Paul Auster (Hg.)

Ich glaubte, mein Vater sei Gott

Wahre Geschichten aus Amerika
Cover: Ich glaubte, mein Vater sei Gott
Rowohlt Verlag, Reinbek 2001
ISBN 9783498000615
Gebunden, 408 Seiten, 19,89 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel, Volker Oldenburg, Kathrin Razum und Marion Sattler-Charnitzky. Paul Auster legt hier, fußend auf einem von ihm entworfenen Projekt des öffentlichen US-Rundfunks, eine Sammlung wahrer Geschichten von Hörern vor. Mal lustig, mal traurig - und stets anrührend - sind sie, und vor allem direkt aus dem Alltag der Menschen gegriffen. Paul Auster hat sie aus viertausend Einsendungen so ausgewählt, dass sie das Denken, Träumen und Hoffen einer ganzen Nation widerspiegeln.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.03.2002

Interessant findet der Rezensent Hans-Peter Kunisch auf jeden Fall, was Paul Auster als Herausgeber so an wahren Geschichten aus dem zeitgenössischen Amerika zusammengetragen hat. Das liegt aber nicht an der hohen literarischen Qualität der von Nichtschriftstellern im Rahmen eines Wettbewerbs beim öffentlich-rechtlichen Radio eingesandten Geschichten (obwohl er zugesteht, dass "einige dieser kurzen Geschichten brillant geschrieben sind"), sondern daran, dass sie eine Menge über die Befindlichkeiten und Zustände der USA vor dem 11. September aussagen. So findet er es bemerkenswert, dass es wenige Beiträge der viel erwähnten "ethnischen Minderheiten" gibt und dass die USA offensichtlich ein Land sind "das an seinen Familien leidet und Trost in romantischer Liebe und gescheiten Tieren findet". Die "Jagd nach den Gewöhnlichkeien des Lebens" erkennt Kunisch als repräsentativ für den Mainstream der amerikanischen Literatur. Und da passt dieses Buch gut zu dem Land, in dem es entstanden ist, so lautet das Fazit von Hans-Peter Kunisch.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.02.2002

Die von Paul Auster zusammengestellte Anthologie hat sich "merkwürdig verwandelt", erklärt Rezensent Dieter Hildebrandt, der das Buch vor dem 11. September zu lesen begonnen hatte. Vor den Terroranschlägen habe er die Sammlung der von Radiohörern eingesendeten Geschichten wie ein gesellschaftliches "Psychogramm" verstanden, in dem "ein großes Land seine kleinen Pointen auswirft". Beispielsweise die Erzählung über eine Demonstration des Ku-Klux-Klans kam dem Rezensenten wie "Trivialisierung, Verrat eines heiklen Themas amerikanischer Gegenwart an die Humoreske" vor. Heute jedoch, durch die Ereignisse in den USA habe sich die Wahrnehmung dieser Schilderungen im Kopf des Lesers verändert, "wirkten sie nicht mehr wie ein Übermaß an Idylle, sondern wie Ruhe vor dem Sturm", die eine merkwürdige "Ungeschütztheit" der amerikanischen Gesellschaft offen legen, so Dieter Hildebrandt.
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