Paul Morand

Aufzeichnungen eines notorischen Schwimmers

Cover: Aufzeichnungen eines notorischen Schwimmers
Mare Verlag, Hamburg 2005
ISBN 9783936384208
Gebunden, 192 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Jürgen Ritte. Paul Morand, Diplomat und Kosmopolit, war ein notorischer Schwimmer, den es sein Leben lang zu jeder Jahreszeit an die Küste zog. Doch seine "Aufzeichnungen" sind weit mehr als Zeugnis seiner Leidenschaft; sie sind das Porträt einer versunkenen Welt, die der schreiblustige Lebemann - vom Meer aus gesehen - verewigt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.08.2005

Rezensent Thomas Laux zeigt sich gleichermaßen vom bekennenden Hedonisten Paul Morand wie von seinem Buch fasziniert. Als "Phänomenologie des Ufers" beschreibt Laux die Reise-Aufzeichnungen Morands, in denen sowohl die noch idyllischen Strände der sechziger Jahre vors Auge geführt würden, als auch die schriftstellernden Schwimmer der Literaturgeschichte. "Intertextuell" sei Morands Erzählweise, aber "unterhaltsam". Auch fehle es dem Mann nicht an ironischer Distanz, so Laux, wenn er schonungslos von seinen Versuchen erzähle, diverse Schwimmstile durchzuexerzieren. Nur die zum Glück sehr knapp gehaltene Frage nach den psychologischen Untergründen der Meeressucht sind dem Rezensenten dann doch zu "verschwurbelt".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2005

Joseph Hanimann entdeckt in den Aufzeichnungen Paul Morands ein neues Genre: "maritime Autobiografie". So kündigt auch der Übersetzer Jürgen Ritte die Erinnerungen des französischen Schriftstelles an, und der Rezensent lobt diese passende Aufnahme in die Mare-Bibliothek. Morand berichtet trocken von seinen Gedanken, die alle im weitesten Sinne mit Schwimmen und dem Meer zu tun haben, vom Urlaub und Touristen, und anhand zahlloser Anekdoten erfährt Hanimann auch etwas über Schwimmtechniken und Badekultur. Das lässt ihn stutzen und zur Erkenntnis kommen: Viele der "entscheidenden Szenen" in Morands Erzählungen spielen im Wasser! Allerdings vermisst der Rezensent die "bittere Bosheit", für die Morand bekannt war, und konstatiert einen "etwas müde gewordenen Witz". Das lässt ihn Morand in einem neuen Licht erscheinen, und er liest ihn als eine "Mischfigur aus Lord Byron und Viktor Hugo".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.07.2005

Das ideale Buch für den Badeurlaub hat Maike Albath in Paul Morands "Aufzeichnungen eines notorischen Schwimmers" gefunden. Der 1888 geborene französische Autor beschreibt darin verschiedene Badeorte, mit denen er seit seiner Kindheit vertraut ist. Die Rezensentin ist von der "sommerlichen Leichtfüßigkeit", mit der das Buch daher kommt, sehr angetan, bemerkt aber auch "Understatement und Snobismus" beim Dandy Morand, der seinerzeit den Surrealisten nahe gestanden haben soll. Beeindruckt zeigt sich Albath von der "literarischen Vielgestaltigkeit", mit denen der Autor die unterschiedlichen Küstenlandschaften zu beschreiben weiß. Auch wenn aus dem Buch hin und wieder ein "wichtigtuerischer, etwas weinerlicher" Ton dringt, etwa wenn Morand sich über den zunehmenden Massentourismus beklagt, preist die begeisterte Rezensentin dennoch diese "Bade-Biografie" als ungetrübtes Lesevergnügen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.05.2005

"Leicht und elegant und zärtlich" kommt das neue Buch von Paul Morand daher, findet Rezensent Rolf Vollmann. Darin erzählt der 1976 verstorbene Schriftsteller, "Weltmann und Diplomat", wo er überall im Laufe seines Lebens gebadet hat. Französische Küstenorte tauchen aus den Zeilen Morands ebenso auf wie griechische Insellandschaften, und die Erinnerungen erwecken den Neid des Kritikers. Schließlich beschreibe Morand in seinem Buch eine "schöne, neiderregende" Welt, die er mit Kollegen und hübschen Frauen bereiste. Besonders begeistert zeigt sich der Kritiker von der Art, wie der "meerbadenste aller Dichter" das Erlebte beschreibt: Die Leuchttürme, die Morand im Laufe seines Lebens immer weiter ans Meer heranrücken und schließlich verschwinden sah, hört der Kritiker förmlich "platschen und stürzen". So "wundervolle" Sätze - so schließt der Rezensent - kann nur einer schreiben, der wirklich "gelebt" hat.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.05.2005

Paul Morand kommt bei Lothar Müller nicht gut weg. Das "Renommieren und Aufschneiden" sei ihm nicht fremd gewesen, lebenslang habe er dem 15 Jahre älteren Kollegen Marcel Proust und dessen "mondänem Personal" aus nacheifern wollen, glaubt Müller. So richtig geschafft hat er es seiner Meinung nach nie. Das Thema des Strandes hat Morand außerdem nicht allein, sondern als einer von vielen europäischen Literaten seiner Zeit entdeckt. Viele der Betrachtungen und Reflexionen über das Strandleben sind dann auch "erkennbar aus zweiter Hand", konstatiert der Rezensent, der außerdem das geliebte Cornwall als Badedestination "grotesk unterschätzt" sieht. Nur manchmal werde in den meist "zerstreut verplauderten" Essays der "Physiognomiker" von Strand und Meer deutlich, der in diesem Buch leider allzuoft dem "Schwadroneur" weichen muss. In den besten Passagen erkennt Müller allerdings, worauf Morand aus war: das "Paradox des verlässlich Unkonventionellen".
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