Peter Härtling

Leben lernen

Erinnerungen
Cover: Leben lernen
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2003
ISBN 9783462033113
Gebunden, 378 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Peter Härtling erzählt sein Leben. Er beschreibt, wie aus dem Flüchtlingskind und Frühwaisen ein junger Journalist, ein erfolgreicher Lektor und Verlagsleiter und schließlich der viel gelesene und vielfach ausgezeichnete Schriftsteller wurde. Fesselnd erzählt er von seinem Weg hinein in das Zentrum des kulturellen und literarischen Lebens der jungen Bundesrepublik und von den vielen Persönlichkeiten, die ihn geprägt haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.12.2003

"Härtling lesen ist unglaublich gemütlich", schreibt Stephan Maus mehr abfällig als begeistert. In seinen Augen ist Peter Härtling ein zwar geübter, aber altmodischer Erzähler, der sich nicht etwa an seinen Zeitgenossen, sondern an den Kulturheroen von einst orientiert. In der Tat hat Härtling verschiedene Biografien solch anerkannter Künstlernaturen wie Schubert, Hölderlin, Schumann, E.T.A. Hoffmann verfasst. Im Krieg früh Waise geworden, habe Härtling einen unglaublichen Bildungshunger entwickelt, auch als soziales Distinktionsmerkmal im Flüchtlingslager, erzählt Maus. Die Schilderung seiner entbehrungsreichen Kindheit im Krieg und in der Nachkriegszeit gehören für Maus zum Besten der nun vorliegenden Autobiografie. Der weitere Lebensweg des gelernten Journalisten, Lektors, Verlagsleiters, Romanciers und geschickten Navigators im Literaturbetrieb enthält für den enttäuschten Rezensenten "nur die flache Wahrheit aus der Gelehrtenrepublik" - kennt dieser Mann einen einzigen Elektriker oder Maurer, fragt Maus etwas entgeistert ob des literarischen Namedroppings, das seines Erachtens auch nicht mehr Gehalt besitzt als die Bohlen-Biografie, weil es bloß zeigt, "ich bin dabei gewesen".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.11.2003

Klaus Harpprecht füttert seinen Text über Peter Härtlings Lebenserzählung mit eigenen Erinnerungen. Kein Wunder, mussten sie doch als Jugendliche demselben schwäbischen Kaff entfliehen und kreuzten sich ihre Lebenswege manches Mal - früher recht oft, später weniger häufig, wie Harpprecht resümiert. Dementsprechend emotional ist sein Text eingefärbt, den er nicht Kritik, sondern "Betrachtung" nennen mag, auch wenn er Härtlings Erinnerungen nicht unwidersprochen lässt. Zunächst einmal nimmt er ihn jedoch vor der Kritik in Schutz, eine sentimental-idyllische Rückschau verfasst zu haben: "Leben lernen" sei eine Erzählung voller "bitterer Farbe" und "verhaltener Energie". Doch warum, hat sich Harpprecht bei der Lektüre von Härtlings Erinnerungen an die journalistische Zeit beim "Monat" gefragt, warum wirft er den darin Schreibenden - Lasky, Allemann, Löwenthal, Arendt und vielen mehr - Dogmatismus vor? Und warum stemme er sich so sehr gegen die Erkenntnis der ideologischen "Deformationen", die Harpprecht zufolge seinerzeit viele Linke ereilte? So ist denn der zweite Teil von Härtlings Memoiren aus seiner Sicht von einer "merkwürdigen Unbestimmtheit" gekennzeichnet. Schreibt's und wünscht dem "Gefährten" alles Gute zum 70.