Peter Bieri

Eine Art zu leben

Über die Vielfalt menschlicher Würde
Cover: Eine Art zu leben
Carl Hanser Verlag, München 2013
ISBN 9783446243491
Gebunden, 384 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Die Würde ist das höchste Gut des Menschen. Doch was meinen wir eigentlich, wenn wir von Würde sprechen? Peter Bieris neues Buch handelt von diesem zentralen Thema unseres Lebens. Mit einem einzigen Begriff ist die menschliche Würde nicht zu fassen. Bieri nähert sich ihr deshalb als Beobachter: An Beispielen aus dem Alltag und der Literatur entwickelt der Philosoph aus der Schweiz eine Vorstellung von Würde, die von unserem Umgang mit anderen und mit uns selbst abhängt. Würde, so stellt sich heraus, ist keine abstrakte Eigenschaft, sondern eine bestimmte Art zu leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2013

Als wichtig, schön und entsprechend lesenswert bezeichnet Rezensent Otto Depenheuer das Buch des Philosophen Peter Bieri über die Vielfalt der Menschenwürde als Alltagserscheinung. Dass sich der Autor mit Grundfragen nicht aufhält, sondern gleich den praktischen Vollzug der Würde anpeilt, findet Depenheuer befreiend. Ebenso das undogmatische Aufzeigen der Pluralität solcher Vollzüge, in denen der Mensch die Gefahren des Lebens aushält, und, wie der Autor es laut Rezensent versteht, auch unter ungünstigen Bedingungen die Herausforderung zu leben annimmt. Für Depenheuer geht Bieri dabei denkbar anschaulich und einfühlsam vor, wenn er sich auch Inkonsequenzen leistet, wie der Rezensent feststellt. Den Sport des Zwergenwurfs etwa verbietet laut Autor ein objektiver Würdebegriff. Just den aber möchte der Autor ja vermeiden, meint Depenheuer. Im Bereich praktischer Lebensweisheit bietet ihm der Band hingegen "fesselnde" bis "hinreißende" Passagen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2013

Wie vielgestaltig Selbsterkenntnis sein kann, lernt Uwe Justus Wenzel von diesem Autor, einem literarisch höchst produktiven Philosophen bzw. einem philosophisch denkenden Erzähler, so genau lässt sich das offenbar nicht sagen. Peter Bieri alias Pascal Mercier nämlich, erläutert der Rezensent, schreibt auch in diesem Buch über die Würde, über moralische Integrität und das Verhältnis von Nähe und Distanz teilweise eine vielstimme Rollenprosa, Geschichten über das Leben als solches. Für Wenzel ein lehrreiches Unterfangen, wenn auch der Ton von Bieris "Existenzialanalytik" mitunter "gemütvoll" wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 02.10.2013

Der hier rezensierende Soziologe und Sozialphilosoph Hans Joas ist hin und hergerissen, was er von Peter Bieris Buch "Eine Art zu leben" über die menschliche Würde halten soll. Einerseits gefällt ihm die Neigung des Philosophen und Schriftstellers, sich beim philosophischen Grübeln nicht des üblichen Jargons zu bedienen, sondern befreit in einer verständlichen Sprache zu schreiben. Bieri spielt seine gründliche Bildung nicht in den Vordergrund, lobt Joas. Auch seine Beispiele nehme er meist nicht aus der Philosophie, sondern aus der Literatur. Entlang dreier Fragen versuche Bieri die Bedeutung der Würde in unserer heutigen Lebensform zu diskutieren: Wie werden wir von anderen behandelt? Wie behandeln wir sie? Wie stehen wir zu uns selbst?, zählt der Rezensent auf. Zwei Dimension entgehen aber vollkommen Bieris Blick, notiert Joas, weder reflektiert er, wer genau dieses "wir" eigentlich ist und wer warum nicht dazu gehört, noch scheinen für ihn die faktischen, historischen Bedingungen allgemein eine wesentliche Rolle zu spielen. Wer seinen Begriff von Würde nicht teilt, für den interessiert sich Bieri einfach nicht, so der Rezensent. Das fällt ihm vor allem auf, wenn Bieri über religiöse Menschen schreibt, die er nur als "Irregeleitete" sehen kann. Und so billigt Bieri am Ende dem theoretischen "wir" mehr Würde zu als dem realen, kritisiert der Rezensent, der viel gelernt hat aus dem Buch, nur nicht, worauf unsere Kultur der Würde eigentlich genau basiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.09.2013

Anhand literarischer Szenen und imaginärer Dialoge diskutiert Peter Bieri in seinem neuen Buch "Eine Art zu leben" die vielfältigen Gestalten der menschlichen Würde und ihrer Verletzung, berichtet Reinhard Brandt. Unabhängig davon, ob es die Würde als solche gibt, drängt sie sich doch als Selbst- und Fremdwahrnehmung beständig in unser Handeln und Empfinden, fasst der Rezensent Bieris Idee zusammen. Wir merken schon ganz genau, wenn sie uns genommen wird, und oft genug auch, wann wir sie nehmen. Brandt ist beeindruckt vom Stil des Autors, hat aber philosophisch einiges auszusetzen: zum einen vermutet der Rezensent, dass das Gerede vom Mensch als "Zweck an sich" außerhalb der kantischen Transzendentalphilosophie wenig sinnvoll ist, auch wenn die Formel noch so gerne zitiert wird, und der ursprüngliche Sinn sei nicht wirklich in die Gefühlsmoral Bieris übertragbar. Zum anderen gehen Brandt Überlegungen zu den unterschiedlichen Funktionen der Würde in der Ethik und im Recht ab, angesichts des ersten Grundgesetzartikels hätte er die spannend gefunden.
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