Pedro Juan Gutierrez

Der König von Havanna

Roman
Cover: Der König von Havanna
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2003
ISBN 9783455025446
Gebunden, 287 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen übersetzt von Harald Riemann. Reynaldo lebt im Zentrum Havannas. Nachdem seine gesamte Familie innerhalb kurzer Zeit zu Tode kommt, wandert der Junge unter Mordverdacht in den Knast. Nichts Besonderes im Havanna der 1990er Jahre, wo Mord und Totschlag an der Tagesordnung sind und es an Motiven dafür nicht mangelt: Hass, Eifersucht, Habgier und Hunger, bis hin zu Selbstmord aus Verzweiflung. Der Mangel am Elementarsten befreit die Menschen von jedem moralischen Korsett - was durchaus auch positive Seiten haben kann. Nirgendwo treibt das Unternehmertum buntere Blüten, vögelt man hemmungsloser, genießt man das Leben freizügiger. Nach vier Jahren Knast ist Reynaldo um zahlreiche sexuelle Erfahrungen, etliche Tätowierungen und ein Piercing reicher und lässt sich - keineswegs gebrochen - von Abenteuer zu Abenteuer treiben. Bis er Magda kennen lernt ?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.08.2003

Als "gründlich misslungen" und "unerträglich langweilig" bezeichnet die Rezensentin Jutta Person diesen Roman von Pedro Juan Gutierrez über die "kubanische Sexbesessenheit". "Die Kombination von Systemkritik und Sex, Verelendung und Stumpfheit" im kubanischen Umfeld sieht die Rezensentin zwar als guten Stoff, die Verarbeitung von diesem empfindet sie aber als unglaublich "monoton". Da würden auch immer neue Bezeichnungen für des Protagonisten bestes Stück und "Ekelfaktoren wie Filzläuse und Fäkaldetails" nichts dran ändern.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.05.2003

Na, das ist ja mal ein deutlicher Hinweis der Rezensentin, die zu diesem Buch gleich zu Beginn unumwunden empfiehlt: "Tun Sie sich einen Gefallen. Lesen Sie es nicht." Alles, was hier zu lesen ist, finde man, so Tina Gintrowski, schon im Erstling des Autors "Schmutzige Havanna Trilogie" (den sie auch nicht wirklich empfehlen würde), jetzt nur variiert und noch mal breiter ausgewalzt. Es sind das Tod, Fäkalien, Drogen, Mord, "Sex, Sex, Sex", hier noch ergänzt um den "gigantischen Penis" des Helden Reynaldo. Der letzte Rest von Hoffnung, den das erste Buch noch ließ, sei nun auch verschwunden: alles krank und öde und offensichtlich auch nekrophil. Zehn Seiten vor Schluss nämlich, verrät Gintrowski, schlafe Reynaldo nochmal mit seiner Freundin, die nun allerdings tot ist, eine Weile schon. "Möchte man das lesen?", fragt die Rezensentin. Ihre Antwort: Nein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2003

Zwei Gründe sieht Hardy Reich, weshalb die Romane von Pedro Juan Gutiérrez hierzulande Anklang finden: zum einen sei dafür der anhaltende Kuba-Kult verantwortlich, schreibt Reich, zum anderen glaubt er, eine "neue Lust am Schund" entdeckt zu haben. Als Beleg für letzteres zitiert Reich den deutschen Verleger von Gutiérrez, Rainer Moritz, der seine Freude daran geäußert habe, "dem elitären Meinungsterror der Durs-Grünbein-Fraktion Bescheid zu stoßen". Nach Reich lässt sich aus Gutiérrez' zweitem auf Deutsch vorliegenden Roman viel über Kuba lernen: über die dort herrschende Armut, den Machismo, die alltägliche Gewalt. Dass die Handlung aber ebenso in Rio de Janeiro spielen könnte, hält Reich für ein indirektes politisches Statement des Autors, der in Kuba nach wie vor auf dem Index steht: dass Castros Kuba eine bessere Sozialstruktur und weniger Armut aufzuweisen hätte, lasse sich seit dem Fortfall der sowjetischen Unterstützung für den Inselstaat nicht mehr behaupten. Alle diese landeskundlichen Informationen seien bei ihm angekommen, bestätigt der Rezensent und hätte doch gerne mehr sprachliche und erzählerische Gestaltungskraft (und etwas weniger Schund) am Werk gesehen.
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