Philip Manow

Im Schatten des Königs

Die politische Anatomie demokratischer Repräsentation
Cover: Im Schatten des Königs
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 2008
ISBN 9783518125243
Kartoniert, 169 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Warum interessieren wir uns für die Haarfarbe Gerhard Schröders oder die Schönheitsoperationen Silvio Berlusconis? Philip Manow antwortet: Weil ein Teil der symbolischen Bedeutung, die ihren Sitz einst im Körper des Königs hatte, in der Demokratie nachlebt, nicht nur im Herrscherkörper, sondern auch im zentralen politischen Körper der repräsentativen Demokratie: dem Parlament. Zum Ausgangspunkt für seinen Essay über die politische Anatomie der Demokratie wählt Manow die Gestaltung moderner Plenarsäle. Anhand von weiteren Überlegungen zur Immunität von Abgeordneten, zur Öffentlichkeit parlamentarischer Verhandlungen und zur Frage, warum in George W. Bushs Wagenkolonne stets mehrere baugleiche Cadillacs fahren, kommt er zu dem Ergebnis, daß in der modernen Demokratie das staatstheoretische Gedankengut des Mittelalters überlebt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.02.2009

Die vier hier enthaltenen Essays, in denen der Politikwissenschaftler Philip Manow die Demokratie auf ihre monarchischen Züge hin abklopft, sind für Justus Wenzel allenfalls Skizzen zu einem noch zu schreibenden Buch. Wenzel entdeckt kulturwissenschaftliche und mediävistische (Kantorowicz-) Ansätze, wenn der Autor das Parlament und seine äußere Form oder die parlamentarische Immunität als Spuren der Monarchie deutet. So anregend dem Rezensenten das auch erscheint, er weiß nicht immer, wohin es führt. Dass die Demokratie ihre eigene Mythologie nötig haben soll und dass diese aus monarchischen Überresten besteht, erscheint Wenzel dann doch mindestens fragwürdig. Grundbegrifflich, meint er, ist hier noch eine Menge zu tun.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2008

Begeistert ist Alexandra Kemmerer von Philip Manows Essay über die Grundlagen demokratischer Legitimation, die noch heute im "Schatten des Königs" stehen, wie wir erfahren. Herausragend geschrieben und reich an erhellenden Einsichten findet die Rezensentin diese Abhandlung des Konstanzer Politikwissenschaftlers, der die Annahme vertritt, dass auch die Demokratie ihre eigene Mythologie hervorbringt. Überzeugt hat Kemmerer auch, wie der Autor die These von Bild- und Körperlosigkeit moderner Herrschaft widerlegt. Dazu wirft er einen Blick in die Plenarsäle Europas, anhand derer er nachweist, dass die verschiedenen Sitzordnungen Schlüsse über die jeweilige politische Ordnung zulassen. Zufrieden stellt die Rezensentin fest, dass auch die Moderne noch vom Geist des "heiligen Herrschers" verzaubert sei.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.06.2008

Inspirierend und originell findet Christine Pries Philip Manows Buch über vormoderne Spuren in der demokratischen Selbstrepräsentation. Wenn die Rezensentin auch nicht alles, was der Konstanzer Politikwissenschaftler vorbringt, unterschreiben kann, so erscheint ihr vor allem der in den beiden Hauptkapiteln ausgeführte Punkt, dass nämlich die parlamentarischen Sitzordnungen keineswegs rein funktionale Gründe haben oder gar zufällig sind, bemerkenswert. In einer eigenwilligen Verwendung von Ernst Kantorowicz' Theorie von den zwei Körpern des Königs - dem natürlichen und dem politischen - lasse sich im rechteckig angeordneten britischen Parlament die Vorstellung, als Teil des politischen Körpers des Königs zu fungieren, ablesen. Im halbrunden französischen Parlament dagegen manifestiere sich ein "ritualisierter Ausdruck einer komplexen Neuerfindung beider Körper des Königs", mit dem man sich ausdrücklich von den Inszenierungen der gestürzten monarchischen Macht absetzen wollte, erklärt die Rezensentin gefesselt, die diesen Punkt als "eigentliche Entdeckung" des Autors feiert.