paris, die in Briefen an ihre verflossene Liebe Xu über ihre Beziehung zu ihr nachdenkt. Überschattet wird alles von den Suizidgedanken der Protagonistin, die die Lektüre "herausfordernd" machen, so Speder. Beeindruckend findet sie, wie Qiu in den Briefen die starken Stimmungsschwankungen der Verfasserin nachvollziehbar macht und dabei Stück für Stück ein komplexes Bild der Psychologie Zoës entwirft. Dabei gehe es viel um das Entdecken ihres Begehrens nach Frauen, zum Teil in expliziten Sexszenen; eine (männliche) Außenperspektive komme nur indirekt vor, so die Kritikerin. Für sie ein nicht nur thematisch, sondern auch in seiner emotionalen "Wucht" immer noch modern wirkendes "Meisterwerk".