Peter Bender

Weltmacht Amerika

Das Neue Rom
Cover: Weltmacht Amerika
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2003
ISBN 9783608960020
Gebunden, 300 Seiten, 19,50 EUR

Klappentext

Politisch und strategisch waren Italien und Nordamerika Inseln, auf denen Römer und Amerikaner eine ungeheure Macht ansammelten. Innerhalb von 75 Jahren (264 -190 v. Chr. und 1917 -1991) wurden beide in Kriegen, in die sie teilweise ungewollt gerieten, zu den beherrschenden Mächten der Welt ihrer Zeit. Neben gewaltigen Unterschieden beobachtet der Autor erstaunliche Ähnlichkeiten. Peter Bender spekuliert nicht, sondern befragt die Geschichte vom Altertum bis ins Jahr 2003. Römer und Amerikaner wuchsen auf ihren "Inseln" Italien und Nordamerika zu militärischer oder wirtschaftlicher Macht, die sie stärker machte als alle anderen Staaten. Aus ihrer Sicherheitspolitik wurde Machtpolitik, die sie zu den einzigen Weltmächten ihrer Zeit werden ließ. Was dann weiter kam, liegt bei Rom zutage: Die aristokratische Republik verwandelte sich in ein monarchisch regiertes Imperium. Die USA diskutieren und müssen entscheiden: Wollen sie - wie Rom - ein Empire schaffen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2003

Kein gutes Haar lässt Norbert Finzsch an dem Buch des Publizisten Peter Bender. Dieser sei zwar "ein Fachmann für alte Geschichte" und verstehe "eine Menge von aktueller Politik", von "amerikanischer Geschichte" verstehe er "dagegen nichts". Und wenn man bedenke, dass "vergleichende Geschichte", an der Bender sich hier versuche, ohnehin schon "ein schwieriges Geschäft" sei, mache das den Vergleich nicht gerade leichter. Dass Benders Buch "gut zu lesen" sei und "vor griffigen Vokabeln und farbigen Metaphern" nur so strotze, ist dann natürlich auch nicht als Kompliment gemeint. Laut Finzsch verstellen die Metaphern - etwa die von der "insularen Position" der USA - bloß den analytischen Zugriff, ebenso wie Benders Analogien, die vom scheinbar leicht Sichtbaren ausgehen, das Verstehen von Strukturen verhindern. Während dort wiederum, wo es überdeutlich an sichtbaren Ähnlichkeiten zwischen Rom und den USA fehle, dann "die Sprache zupacken und die Wahrnehmung korrigieren" müsse, also die erwähnten "griffigen Vokabeln" zum Einsatz kämen. Am Ende wirft der Rezensent Bender außerdem noch vor, "die moderne Forschung" nicht rezipiert zu haben. Finzsch schließt mit der Frage: "Ein ärgerliches Buch?" - und antwortet: "Nein, ein überflüssiges."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.09.2003

Ob Amerika jetzt das neue Rom ist oder nicht - zunächst mal stellt Herfried Münkler fest, das es zumindest das neueste neue Rom in einer ganzen Geschichte derartiger Vergleiche ist, die sich meistens als falsch erwiesen. Sogar der Schweiz wurde ja einst, von Machiavelli, eine derartige Zukunft vorausgesagt. Peter Bender gehe der Frage sehr durchdacht nach, indem er römische und amerikanische Geschichte parallel erzähle - das republikanische Rom und die Vereinigten Staaten im 20. Jahrhundert in ihrem jeweiligen Aufstieg zur Macht - und dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Zur Gemeinsamkeit: Beide Imperien, fasst Münkler ein Grundmotiv von Benders Argumentation zusammen, seien nicht aus einer "zielstrebig imperialistischen Politik", sondern aus defensiven Erwägungen heraus entstanden. "Nicht stürmische Eroberer haben die beiden Imperien hervorgebracht, sondern diese sind langsam und allmählich durch die schrittweise Ausdehnung der Einfluss- und Machtbereiche gewachsen." Der größte Unterschied: Roms Aufstieg zur Macht gründete sich auf militärischer Überlegenheit, der amerikanische auf Reichtum. Und während seinerzeit Machtpolitik und Krieg einem kühlen Realismus unterworfen waren, werden sie heute immer ideologisch verpackt. Bender hüte sich also davor, die Frage eindeutig zu beantworten. Doch so sehr Vergleiche oft hinken - dieses Buch beweise ihre Nützlichkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2003

Als "großen Wurf" würdigt Rezensent Werner Link dieses Buch. In "zupackender, streckenweise brillanter Weise" stelle der Autor Peter Bender die historischen Etappen des Aufstiegs Roms und der USA zur Weltmacht dar, berichtet Link. Benders Ausführungen zu Unterschieden und Ähnlichkeiten lobt er als außerordentlich differenziert. Link stimmt dem Autor zu, wenn dieser die ungeheure Macht, die Römer und Amerikaner auf ihrer Insel entwickelten, und das "Ausgreifen nach Übersee", dem Ersten Punischen Krieg bei den Römern und dem Ersten Weltkrieg bei den USA, als wichtige Parallelen in der Anfangszeit analysiert. Zustimmung auch für Benders Beschreibung der für beide Reiche maßgeblichen außenpolitischen Handlungsmaxime, der Sicherung der Gegenküste. Zweifel hat Link allerdings bei Benders Einschätzung, die Gefahren, gegen die sich Rom und Washington verteidigten, seien "größtenteils" nur eingebildet gewesen, und aus Sicherheitspolitik sei Machtpolitik geworden - eine Aussage, die Bender später selbst wieder relativiere. Einig ist sich der Rezensent dann wieder mit Bender darin, dass die Vereinigten Staaten mit dem Versuch, aus einer hegemonialen Weltmacht zu einer imperialen Weltmacht zu werden, scheitern würden - wobei Bender zweifele, ob Amerika überhaupt ein Empire wolle.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.08.2003

Rezensent Ralph Bollmann betrachtet Peter Benders "Weltmacht Amerika" ziemlich kritisch. Zwar attestiert er Bender, detailliert zu beschreiben, wie sich mit den USA und dem alten Rom zwei zunächst unbedeutende Kleinstaaten zu den Großmächten ihrer Zeit entwickelten. Doch die Verschränkung von römischer und amerikanischer Geschichte gelingt Bender nach Ansicht Bollmanns "nicht durchgängig". Über "weite Strecken", beanstandet Bollmann, referiere Bender "isoliert" die antike oder moderne Ereignisgeschichte. Dabei erfährt der kundige Leser zum Bedauern Bollmanns "kaum Neues", während der Laie mit Namen und Details verwirrt werde. Vor allem hält er Bender vor, auf die entscheidenden Fragen kaum einzugehen, die für ihn wären: "Was haben Römer und Amerikaner, neben zufälligen Parallelen in der Chronologie des Aufstiegs, im Kern eigentlich gemein?" Und: "Was können wir für die Zukunft der 'neuen Weltordnung' daraus lernen?" Benders Auffassung, das "Wesentliche" der USA und Roms - Traditionen und Mentalitäten, Gesellschaft und Kultur - müsse "als unvergleichbar in Erinnerung bleiben", kommentiert Bollmann mit dem Argument, dass niemand dieses Buch bräuchte, wenn das denn so wäre. Im letzten Kapitel indes, für Bollmann das beste des Buches, beweise Bender "eindrucksvoll" selbst, dass dem nicht so ist, wenn er etwa über den "Roman Way of Life" als antiker Parallele zum amerikanischen Lebensstil schreibe.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.07.2003

Stefan Rebenich widmet sich eingehend diesem Buch, das einen Vergleich zwischen dem antiken Rom und den USA unternimmt. Er lobt diese "Doppelbiographie" zweier Weltmächte als "flüssig geschrieben" und attestiert dem Autor, durch seine vergleichende Untersuchung den "Blick" für die "charakteristischen Merkmale" der beiden Staaten zu öffnen. Rebenich findet bei seiner Lektüre häufig "treffende Beobachtungen", wie z. B. den "provozierenden" Vergleich des Irak-Krieges mit dem Dritten Punischen Krieg. Den Vergleich einzelner Protagonisten wie beispielsweise den von Verteidigungsminister Rumsfeld mit dem römischen Gesandten Gaius Popillius Laenas dagegen erscheint ihm mitunter als zu "plakativ". Was den Rezensenten an diesem Buch außerdem stört sind "aphoristische Verkürzungen", zu denen der Autor seiner Ansicht nach durch seine "Suche nach Ähnlichkeiten" verführt wird und was auch die Hauptthese Benders betrifft, beide Mächte führten ihre Kriege aus einem übermächtigen "Sicherheitsinteresse" heraus. Zudem kritisiert Rebenich, dass der Autor allzu pauschalisierend von "Römern" und "Amerikanern" spricht, ohne einzelnen Positionen und Strömungen gerecht zu werden. Dies erscheint dem Rezensenten als ziemlich "anachronistische" Betrachtungsweise sowohl der römischen Geschichte als auch der amerikanischen Gegenwart und er findet, dass Bender damit der "Komplexität" des historischen und gegenwärtigen Geschehens in keiner Weise "gerecht" wird.

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